Stattdessen sollten Passagiere als eine Massnahme während des Flugs Masken tragen, um eine Ansteckungsgefahr zu vermindern, sagte IATA-Gesundheitsberater David Powell. Zusätzlich solle die Temperatur der Fluggäste vor Antritt des Fluges gemessen und die Flugzeuge gründlicher gereinigt werden.

Damit schwenkt der Verband um: Im April hatte IATA-Chef Alexandre de Juniac noch gesagt, das Leerlassen des mittleren Sitzes gehöre zu den wahrscheinlichen Bedingungen für eine Wiederaufnahme des Flugverkehrs und solle mit Regierungen weltweit diskutiert werden.

IATA-Chefökonom Brian Pearce sagte, die meisten Fluggesellschaften hätten im vergangenen Jahr kein Geld verdienen können, wenn ein Drittel der Sitze der meistgeflogenen Flugzeuge der Branche entfernt worden wäre. 

Wenn nur rund 60 Prozent der Sitze verkauft werden könnten, müssten Ticketpreise eigentlich um 43 bis 54 Prozent steigen, um den Ausfall wettzumachen, sagte Pearce. Bei einer Auslastung von nur gut 60 Prozent hätten nach einer IATA-Analyse nur 4 von 120 Airlines wenigstens ihre Kosten gedeckt.

Keine Verringerung der Ansteckungsgefahr
Es gebe keine Hinweise, dass das Freilassen von Mittelsitzen die Ansteckungsgefahr zusätzlich verringere, sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac am Dienstag in Genf. Der Verband ist gegen solche Vorgaben. Vielmehr arbeiteten die Fluggesellschaften an Konzepten mit Fiebermessen, Masken und rigorosen Hygienemassnahmen. Untersuchungen legen nach IATA-Angaben nahe, dass an Bord kaum ein Ansteckungsrisiko bestehe.

Auch im Premiumbereich der ersten und der Business-Klasse, die einen Grossteil der Umsätze generieren, rechnet der Verband mit Einbrüchen. Zum einen dürften Unternehmen in der erwarteten Rezession ihre Reiseausgaben senken, zum anderen hätten sich viele an die jetzt üblichen virtuellen Konferenzen gewöhnt.

Vorerst rechnet die IATA mit günstigen Ticketpreisen. Die Fluggesellschaften müssten die Nachfrage mit Angeboten stimulieren, sagte Pearce. Zudem sei die Kapazität anfangs sicher höher als die Nachfrage, und die Ölpreise seien niedrig. Die Buchungen hätten zwar angezogen, aber lägen noch deutlich unter den Werten vor der Corona-Krise. Vor dem nächsten Jahr rechnete Pearce nicht mit anziehenden Preisen. (awp sda reu dpa)