Schweiz Tourismus (ST) lud diese Woche die Tourismusbranche landesweit zu einer indikativen Umfrage zu den Bundesrats­entscheiden und zur aktuellen Prognose auf die Sommerferien 2021.

Die Befragungen ergaben eine grundsätzliche Zustimmung zu den vom Bund skizzierten Öffnungsschritten ab Juni sowie dem Covid-Zertifikat. Beides führe zu mehr Planungssicherheit und beeinflusse die Stimmung positiv. Es würden allerdings auch weitergehende Lockerungen mindestens auf das Niveau des Sommers 2020 gefordert, schreibt die nationale Marketingorganisation zu den Umfragewerten.

Kurzfristigkeit erhöht die Wetterabhängigkeit
Bei den Übernachtungsbuchungen gaben die Anbieter ein Plus von durchschnittlich 14,5 Prozent gegenüber dem historisch schlechten Vorjahr an. Viele dieser Buchungen seien ausserordentlich früh erfolgt, was dazu führe, dass beliebte Destinationen und Unterkünfte bereits sehr gut gebucht seien.

Allerdings erwarten 53.,2 Prozent der Befragten eine weitere Zunahme der Kurzfristigkeit der Buchungen und eine grosse Beliebtheit von Kurztrips und Ausflügen, wo sogar ein Plus von 20,8 Prozent erwartet wird. Demnach erhält das Wetter diesen Sommer eine besonders hohe Bedeutung.

Wir werden mehr Gäste haben, die bereit sind, für längere Zeit zu kommen, weil sie die Restaurants im Dorf geniessen können.

Gabriel Bluj,  Hotel W, Verbier

Gastronomie und Wellness von zentraler Bedeutung
Auch Kulinarik wird in der Einschätzung von 43 Prozent der Umfrageteilnehmenden in diesem Sommer wichtiger – nicht zuletzt wegen des grossen Nachholbedarfs aufgrund der knapp sechs Monate dauernden Restaurantschliessungen. So sorgen die absehbaren Wiederöffnungen der Innenräume in Restaurants für Erleichterung und Optimismus. «Die Gastronomie wird weniger Gäste als gewohnt bewirten dürfen, dafür hat sich gezeigt, dass diese mehr ausgeben», stellt etwa Martin Ebneter, Geschäftsleiter Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn (AI), fest.

Gross ist auch der Nachholbedarf nach Kultur, Wellness und Ausflügen. Viele Feriengäste planen längere Aufenthalte, weil in den Destinationen ab Sommer auch ausserhalb der Hotels wieder Angebote verfügbar sind. «Wir werden mehr Gäste haben, die bereit sind, für längere Zeit zu kommen, weil sie die Restaurants im Dorf geniessen können», schätzt Gabriel Bluj, Revenue Manager, Hotel W, Verbier (VS).

Die Gastronomie wird weniger Gäste als gewohnt bewirten dürfen, dafür hat sich gezeigt, dass diese mehr ausgeben.

Martin Ebneter, Hoher Kasten

Outdooraktivitäten sind sehr gefragt
Die Umfrage-Auswertungen ergaben zudem, dass nach den Erfahrungen des letzten Sommers viele Leistungsträger zuversichtlich sind, auch 2021 überdurchschnittlich viele Schweizer Gäste in den Sommerferien begrüssen zu dürfen.

Bei Einheimischen sollte sich dabei der Trend zum Entdecken des Heimatlandes in einer anderen Sprachregion gemäss 54,4 Prozent der Befragten noch verstärken. Das beliebte Wandern dürfte weiterhin vielerorts Hauptaktivität sein oder für 40,5 Prozent der Befragten sogar an Bedeutung zulegen.

Ganz klar zunehmen (erwartet von 53 %) dürfte die Nachfrage im Bereich des Velotourismus, und sogar 63 Prozent der Befragten mehr Gäste im Bereich des Campings beziehungsweise Wohnmobil/Van-Life. [RELATED]

Mehr eurpäische Gäste erwartet
Mit 48,1 Prozent rechnet fast die Hälfte mit mehr europäischen Gästen als im Vorjahr. Diese dürften vor allem aus Deutschland, Frankreich, den Benelux-Staaten und Grossbritannien stammen.

Für Ungewissheit in der Branche sorge allerdings die Möglichkeit für internationales Reisen bezüglich der Ferienreisen der Schweizerinnen und Schweizer ins Ausland. Es lasse sich noch nicht abschätzen, wie weit diese durch zusätzliche Gäste aus dem Ausland aufgewogen werden können, schreibt Schweiz Tourismus.

Hoffen auf Grossveranstaltungen und Kongresse
Damit das Tourismusgeschäft – gerade in den stark betroffenen Städten – wieder rund laufen kann, ist es für die Leistungsträger von grosser Wichtigkeit, dass auch Grossveranstaltungen sowie Konferenzen und Kongresse wieder durchgeführt werden können.

«Veranstaltungen sind für uns sehr wichtig. Wir warten darauf, zu erfahren, wie hoch die Obergrenze für Publikum bei grossen Veranstaltungen sein wird», so Fabio Bonetti, Direktor Ascona-Locarno Tourismus (TI). Die Tourismusbranche erwartet deshalb eine rasche Lockerung der Veranstaltungsobergrenzen und der Reiserestriktionen. (htr/npa)