Ein Entscheid sei nicht gefallen, sagte Bundesrat Ueli Maurer am Mittwoch vor den Medien. Die hohen Infektionszahlen alleine führten nicht zu einer Quarantänepflicht. «Es gibt keinen Automatismus», so der Finanzminister auf eine Frage einer Bundeshausjournalistin. Das federführende Innendepartement (EDI) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verfolgten die Lage in Frankreich und anderen Ländern und Regionen aufmerksam.

Falls Massnahmen wie eine Quarantänepflicht für aus Frankreich einreisende Personen beschlossen würden, bräuchte die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) Unterstützung von der Armee, sagte Finanzminister Maurer weiter. «In welcher Form auch immer.»

Das Problem sind die zehntausenden Grenzgänger, die täglich aus Frankreich in die Schweiz einreisen. Die Westschweizer Kantone drängen den Bund deshalb, das Land trotz hoher Infektionszahlen nicht auf die Risikoliste zu setzen, wie die Tamedia-Zeitungen am Mittwoch berichteten.

Der Bund hat in einer Verordnung die Kriterien für Risikoländer verankert: Als solche gelten Länder, in welchen die Zahl der Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner in den letzten 14 Tagen mehr als 60 betrug. Dieses Kriterium wäre für einige Regionen in Frankreich erfüllt.

Auf den Index kommen auch Länder, in welchen Informationen für eine verlässliche Risikoeinschätzung fehlen oder aus welchen in den letzten Wochen wiederholt infizierte Personen in die Schweiz eingereist sind. Die Liste wird je nach Entwicklung nachgeführt.

Regierung schliesst strengere Corona-Massnahmen in Paris nicht aus
Im westlichen Nachbarland ist insbesondere in Paris die Zahl der Neuinfektionen gestiegen. Frankreichs Regierung schliesst deshalb strengere Massnahmen wie das frühere Schliessen von Bars im Kampf gegen das Coronavirus in der Hauptstadt nicht aus.

«Die Lage im Grossraum Paris beschäftigt uns», sagte Regierungssprecher Gabriel Attal nach der Regierungssitzung unter Vorsitz von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch. Dort zirkuliere das Virus erheblich. Zuletzt hatte Frankreichs zweitgrösste Stadt Marseille seine Massnahmen verschärft und eine generelle Maskenpflicht veranlasst. Ausserdem müssen Bars, Restaurants und Geschäfte um 23 Uhr schliessen.

«Nichts ist prinzipiell ausgeschlossen», sagte Attal mit Blick auf verschärfte Massnahmen in der Hauptstadt. Präfekten und Abgeordnete stünden in ständigem Kontakt, um mögliche neue Massnahmen vorzubereiten. Im Département Bouches-du-Rhône, in dem Marseille liegt, ist die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder stark gestiegen. (sda/dpa)