Der neue Beruf Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann (Hoko) findet regen Zulauf und ist in seiner Form einzigartig. Im Konsortium «Mitarbeiter-Sharing» ist nun die Idee entstanden, dazu das innovative Teilprojekt «Lehrlings-Sharing» ins Leben zu rufen: Ein temporärer Austausch von Auszubildenden im 2. und 3. Lehrjahr. Der Versuch besteht darin, dass Tessiner Hotelbetriebe ihre Hoko-Lehrlinge für vier Wochen ins Bündnerland schicken. Das Pilotprojekt läuft unter der Führung von Federico Haas, Gastgeber im Hotel Delfino in Lugano und Mitgründer des Konsortiums «Mitarbeiter-Sharing».

Das Projekt habe sich sehr erfreulich entwickelt, teilt Federico Haas auf Anfrage mit. Der Drahtzieher des Pilotprojektes ist langjähriger Hotelier und Mitglied in der Berufsbildungskommission vom Verband hotelleriesuisse. «Die Bündner Partnerhotels haben sich sehr ins Zeug gelegt, und wir konnten bereits für jeden Lehrling einen entsprechenden Betrieb für den Austausch finden», so Federico Haas. Laut dem Projektleiter waren alle Parteien von Anfang an überzeugt vom «Lehrlings-Sharing» und sofort bereit, beim Pilotprojekt mitzumachen.

Einen Monat lang in den Bündner Bergen
Dank dem vorhandenen Interesse der Partnerhotels im Bündnerland soll bereits im Jahr 2019 das erste «Lehrlings-Sharing» durchgeführt werden. Die Tessiner Hoko-Lernenden im zweiten Lehrjahr sollen im Zeitraum von 6. Februar bis 8. März 2019 den Bündner-Hotelbetrieben zur Verfügung stehen. In diesem Zeitraum wird die Berufsschule im Tessin entsprechend unterbrochen. [IMG 2]

Aktuell sind acht Tessiner Hoko-Lehrlinge im zweiten Lehrjahr, alle davon sind mindestens 16 Jahre alt. Sie alle nehmen beim Pilotprojekt «Lehrlings-Sharing» teil. Optimalerweise wird beim Lehrlings-Sharing ein Turnus in den hotelinternen Abteilungen (inklusive Reception) stattfinden, wobei dies abhängig von den Sprachkompetenzen sei, teilen die Verantwortlichen mit. Der Lohn für die Lehrlinge soll dabei weiterhin vom Stammbetrieb bezahlt werden, der Partnerbetrieb ist lediglich verantwortlich für die Kost und Logis der Lehrlinge im Austausch. Mit dem Projekt bestehe eine weitere Möglichkeit der Vereinigung von den beiden Kantonen Tessin und Graubünden, so die Initianten.

Initianten versprechen eine Win-Win-Situation
Für die Partnerhotels im Graubünden bedeutet dies im Idealfall eine Chance für eine kostengünstige Allrounder-Arbeitskraft während arbeitsintensiven Winterwochen. Dank den bereits absolvierten eineinhalb Lehrjahren sollten die Hoko-Lehrlinge bereits gutes Vorwissen mitbringen. Zusätzlich soll das Pilotprojekt für ein positives Image der Hotellerie und  für das Konsortium «Mitarbeiter-Sharing» sorgen. Es biete für die Partnerbetriebe auch eine Möglichkeit, Lernende kennenzulernen und sie später für eine qualifizierte Stelle zurückzugewinnen, schreiben die Initianten.

Federico Haas vom Konsortium «Mitarbeit-Sharing» übernahm das Erstellen eines kleinen Reglements und die Benachrichtigung an die Berufsschule Tessin sowie das anschliessende Match-Making zwischen Lehrlingen und Hotelbetrieben, da er beide Parteien bereits gekannt hatte. Anschliessend folgte die Bewerbung, eine persönliche Vorstellung sowie ein Probe-Arbeitstag der Hoko-Lehrlingen in den Bündner Partnerbetrieben. Derzeit werden nun die entsprechenden Vereinbarungen zwischen den Lehrlingen und den Hotelbetrieben gemacht.

Der positive Verlauf des Pilotprojektes und die entsprechenden Rückmeldungen haben Federico Haas optimistisch gestimmt. Der erfahrene Gastgeber könnte sich auch vorstellen, das Projekt in andere Regionen der Schweiz auszuweiten. «Da die Ausbildungen überall etwas anders aussehen, müsste man wahrscheinlich von Region zu Region den Austausch etwas anders gestalten», vermutet er. Doch er wittert auch in Zürich, der Innerschweiz oder in der Romandie Potenzial für solche oder ähnliche Projekte. Der Hotelier hofft, dass das «Mitarbeiter- und Lehrlings-Sharing» eine Vorbildfunktion einnehmen wird. «Ein Austausch zwischen Hotelbetrieben ist immer ein Gewinn, egal wo er stattfindet», so Haas. (htr/og)