Ist eine Berufslehre in der Hotellerie für Jugendliche nicht mehr attraktiv? Die Lernendenumfrage von Hotel & Gastro Union (HGU) zeigt ein differenziertes Bild. Sie nennt die Arbeitszeiten, schwierige Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung seitens der Vorgesetzten als Hauptgründe, die Branche zu verlassen. Dagegen ergreifen die Verbundpartner Massnahmen. Aber auch Betriebe können mehr zur Attraktivitätssteigerung beitragen, als viele denken.
Die Verbundpartner, bestehend aus Bund, Kantonen und Sozialpartnern, diskutieren aktuell auf nationaler Ebene die Attraktivität der Berufsbildung. Dazu hat der Bund eine Auslegeordnung über den Zustand der Berufsbildung erstellt und die Verbundpartner zu einer Beurteilung eingeladen. Ziel ist es, möglichen Handlungsbedarf zu ermitteln, um die Berufsbildung attraktiver zu gestalten. HotellerieSuisse beteiligt sich aktiv an diesen Diskussionen und sieht darin eine grosse Chance, auf nationaler Ebene Einfluss zu nehmen.
Aber auch die Ausbildungsbetriebe haben viel Spielraum, um den Jugendlichen eine attraktive Ausbildung zu bieten. Hier greift der einseitige Fokus auf die Ferien zu kurz, wie sie die Gewerkschaften in der im August eingereichten Petition fordern. So sind es laut HGU-Umfrage nicht die Ferien, sondern das Arbeitsklima und die Arbeitskultur, die über die Auswahl des Lehrbetriebes entscheiden.
Es gibt viele erprobte Beispiele, um den Jugendlichen den Einstieg in die Branche zu erleichtern: Eine rücksichtsvolle Arbeitsschichteinteilung, damit auch Hobbys Platz haben, und die Begrenzung der Arbeitszeit für Lernende bis 22 Uhr kann schon viel Entlastung bringen. Neue Inputs und Motivation bringt zudem der Arbeitseinsatz in einem anderen Ausbildungsbetrieb, etwa sprachübergreifend. Weitere Möglichkeiten sind ein Startgeld für Laptops, für Schulmaterial oder die Möglichkeit, von betriebseigenen Fringe Benefits zu profitieren.
Online-Café «Ausbildungskonzept als Schlüssel zum Erfolg»
Im virtuellen Treffen für HotellerieSuisse-Verbandsmitglieder am 25. November von 14.00 bis 15.30 Uhr geht es um die Verbesserung der Ausbildung von Lernenden mit einem kreativen und nachhaltigen Konzept und wie dadurch die interne und externe Kommunikation gestärkt wird.
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HotellerieSuisse fördert hierzu den Erfahrungsaustausch zwischen den Betrieben in Form von Anlässen und Onlinecafés, beispielsweise am nächsten Onlinecafé vom 2. Dezember zum Thema «Ausbildungskonzept als Schlüssel zum Erfolg».
Die neuste Statistik stimmt optimistisch: Nach Jahren des Abwärtstrends nimmt die Zahl der besetzten Lehrstellen wieder etwas zu. Packen wir es zusammen an und sorgen für den Nachwuchs in unserer Branche!
Carla Gasser ist Fachexpertin Bildungspolitik bei HotellerieSuisse.
