Schon so oft stellte er das Programm für das bekannte Luzerner Blue Balls Festival zusammen, das diesen Sommer bereits zum 21. Mal über die Bühne gehen wird. Ja, er sei etwas müde, die Arbeit sei nahrhaft, die finanzielle Verantwortung immens, sagte Blue-Balls-Chef Urs Leierer am späten Donnerstagnachmittag an einem Mediengespräch in Luzern. Er spricht von vielen schlaflosen Nächten, die er jeweils hat, bevor das Programm steht.

Das Festival kämpfe immer wieder mit den Finanzen. Nur dank grosszügigen Donatoren konnte das Defizit jeweils verhindert werden. In den vergangenen drei Jahren beispielsweise standen diese gerade für den Verlust von rund 400'000 Franken bei einem jährlichen Budget von vier bis fünf Millionen Franken.

Es sei auch jedes Jahr wieder von neuem eine aufwendige Aufgabe, Sponsoren zu finden, sagte Leierer. Dabei sprach er unter anderem den jahrelangen Disput an mit Heineken und Eichhof, der nun so endete, dass sich Leierer für das diesjährige Festival für die Zusammenarbeit mit der Winterthurer Brauwerkstatt Doppelleu und das Chopfab-Bier entschied.

29 Prozent der Einnahmen generiert das Festival durch Sponsoring und Marketing, 33 Prozent mit dem Ticketverkauf. 26 Prozent der Einnahmen machen der Verkauf von Festival-Pins, Essen und Trinken aus. Subventionen erhält das Blue Balls rund 180'000 Franken.

Neue Stiftung soll Festival retten
Drum kam Leierer – zusammen mit dem Verein Luzerner Blues Session, dem Veranstalter des Festivals – nun zum Schluss: So kann es nicht mehr weitergehen, das Festival braucht eine Veränderung. Auch konzentriere sich beim Blue Balls vieles auf ihn als Person, das soll sich ebenfalls ändern. «Ich bin auch älter geworden und denke an die Nachfolgeregelung», sagt der 55-Jährige, der mithalf, das Festival aus der Taufe zu heben.

Leierers Lösungsvorschlag: Er will bis Ende August dieses Jahres eine Stiftung gründen, welche die operative Leitung des Blue Balls übernimmt. Motivierte Köpfe werden gesucht. «Damit es das Festival auch in 20 Jahren noch gibt», sagt Leierer. Den Verein Luzerner Blues Session will er in die Stiftung integrieren. Dafür braucht er Geld. «Eine Million Franken», sagt Leierer, der sich vorstellen kann, auch in diesem neuen Konstrukt weiterhin tätig zu sein.

Grosse Konzerte fressen Geld
Kommt diese Stiftung aber nicht zu Stande oder fehlt das nötige Geld, würde das Festival ab 2020 nicht mehr in dieser Grösse stattfinden. Da ist er sich sicher. Will heissen, die grossen Konzerte im KKL mit namhaften Stars würden wohl vom Programm gestrichen. Diese fressen jeweils viel Geld und werfen wenig ab.

Auch wenn Leierer sagt, dass dieser Schritt ein «massiver Verlust» wäre für die Stadt Luzern, könnte er sich auch in diesem Fall vorstellen, sich weiterhin für das Blue Balls Festival zu engagieren. «Ich kann mich durchaus lösen vom Grossanlass», sagt er. Dass Leierer noch ein Weilchen dabei bleibt, hofft auch Pirmin Lötscher vom Verein Luzerner Blues Session, der ihn am Donnerstag bei seinem Auftritt vor den Medien begleitete. Blue Balls ohne Leierer wäre unvorstellbar, sagte er. Wie Luzern ohne Kapellbrücke vielleicht.

Gespräche mit möglichen Geldgebern seien bereits am Laufen, sagte Leierer. Eine Prognose abgeben zu den Chancen, das Geld aufzutreiben, wollte er aber nicht. Er hoffe einfach. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit. (sda)