Einer der markantesten Punkte des Fahrplanwechsel ist die Inbetriebnahme des S-Bahnnetzes Léman-Express. Diese grösste grenzüberschreitende S-Bahn Europas verbindet auf einer Strecke von 230 Kilometern 45 Stationen in den Kanton Waadt und Genf sowie im französischen Département Haute-Savoie.

Vom neuen Bahnnetz mit sechs Linien und 240 täglichen Verbindungen profitieren rund eine Million Personen. Dabei kommen 39 neue S-Bahn-Züge Schweizer und französischer Bauart zum Einsatz, wie Verantwortliche der SBB am Dienstag vor den Medien in Olten mitteilten. Im Verkehr mit Deutschland verkehren künftig die neuen ICE 4-Züge.

Weitere FV-Dosto einsatzfähig
Im nationalen Verkehr sollen weitere Züge der bisher pannenanfälligen Fernverkehrs-Doppelstockzüge FV-Dosto soweit bereit sein, dass sie normal zum Einsatz kommen können. Bisher verkehren sie auf dem Linien Chur-St. Gallen-Zürich bzw. Basel-Zürich-St. Gallen. Neu werden sie auch auf der Strecke Basel-Zürich-Chur anzutreffen sein.

Ausgebaut wird der Einsatz der neuen Giruno-Triebzüge auf der Gotthardstrecke. Sie verkehren heute von Basel bzw. Zürich ins Tessin. Neu werden die Giruno auch für Fahrten bis Mailand-Centrale verwendet. Auch die im März dieses Jahres vorgestellten IC2000-Doppelstockzüge werden vermehrt auf dem Streckennetz auftauchen.

S29 und S8 im Raum Aargau/Luzern fusionieren
Die wichtigste regionale Veränderung betrifft die Verknüpfung der S29 Turgi-Aarau mit der S8 Olten-Sursee zur neuen S29. Damit sind umsteigefreie Fahrten zwischen Turgi, Aarau, Zofingen und Sursee möglich. Ausgebaut wird das Angebot auf der S1 zwischen Sursee, Luzern und Baar. Die Seetalbahn zwischen Luzern und Lenzburg bekommt modernere Fahrzeuge. Die Benützer und Benützerinnen des «Läuferfingerli» im Baselbiet erhalten bessere Anschlüsse ans nationale Netz.

Die SBB investiert 2020 einmal mehr in den Ausbau und die Sanierung ihres Streckennetzes. Die komplette Sperrung der Strecke entlang des Ostufers des Zugersees sowie Bauarbeiten im Raum Liestal und beim Bahnhof Zürich-Flughafen werden für Reisezeitverlängerungen sorgen.

Künftig im Doppelstock-TGV nach Paris rollen
Mit dem Fahrplanwechsel 2020 wird die Kapazität zwischen der Schweiz und Paris stark ausgebaut. Die 19 bisher verkehrenden Zugskompositionen des TGV Lyria mit je 355 Sitzplätzen sind in die Jahre gekommen. Sie werden durch 15 Doppelstockzüge ersetzt, die je 507 Sitzplätze aufweisen. Damit erhöht sich die Kapazität um 30 Prozent.

Damit solle der von der ETH Lausanne vorausgesagte Verkehrsanstieg von 25 Prozent zwischen der Schweiz und Frankreich umweltgerecht abgefedert werden, heisst es in einer Mitteilung der Betreibergesellschaft TGV Lyria vom Dienstag. Neben den neuen Fahrzeugen erwartet die TGV-Benützer auch ein neu überarbeiteter und ausgebauter Fahrplan. Statt vier bis fünf Verbindungen täglich werden zwischen Zürich bzw. Basel und Paris durchgehend sechs Verbindungen angeboten.

Kanton Bern kritisiert Wegfall direkter TGV-Verbindung ab Bern
Mit dem Fahrplanwechsel 2020 fällt die direkte TGV-Verbindung von Bern nach Paris weg. Der Kanton Bern bedauert den SBB-Entscheid. Die Bahnverbindung von Bern und Interlaken sei insbesondere für den Tourismus von grosser Bedeutung. Die Berner Regierung erwartet deshalb von der SBB Massnahmen, damit die heutigen Anschlüsse auch weiterhin funktionierten, und die bisherige Reisezeit eingehalten werden könne, teilte der Kanton Bern am Dienstagnachmittag mit.

Wegen Bauarbeiten im Raum Liestal verlängert sich die Fahrt nach Paris vorerst um rund 30 Minuten, weil die knappen Anschlüsse in Basel nicht eingehalten werden können. Später, wenn die Züge wieder normal durch Liestal rollen, dauerte die Reise von Bern nach Paris trotz Umsteigen in Basel nur fünf Minuten mehr. Weiter erwartet der Kanton Bern, dass die Wiedereinführung von direkten TGV-Verbindungen zwischen Interlaken, Bern und Paris gemeinsam geprüft würden. Man habe dieses Anliegen bereits bei den SBB eingebracht.

Das Bahnunternehmen ist laut eigenen Angaben mit den betroffenen Kantonen Bern, Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt an einem runden Tisch im Gespräch. Kritik kommt auch von der Sektion Bern der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGöV Bern). Der «Umweg» über Basel sei kein vollwertiger Ersatz, schreibt IGöV Bern. Der Bahnhof Bern, «immerhin der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz», verliere damit eine wichtige internationale Direktverbindung. (htr sda)