Der Startschuss fiel am 30. November 2021. Seither arbeitet das Küchenteam des Park Hotel Winterthur nur noch 4 Tage in der Woche – bei gleichem Lohn, gleicher Wochenarbeitszeit, aber mit einem zusätzlichen Tag frei. Für das Pilotprojekt musste Direktor Philipp Albrecht allerdings erst alle Arbeitsprozesse anpassen oder gar neu denken. «In der Praxis hat das meiste sehr gut geklappt, lediglich bei ein paar Absprachen zwischen den Schichtteams mussten wir nachjustieren.»

«Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv, besonders der Wegfall der Zimmerstunde wurde gelobt, weil dadurch für alle gefühlt mehr Freizeit entsteht»
Philipp Albrecht, Direktor Park Hotel Winterthur

Gleichzeitig räumt Albrecht ein, dass der Pilot pandemiebedingt in eine ruhige Betriebszeit fiel. Der Dezember ging ohne Bankette und Grossveranstaltungen über die Bühne, und im Januar waren die sieben Küchenmitarbeitenden in Kurzarbeit. «Deswegen können wir noch kein definitives Fazit ziehen», so Albrecht. Aber: Die 4-Tage-Woche sei beim Team grundsätzlich gut angekommen. [RELATED]

Jeder soll die Wahl haben
«Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv, besonders der Wegfall der Zimmerstunde wurde gelobt, weil dadurch für alle gefühlt mehr Freizeit entsteht», resümiert der Hotelier. Tatsächlich haben sich denn auch einige neue Fachkräfte genau deswegen bei ihm beworben. «Wir hatten aber auch Kandidatinnen und Kandidaten, die sich eine Zimmerstunde wünschten.» In Zukunft werde das Park Hotel Winterthur die verschiedenen Arbeitsmodelle deshalb flexibel auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abstimmen. «Wichtig ist, dass jeder die Wahl hat», findet Albrecht.

Aufgrund der guten Erfahrungen wird das Pilotprojekt bis Ende Jahr verlängert – und auf andere Abteilungen wie Réception, Service und Housekeeping ausgeweitet. Den definitiven Härtetest muss die 4-Tage-Woche dann im Frühsommer bestehen, wenn das Park Hotel Winterthur seine Terrasse öffnet und wieder mehr Gäste eintreffen.[DOSSIER]

3 freie Tage am Stück
Im Radisson Blu Hotel Zürich Airport ist man ebenfalls daran, die 4-Tage-Woche mit 20 Küchenmitarbeitenden zu testen. Natürlich mussten die Abläufe auch hier erst neu definiert und ein paar skeptische Stimmen überzeugt werden. Nach fast drei Monaten Testphase zieht Daniel Twerenbold, Regionaldirektor der Radisson Hotel Group, ein «positives erstes Fazit».

Die Tagesschichten seien mit 10,5 Stunden zwar länger als früher, aber die Aufgaben der Mitarbeitenden dafür vielfältiger, weil zum Beispiel der Frühstückskoch neu bei der Zubereitung des Mittagessens helfe. «Am meisten aber freut sich das Team über die drei freien Tage am Stück. Allen ist relativ schnell bewusst geworden, wie viel Lebensqualität sie dadurch gewinnen», sagt Twerenbold.

«Kommt das Arbeitsmodell an, werden wir die 4-Tage-Woche im Frühsommer schweizweit einführen.»
Daniel Twerenbold, Regionaldirektor Radisson Hotel Group

Da die 4-Tage-Woche beim Personal offenkundig auf Anklang stösst, wird sie nun in vier weiteren Radisson Hotels in der Schweiz getestet. Nicht nur in der Küche, sondern in je einem Hotel auch im Service, an der Réception und in der Abteilung Meetings & Events. Anfang März soll es losgehen, Ende März will der Regionaldirektor bereits eine erste Auswertung vornehmen.

Entscheidend wird sein, ob die Mitarbeitenden mit den Arbeitsbedingungen zufrieden sind, ob sich allenfalls Flüchtigkeitsfehler einschleichen, wenn die Tagesschichten länger sind, und natürlich, ob die 4-Tage-Woche Marktvorteile bei der Rekrutierung von Fachkräften bringt. «Kommt das Arbeitsmodell an, werden wir die 4-Tage-Woche im Frühsommer schweizweit einführen.»