Es war zu erwarten: Die Covid-19-Pandemie hinterliess deutliche Spuren bei den SAC-Hütten. Der Lockdown Mitte März, just in der Skitouren-Hochsaison, zwang die Hütten ihren Betrieb einzustellen. Die Übernachtungszahlen für die Wintersaison brachen um über 66 Prozent ein. Einen Lichtblick hat es aber gemäss dem Schweizer Alpen-Club (SAC) gegeben: Die Sommersaison habe sich besser entwickelt als befürchtet.

Im März hätten geradezu grandiose Tourenverhältnisse in den Bergen geherrscht, schreibt der Bergsportverband in einer Mitteilung. Mit dem jeweils wichtigen Ostergeschäft habe man sich viel erhofft. Und dann Mitte März der Lockdown. Praktisch die ganze Wintersaison sei damit zum Opfer gefallen. SAC-Hütten, die eben erst geöffnet hatten, mussten wieder schliessen, solche die  kurz vor der Eröffnung  standen, konnten ihre Türen gar nicht erst öffnen. 
 
Übernachtungseinbruch von rund 25 Prozent
Insgesamt 265‘597 Übernachtungen verzeichneten die 147 von 151 geöffneten SAC-Hütten im vergangenen Jahr. Das sind rund 25 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Regional sind die Unterschiede gross: Am wenigsten Einbussen hinzunehmen hatten die Hütten im Tessin (-14.2 Prozent), am meisten diejenigen im Wallis (-32.2 Prozent). Nicht in Betrieb waren die Glattalphütte und die Cabane de Chanrion (Umbau), die Capanna Sciora (seit Bergsturz Piz Cengalo 2018 geschlossen) und das Mittelaletschbiwak (2019 durch Lawine zerstört).
 
Schlechteste Wintersaison in der Geschichte
In der Wintersaison zwischen November 2019 und April 2020 übernachteten nur 24‘000 Personen in einer SAC-Hütte, was ein Rückgang von -66.3 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das entspricht dem schlechtesten Ergebnis einer Wintersaison überhaupt.

Massiv betroffen waren dabei die Regionen Berner Oberland (-82.7 Prozent) und Wallis (-84.1 Prozent). Das sind beides Gebiete, in denen viele hochalpine Winterhütten liegen.
 
In der Sommersaison mit blauem Auge davongekommen
Vorübergehende Schliessungen der Hütten im Frühling, ungewisse Entwicklung der Pandemie und strenge Schutzkonzepte mit teilweise massiven Kapazitätsbeschränkungen: Die Aussichten für die Sommersaison in den SAC-Hütten waren düster. Doch erfreulicherweise wirkten sich die Reisebeschränkungen und die Bereitschaft der Schweizerinnen und Schweizer, vermehrt Ferien und Ausflüge im eigenen Land zu machen, positiv auf den Bergtourismus aus.

Die SAC-Hütten waren im Sommer 2020 auch unter der Woche sehr gut ausgelastet und verzeichneten zwischen  Mai und Oktober insgesamt 241‘560 Übernachtungen. Das sind 14.5 Prozent weniger als im Rekordsommer 2019 und lediglich 3.5 Prozent weniger als im 10-Jahresvergleich.
 
Regionale Unterschiede zum Teil nicht erklärbar
Auch im Sommer zeigten sich regionale Unterschiede, die sich allerdings nicht erklären lassen. Während die Hütten im Berner Oberland lediglich 4.7 Prozent, in den Bündner Alpen 10.8 Prozent und im Tessin 11 Prozent weniger Übernachtungen registrierten, betrugen die Rückgänge in den Zentralschweizer Hütten -22.7 Prozent, in den Glarner und St. Galler Hütten -17.8 Prozent und in den Walliser Hütten -17.3 Prozent.

Ein besseres Ergebnis für die Sommersaison 2020 verunmöglichte das Wetter in der zweiten Septemberhälfte. Niederschläge und Schnee bis in tiefere Lagen führten zu einem frühen Ende der Saison in vielen Hütten.
 
Zunahme beim Umsatz aus dem Tagesgeschäft
Dass Bergsport, darunter auch Ausflüge in die SAC-Hütten, zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten im «Corona»-Sommer gehörten, zeigt der Blick auf die Umsätze in den Hütten.

Zwar wurden auch hier starke Einbussen festgestellt, insbesondere beim Umsatz auf Übernachtungen, der mit 6.78 Millionen Franken 21.2 Prozent unter dem Vorjahr lag. Der Umsatz aus Konsumationen ging um 13.5 Prozent auf 20.65 Millionen Franken zurück.

Hingegen stieg der Konsumationsumsatz pro Übernachtung um 15.2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das lässt auf eine markante Zunahme des Tagesgeschäfts schliessen. Dabei profitierten insbesondere diejenigen Hütten, die für Tagesgäste gut erreichbar sind.
  
Finanzielle Unterstützung für Hüttenteams und Sektionen
Wie zahlreiche andere Betriebe und Organisationen konnten auch die SAC-Hüttenteams und Sektionen Ertragsausfälle durch Finanzhilfen von Bund und Kantonen mildern. Etwa mit Kurzarbeits- und Erwerbsausfallentschädigungen für Hüttenteams oder Geldern aus dem Sport-Stabilisierungspaket des Bundes für die Sektionen. Zudem sind viele Sektionen den Hüttenteams bei den Pachtabgaben entgegen gekommen oder haben sie anderswertig unterstützt.
 
Der SAC-Zentralverband seinerseits entlastet die Sektionen bei den Abgaben an den zentralen Hüttenfonds um rund 265‘000 Franken. Dem Hüttenfonds fliessen damit für 2020 1,268 Millionen Franken statt 1,533 Millionen Franken zu. Zudem wurden die Hüttenteams aus der jährlichen Spendenaktion mit 190‘000 Franken direkt unterstützt.
 
Investitionen von über acht Millionen Franken
Aus dem zentralen Hüttenfonds wurden 2020 die drei Umbau- und Erweiterungsprojekte bei der Cabane de Chanrion CAS (Sektion Genf), der Glattalphütte SAC (Sektion Mythen) und der Weisshornhütte SAC (Sektion Basel) mit über 2,17 Millionen Franken unterstützt – bei einer Gesamtinvestitionssumme von über 6,37 Millionen Franken.

Dazu wurden bei 20 weiteren SAC-Hütten über 2 Millionen Franken in grössere Unterhaltsprojekte oder Wegsanierungen investiert, die mit über 800‘000 Franken aus dem zentralen Hüttenfonds unterstützt wurden. (htr og)