Bereits unter seinen Vorgängern sei eine Trennung der operativen und strategischen Aufgaben definiert worden, sagte Stiftungsratspräsident Peter Flück am Mittwoch auf Anfrage von Keystone-SDA.

Er sei überzeugt, dass dieser Weg, mit allen Konsequenzen, der richtige sei. Diese Voraussetzungen seien bei Kohlers Anstellung klar gewesen. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Peter Kohler zu stark reingeredet habe», führte Flück aus.

Der Stiftungsrat bedauert Kohlers Abgang, wie er in seiner Mitteilung schreibt. Peter Kohler sei es gelungen, den Betrieb des Museums zu stabilisieren, die personellen Strukturen zu festigen und die Besucherzahlen in den vergangenen zwei Jahren um zwölf Prozent zu steigern.

Bereits der zweite Direktor geht
Kohler ist nicht der erste Direktor, der auf dem «Ballenberg» den Hut nimmt. 2014 verliess die damalige Direktorin, die Berner Historikerin Katrin Rieder, die Institution, ob freiwillig oder nicht, ist bis heute nicht bekannt.

Damals wurde vermutet, dass eine konservativ ausgerichtete Führung mit der fortschrittlichen Historikerin das Heu nicht auf der gleichen Bühne hatte. Eine These, gegen die sich der seit 2015 amtierende Stiftungsratspräsident Peter Flück stets verwahrte.

Längst vor Rieders Amtsantritt sei klar geworden, dass der Ballenberg fertig gebaut sei und die wissenschaftliche Vertiefung und Vermittlung wichtiger werde. Rieder habe die geltende Strategie mitgeprägt, sagte Flück im vergangenen September gegenüber der «Berner Zeitung».

Verschiedene Hüte
Das Freilichtmuseum, das den Besuchern Wohnen und Schaffen vergangener Generationen näherbringen will, hat gleich mehrere Hüte auf. So muss sich die Institution als Tourismusangebot in einem sehr dynamischen Umfeld behaupten, der Schweizer Bevölkerung als Lern-, Erfahrungs- und Erinnerungsort und der Wissenschaft als Forschungsplattform dienen.

Die touristischen Entwicklungen verlangen nach immer neuen Attraktionen, was sich aber mit dem Grundgedanken des Freilichtmuseums mit seinen historischen Bauernhäusern, Wirtschaftsgebäuden, der Vermittlung alten Handwerks und Kulturguts nicht ohne weiteres verträgt. Dazu kommt, dass heute auch bereits eine ältere Generation keinen direkten Bezug mehr hat zum ländlichen Leben früherer Generationen.

Der Ballenberg kämpft seit einigen Jahren schon mit all diesen Entwicklungen. Auch wenn es jüngst gelang, die Besucherzahlen zu steigern, so kam das Museum finanziell noch nicht auf einen grünen Zweig. Vergangenes Jahr fuhr die Institution einen Verlust von
950'000 Franken ein.

Stiftungsratspräsident Peter Flück zeigte sich zuversichtlich, dass dieses Jahr kein solcher Verlust resultiert. «Die Finanzen haben wir im Griff», betonte er.

Am Ziel, 2019 schwarze Zahlen zu schreiben, hält Flück fest. Klar ist für ihn auch, dass der Ballenberg in Zukunft mindestens um die 220'000 Gäste braucht. «Insgesamt ist die Institution gut aufgestellt», zeigt sich der Stiftungsratspräsident überzeugt.

Mehr ausländische Gäste
Für Flück ist auch klar, dass sich der Ballenberg neben den Pfeilern Wissenschaft und Schweizer Besucher den touristischen Marktgegebenheiten nicht verschliessen darf. In Interlaken und anderswo im östlichen Berner Oberland würden Gäste aus Asien oder den Golfstaaten angeworben, da müsse auch der Ballenberg für diese Gästesegmente Angebote haben, sagt Flück.

Wenn die Institution die Besucherzahlen weiter steigern wolle, werde dies auch über ausländische Gäste geschehen, führte Flück aus. Derzeit sind rund 80 Prozent der Besucher aus der Schweiz, 20 Prozent ausländische Touristen.

Heute wollten die ausländischen Gäste meist mehrere Sehenswürdigkeiten an einem Tag besuchen. Anderthalb Stunden Ballenberg genügten ihnen, so Flück.

Wer das weitläufige Gelände durchstreift und die alten Bauernstuben, Knechtenkammern, Werkstätten und Ställe ansieht, kann damit gut und gerne einen ganzen Tag zubringen. Um das Gästeverhalten zu untersuchen, hat die Ballenberg-Leitung die Hochschule Luzern mit einer Studie betraut.

sda