Mit dem Auftrag, die Tourismusstrategie für den Kanton Tessin zu entwickeln und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Ferienregion zu sichern, hat der  Angelo Trotta im Juli 2019 den Posten als Direktor von Ticino Turismo angetreten. Nach 100 Tagen, geprägt von vielen Gesprächen mit Interessensgruppen und Partnern hat Angelo Trotta erstmalig Bilanz gezogen und präsentierte die wichtigsten Erkenntnisse sowie die künftige strategische Ausrichtung von Ticino Turismo.

«Europa ist und bleibt ein wichtiger Treiber für den Tourismus in der Schweiz wie auch im Tessin. Neben dem Hauptmarkt Schweiz werden wir deshalb unsere Aktivitäten in den kommenden Jahren auf die Märkte mit dem grössten Gästeaufkommen konzentrieren. Dazu gehören vor allem Deutschland und Italien, aber auch UK, Benelux, und Frankreich. Neu werden wir auf den nordischen Märkten aktiv sein. Auf den Fernmärkten konzentrieren wir uns auf die USA, GCC und China», äussert sich Trotta zu den Fokusmärkten.

Innerhalb der Schweiz sind verstärkte Marketingaktivitäten in der französischen Schweiz und im Sektor MICE geplant. Darüber hinaus ist vor allem das Wachstum auf den Auslandsmärkten erklärtes Ziel. Aktuell kommen 62 Prozent der Gäste aus der Schweiz, 24 Prozent aus Europa und 14 Prozent aus den Fernmärkten.

Künftig soll die Verteilung auf 50 Prozent Schweizer Gäste, 30 Prozent Europäer und 20 Prozent Besucher aus Übersee lauten. Neben dem Wachstum der Touristenzahlen hat Angelo Trotta sich zum Ziel gesetzt, die Gästestruktur zu verjüngen. Aktuell sind 17 Prozent der Gäste zwischen 16 und 35 Jahre, 40 Prozent zwischen 36 und 55 Jahren und 43 Prozent über 56 Jahre alt. Die Verteilung 25 Prozent jüngere Gäste, 40 Prozent mittleren Alters und 30 Prozent ältere Gäste wird angestrebt. Strategischer Partner für die internationale Vermarktung ist und bleibt Schweiz Tourismus mit der Beteiligung an den Kampagnen wie «Win Back Europe».

Tessin soll eine «Green Destination» werden
Für die Erreichung dieser Ziele ist eine klare Positionierung mit Differenzierung durch die Stärken des Tessins vorgesehen. Betrachtet man die Gästebedürfnisse, haben laut dem Tourismus Monitor Schweiz 50 Prozent den Wunsch nach Natur angegeben, als Grund für Ihre Reiseentscheidung. «Die Natur ist unser höchstes Gut, auch für die Entwicklung des Tourismus und somit einer unserer grössten Schätze», sagt Angelo Trotta. «Wir möchten uns deshalb als eine Destination «green» positionieren und vor allem auf nachhaltigen Tourismus setzen.» [IMG 2]

Das Klima und Wetter sowie die Seen und Flüsse sind Reisegründe, mit denen sich das Tessin vom Rest der Schweiz abhebt. Ist das Wetter schweizweit zu 22,9 Prozent an der Entscheidung für eine Reise beteiligt, spielt es im Tessin mit 53.3 Prozent eine grosse Rolle, so der Tourismus Monitor. Die Seen und Flüsse im Tessin wurden mit 45,8 Prozent als Reisegrund angegeben, während dies in der restlichen Schweiz nur 21,7 Prozent ausmacht. Unter dem Schwerpunkt Ambiente wird Ticino Turismo sich den Auswirkungen des Klimawandels widmen und die Chancen für touristische Angebote ausarbeiten. Wasser  mit Angeboten an den Seen und Flüssen wird ebenfalls im Fokus stehen.

Ausbaufähig ist das Gästebedürfnis nach Bergen. Macht es doch im Tessin aktuell nur 38 Prozent im Vergleich zu 60.5 Prozent in der übrigen Schweiz aus. Die Weiterentwicklung der Wander- und Bikeangebote und deren Vermarktung wird deshalb an Wichtigkeit zunehmen. Für die Positionierung im internationalen Wettbewerb ist jedoch nicht nur die Leistung, sondern auch der Preis entscheidend. Neben der Differenzierung durch Konzentration auf die Stärken des Tessins und der Entwicklung neuer Produkte, spielt für den Preiswettbewerb die Qualität und Swissness eine Rolle und die damit einhergehende Positionierung als Premiumdestination.

Ceneri-Basistunnel als Chance
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Mobilität. Mit dem Bau der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) entsteht eine schnelle und leistungsfähige Bahnverbindung, welche das Tessin näher an die Gäste nördlich der Alpen rücken liess und somit auch in der Erreichbarkeit attraktiver gemacht hat. Das Verkehrsprojekt hat Investitionen stimuliert und neue touristische Angebote ermöglicht wie das Ticino Ticket. Mit der Einweihung des Ceneri-Basistunnels 2020 wird die NEAT vollendet und die Entfernung zwischen Zürich und Lugano wird weniger als zwei Stunden betragen. Ein bedeutender Moment für den Kanton, in dem darüber hinaus die zeitlichen Entfernungen zwischen den einzelnen Regionen halbiert und somit neue Synergien geschaffen werden können.

«2020 wird der CeneriBasistunnel eröffnet, der unsere Regionen noch näher zusammenrücken lässt und somit dem touristischen Angebot neuen Gestaltungsspielraum bietet», hebt Angelo Trotta, Direktor von Ticino Turismo hervor. «In diesem Moment ist das Schaffen von Synergien und die Angebotsbündelung wichtiger als je zuvor. In unserer Kommunikation werden wir dem Gast viele Urlaubserlebnisse zu Land und auf den Seen vermitteln, die er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, insbesondere zum Thema langsame Mobilität, zu denen die Wander- und Bikeangebote gehören.» (htr)