Der Bund hat eine Taskforce eingerichtet, um die Wissenschaft besser in die Bewältigung der Pandemie einbinden zu können. Zu den Aufgaben gehört auch das Bewerten möglicher Strategien zur Lockerung der Massnahmen.

Es sei ein «zentraler Auftrag» des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) an die Taskforce, die Transitionsphase und mögliche Austrittsszenarien des Bundes zu kommentieren, sagte Matthias Egger am Donnerstag an der Medienkonferenz der Behörden in Bern. Er ist Präsident des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und leitet die Taskforce.[RELATED]

Die Analyse möglicher Ausstiegsszenarien sei bereits sehr zeitnah erfolgt. Dafür seien Modelle und mathematische Hilfestellungen erstellt worden, die dem Krisenstab des Bundes bei der Entscheidfindung dienen sollen. Am Donnerstagabend sollen diese im Beratungsgremium diskutiert werden, am Freitag sollen sie an den Krisenstab gehen.

Als mögliche Szenarien nannte Egger etwa die Frage, ob die Test-Kapazitäten «massiv ausgebaut» und ein flächendeckendes Proximity-Tracing implementiert werden sollen. Es steht auch die Frage im Raum, ob das Maskentragen auf weitere Bevölkerungs-Gruppen ausgeweitet werden soll, damit «eine Situation erreicht werden kann, in welcher die Epidemie stabilisiert und die Massnahmen gelockert werden können».

Literatur zu Effizienz von Masken
Die Taskforce habe bereits mehr als zehn Anfragen mit konkreten Fragen bekommen, sagte Egger. Eine davon betrifft auch eine in der Öffentlichkeit viel diskutierte Frage: Wäre es zum Bekämpfen der Pandemie sinnvoll, wenn breite Teile der Bevölkerung Masken tragen würden? Für die Beantwortung dieser Frage werde jetzt wissenschaftliche Literatur zusammengetragen, sagte Egger.

Die Taskforce soll die Behörden wissenschaftlich unterstützen, Forschungsfelder aufzeigen und Innovationsmöglichkeiten einbringen. Sie setzt sich zusammen aus Forscherinnen und Forschern des SNF, der ETH Zürich, der EPFL Lausanne und der Akademie der Wissenschaften der Schweiz. Sie soll auch den Kantonen zur Verfügung stehen.

[IMG 2]Es gibt die Bereiche Klinik, Daten und Modellierungen, Diagnostik und Testing, «Digital Epidemiology», Ökonomie, Ethik- und Legalitätsfragen, «Publik Health» sowie Spitalbereich und Prävention. Zudem wurden eine Austauschplattform eingerichtet, die etwa internationale Kontakte und Literatur vermitteln soll.

Die Aufgabe der Taskforce sei es nicht, die Epidemie zu kontrollieren oder die Gesellschaft zu informieren, sagte Egger. Das obliege dem Bundesamt für Gesundheit. Das Ziel der Taskforce sei es, die Wissenschaft zu mobilisieren, um Unterstützung zu leisten und wissenschaftliche Inputs im Kampf gegen die Pandemie zu bringen. Die «Swiss National Covid-19 Taskforce» steht auch kantonalen Behörden für Anfragen und Beratungen zur Verfügung.

Finanzrahmen eventuell erhöhen
Die vorgesehenen Arbeiten werden über das reguläre Budget der beteiligten Organisationen finanziert. Wo immer möglich sollen in erster Linie reguläre Förderinstrumente der Forschung und Innovation genutzt werden. Der Budgetrahmen beträgt derzeit fünf Millionen Fragen. Es gebe aber viele Projekte mit hoher Qualität, sagte Egger. Der Betrag werde daher vielleicht gegen zehn Millionen Franken erhöht werden.

Auf eine kurzfristig angesetzte Sonderausschreibung zum Coronavirus gingen beim SNF im März innert 20 Tagen 270 Gesuche ein; die meisten davon aus der Biomedizin, 75 aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Schweizer Forschende sind gemäss Egger auch an Europäischen Projekten beteiligt.

Die Forschungserkenntnisse gehen direkt an den Krisenstab. Die Taskforce will aber auch regelmässig an der Medienkonferenz der Behörden darüber informieren, was läuft. (sda)