Das Berner Luxushotel Bellevue Palace wurde am Montag zum Zentrum der kulinarischen Schweiz. Dort fand im Beisein von Bundespräsident Guy Parmelin die Preisverleihung «Kulinarische Meriten Schweiz» statt. Die Auszeichnung wurde zum zweiten Mal vergeben.

Diesjähriger Ehrenpreisträger ist Anton Mosimann. Der als Koch der Queen bekannte Seeländer sei nicht nur ein grosser Meister der Gastronomie, sondern auch eine hinreissende Persönlichkeit, hiess es in der Laudatio. Trotz seines Erfolgs und seiner Berühmtheit sei der 74-Jährige bescheiden und zugänglich geblieben. Für seine Leistungen erhielt er das Kulinarische Ehrenmeritum.

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Neben Mosimann wurden Rebecca Clopath, Andreas Caminada, Lorenzo Albrici und Pierre-André «Pierrot» Ayer mit dem kulinarischen Meritum ausgezeichnet. Hier Auszüge aus den Lobreden.

Bündnerland statt Weltmetropole
Rebecca Clopath hätte als ehemaliges Mitglied der Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft das nötige Rüstzeug, das Talent und zudem die Ausstrahlung, um in einer Weltstadt erfolgreich zu kochen. Stattdessen hat sie sich für den elterlichen Hof in Lohn im Tal Schams im Graubünden entschieden. Ihr Leitmotiv basiert auf dem Kreislauf eines gesunden Bodens, kräftigen Tieren und einer ehrlichen Küche. In ihrer kulinarischen Heimat findet sie nicht nur Erzeugnisse vom Hof, sondern auch Kräuter, Blumen und mancherlei Essbares, das die Natur hergibt.

Die Auszeichnung «Kulinarische Meriten Schweiz» wurde 2020 ins Leben gerufen als Ehrung für die Ausbildung und die Leistungen von Berufsköchinnen und Berufsköchen, die in der Schweiz arbeiten oder die Schweiz im Ausland vertreten. Sie soll an Persönlichkeiten verliehen werden, deren Hochachtung für lokale Produkte und deren Schaffen das kulinarische Erbe der Schweiz ehrt oder geehrt hat.

Der Preis ist nicht nur für Köchinnen und Köche bestimmt, die bereits bekannt und in den Medien vertreten sind. Jede und jeder, der die Kriterien der Wettbewerbsteilnahme erfüllt, kann sich anmelden oder vorgeschlagen werden. Die Kandidaturen werden anschliessend von einer nationalen Jury aus Experten und Berufsleuten der Nahrungsmittelindustrie der drei grossen Sprachregionen der Schweiz bewertet. Die Jury ist frei in der Verleihung der Auszeichnungen und stützt sich lediglich auf ihr Reglement.

Dem Bündnerland wurde in Bern gleich doppelte Ehre zuteil. Neben Clopath erhielt auch Andreas Caminada die Auszeichnung. 2003 war Caminada noch die Entdeckung des Jahres von Gault&Millau. Nach über 20 Jahren tönt seine Karriere wie ein Märchen, was seinem Talent, seinem Eifer und seiner Professionalität zu verdanken ist. Caminada weiss, wie er sein Talent und seine Leidenschaft den jungen Leuten weitergeben kann, die ihn umgeben. Ein Beweis dafür ist die Stiftung Fundaziun Uccelin, eine Initiative, um junge Talente des Kochberufs zu begleiten und zu fördern.

Einst unter den Fittichen von Girardet
Der letztjährige Ehrenpreisträger Frédy Girardet war einst Ausbildner von Lorenzo Albrici, als dieser – das Kochdiplom frisch in der Tasche – auf seinen Wanderjahren unter anderem im Hôtel de Ville in Crissier Halt machte. Die Zeit dort habe seine Leidenschaft für die wahre Küche gefestigt, sagt Albrici. In der Zwischenzeit hat Albrici, der seit 1998 die Locanda Orico in Bellinzona führt, längst selber viele Junge ausgebildet und auf ihrem Weg begleitet.

Auch Pierrot Ayer hat die gestrige Ehrung nicht ausschliesslich seiner Kochkunst, sondern auch seinem Engagement für den Nachwuchs und für regionale Produkte zu verdanken. Er war Mitglied bei JRE, der Vereinigung «Jeunes restaurateurs d'Europe», die er später auch präsidiert hat. Sein Name steht in Verbindung mit Qualitätsprodukten wie dem bekannten Freiburger Vacherin AOP und weiteren renommierten Erzeugnissen. Und als der Pachtvertrag seines alten Restaurants Le Pérolles auslief, hat er die Gelegenheit genutzt, das Restaurant zu übernehmen und mit seinem Sohn und zukünftigen Nachfolger Julien ein modernes, den heutigen Bedürfnissen angepasstes Restaurant zu machen. (htr/stü)