Am vergangenen Montag rief der Bundesrat die «ausserordentliche Lage» für die Schweiz aus. Um die Bevölkerung zu schützen mussten zahlreiche Läden und Lokale geschlossen werden. Vom Lockdown ausgenommen sind die Hotels. «Trotzdem ist der Beschluss des Bundes für die Branche problematisch», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse, im Interview mit der htr hotel revue. Denn durch die Nichtschliessung drohen Diskussionen punkto Versicherungsschutz und Kurzarbeitsentschädigung. Viele Hotels sehen sich dennoch gezwungen, ihren Betrieb zu schliessen.

Aber es gibt auch Gründe, weshalb für die Schweiz in Krisenzeiten offene Hotels sinnvoll sein können. Mit der Massnahme, die Beherbergungsbetriebe nicht zur Schliessung zu verpflichten, wollen Bund und Kanton sicherstellen, dass die Unterkünfte als Unterstützung für die öffentlichen Dienste wie Militärpersonal und Pflegepersonal oder leichte Fälle aus den Spitälern freigehalten werden.

Regionale Hotelverbände und Sektionen haben denn auch schon ihre Zimmerkapazitäten für medizinisches Personal zur Verfügung gestellt. In Davos beispielsweise folgten über zehn Betriebe einem Aufruf des örtlichen Krisenstabes und bieten ihre Zimmer an, falls die Bettenanzahl in den Spitälern knapp wird. Auch im Kanton Bern hecken die Hoteliers gemeinsam Ideen aus, wie sie mit ihrem Personal und Zimmerangebot die Spitäler, Militär oder Behörden unterstützen können. In Basel stellt, auf Initiative des Regionalverbands HotellerieSuisse Basel und Umgebung, den Spitalmitarbeitenden seine aufgrund der ausbleibenden Gäste, freien Zimmer zu einem Sonderpreis zur Verfügung. Laut Franz-Xaver Leonardt, CEO der Krafft Gruppe in Basel, werde das Angebot bereits rege genutzt.

Not macht erfinderisch
Der Basler Hotelier führt mit der Krafft Gruppe in Basel das 4-Sterne-Hotel Krafft Basel, das Nomad Design & Lifestyle Hotel, die Brauerei, die Bar Volta Bräu und das «Consum Residence by Krafft» mit der gleichnamigen Bar. Dort stehen einige Zimmer dem Kanton für die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen frei.

Die geschlossene Weinbar Consum begann Leonardt zusammen mit seinem Team und einem Innenarchitekten am vergangenen Montagabend auszuräumen. Anstelle von Stühlen und Tischen wurden Regale errichtet. Einzig die Theke wurde belassen. Seit Mittwochnachmittag ist das Lokal wiedereröffnet – und zwar als Lebensmittelladen, wo die Bevölkerung einkaufen kann wie früher. Denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnete dort der Basler Allgemeine Consum Verein (heute Coop) seinen ersten Consum-Laden, der bis zur Übernahme des Hauses an der Ecke Rheingasse-Schafgasse durch die Krafft-Gruppe bestand.[IMG 2-9]

Die regionalen Produkte in der temporär wieder zu einem «Consum» umgebauten Bar stammen von den Lieferanten, die bis vor dem Lockdown die Krafft-Gruppe mit ihren Restaurants und Bars aber auch Cateringbetriebe der Stadt beliefert hatten. «Die sitzen allen auf ihrer Ware und sind froh, wenn sie diese doch noch verkaufen können», so Leonardt. «Unsere langjährigen Lieferanten sind nun also die Hauptlieferanten für unseren Laden». Verkauft werden Grundnahrungsmittel, wie Milchprodukte, Mehl, Gemüse, Früchte vom Bauernhof aber auch Fleisch vom Metzger.

[IMG 10-13]«Nun können wir unsere Qualitäten ausspielen»
So unterstützt die Krafft-Gruppe die Lieferanten während der akuten Krisenzeit und sorgt dafür, dass diese nach der einschneidenden Bundesverordnung das Gastgewerbe weiterhin beliefern können. «Wenn die eingehen, dann hätten wir bei der Wiederöffnung unserer Gastrobetriebe nichts mehr», ergänzt Leonhardt.

Es sei nun wichtig, dass man die Zulieferer nun nicht im Stich lasse. «Wir alle haben Probleme, aber wir sind die Branche, die kreativ und flexibel sein kann. Nun können wir unsere Qualitäten ausspielen». Franz-Xaver Leonhardt möchte die Branche dazu motivieren, möglichst schnell Verantwortung zu übernehmen, um anderen Wirtschaftszweigen mit innovativen Ideen und Konzepten zu helfen. Es sei das «A und O» nun schnell zu handeln und zu vertrauen. Damit kann die Schweizer Hotelleriebranche zeigen, dass sie nicht nur für Feriengäste wichtig ist. (htr/npa)