Gleich acht Mitglieder der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats der Bergbahnen Wildhaus (BBW) nahmen am Freitag an einer Medienkonferenz am Schwendisee oberhalb von Wildhaus teil. Sie forderten eine Deblockierung im Bergbahnenstreit, der seit Mitte2015 im oberen Toggenburg tobt.

Rhyner: Offen für Fusion
Man sei offen für «eine Fusion auf Augenhöhe» mit den Toggenburger Bergbahnen (TBB), sagte Jakob Rhyner BBW-Verwaltungsratspräsident. Das im vergangenen Mai lancierte und bis September 2019 gültige feindliche Übernahmeangebot der TBB – eine Chäserrugg- für zehn Wildhauser Aktien – sei aber ökonomisch nicht zu rechtfertigen.

Die BBW präsentierten dazu ein Gutachten der Hochschule Luzern.Darin bewertet Professor Philipp Lütolf, laut den Wildhauser Verantwortlichen ein anerkannter Fachmann in dem Gebiet, die Aktien der BBW weit höher. Laut ihm wäre ein Verhältnis von anderthalb bis zwei Wildhauser pro TBB-Aktie angemessen.

Die Studie basiere auf den beiden Jahresrechnungen 2016/2017, öffentlich zugänglichen Informationen über Projekte, betriebswirtschaftlichen Regeln, Erfahrungen, der Einschätzung von künftigen Entwicklungen und der Gewichtung von Chancen und Risiken, heiss es an der Medienkonferenz.

Laut dem Gutachten liegen die Risiken in Wildhaus in der Abhängigkeit vom Wintergeschäft und der bescheidenen Diversifikation. Risiken der Chäserruggbahn seien der Verzicht auf technische Beschneiung, fehlende Frequenzen der neuen Gondelbahn Espel-Stöfeli-Chäserrugg, eine knappe Liquidität und ein hoher Schuldendienst.

Wildhauser Projekt blockiert
Unmut äusserten Rhyner und Geschäftsleiter Urs Gantenbein über das Verhalten der St. Galler Regierung. Diese hat öffentliche Gelder von fünf Millionen Franken für das Ausbauprojekt «Wildhaus 2.0»blockiert. Der Kanton fordert, dass die rivalisierenden Bergbahnen sich zuerst auf die künftige Weiterführung ihres gemeinsamen Wintertickets einigen.

Dieses für die verbundenen Skigebiete von Wildhaus und Chäserrugg sehr wichtige Ticket ist nur bis und mit Winter 2018/2019 gesichert. Rhyner warf der Kantonsregierung vor, die touristische Weiterentwicklung im Obertoggenburg zu verhindern. Mit dem 15-Millionen-Projekt «Wildhaus 2.0» würde eine indirekte Wertschöpfung von 30 bis 40 Millionen angestossen. «Für uns ist nur sehr schwer nachvollziehbar, dass der Regierungsrat dies nicht als Chance erkennt und die Gelder dementsprechend freigibt.»

Wildhaus plant unter anderem einen neuen Sechser-Sessellift Oberdorf-Freienalp, einen neuen Kinderskilift und einen Ausbau der Beschneiungsanlagen. Man setze mit dem Projekt konsequent auf Familien und Einsteiger, erklärte Urs Gantenbein.

Uneinig über Tarifschlüssel
Der Geschäftsführer äusserte sich auch zum Tarifverbund und der umstrittenen Aufteilung der Einnahmen zwischen Wildhaus und Chäserrugg. Wie bei vergleichbaren Tarifverbunden seien die technischen Anlagenwerte und die Frequenzen dafür massgebend.

Das Problem sei, dass die Anlagen in Unterwasser und Alt St. Johann zwar einen mehr als doppelt so hohen technischen Wert hätten wie jene in Wildhaus. Die Frequenzen seien aber in Wildhaus höher.

Daraus lässt sich laut Gantenbein ein Pool-Anteil von 52 Prozent für die TBB und 48 Prozent für die BBW errechnen. Die TBB wollten aber mehr. (sda/npa)