Für die Inder benötigen wir keinen Türöffner», kommentiert Gerhard Walter, CEO der Destination Engadin St. Moritz, die kürzlich stattgefundene indische Hochzeit mit insgesamt 750 indischen Gästen. Für die lokale Hotellerie war der Grossanlass ein willkommener Bettenfüller. Untergebracht war die indische Hochzeitsgesellschaft in den Hotels Badrutt's Palace, Kulm, Laudinella, Reine Victoria und Steffani.

Im Badrutt's Palace belegten die indischen Gäste – unter ihnen auch das Brautpaar – rund 80 Zimmer. Wie Yvonne Geiling vom Badrutt's Palace erklärt, war das Hotel ausgebucht, da parallel dazu ein amerikanischer Incentive-Anlass stattfand. «Solche internationalen Grossanlässe sind eine tolle Werbung für unser Haus und die gesamte Region», so Yvonne Geiling.

Zusammenarbeit zwischen den Hotels
Laut Gerhard Walter stellte die Beschaffung der Unterkünfte kein Problem dar. Der Ort verfüge über «nicht geringe» Bettenkapazitäten» und der Event sei nicht allzu kurzfristig zu organisieren gewesen. «Schön in St. Moritz ist, dass bei derartigen Projekten die Zusammenarbeit und interne Abstimmung zwischen den Hotels sehr gut funktioniert. Dies macht richtig Spass», freut sich der Tourismusdirektor.

Aus seiner Wahrnehmung war der Event professionell betreut und organisiert. «Es werden immer wieder grosse und tolle Events organisiert.» Walter erwähnt dabei etwa den White Turf, das Polo-Turnier und die Ski-Weltmeisterschaften. «Dann ist auch eine Hochzeit mit 750 Gästen problemlos machbar.»

Das Rahmenprogramm sei von den Hochzeitsplanern mitkonzipiert worden und inhaltlich auf die Hochzeitsgesellschaft abgestimmt gewesen. «Wir haben die Hochzeit und die Veranstaltung unterstützt, aber nicht selber eingegriffen», so Gerhard Walter weiter. Als Zaungäste bekam auch die lokale Bevölkerung etwas von der «indischen Märchenhochzeit» mit. Denn es wurde ein Umzug mit Kutschen und Musikern durch St. Moritz Dorf veranstaltet.

«Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten. Dies bekommen wir seit einiger Zeit generell», sagt Gerhard Walter stolz. Und: «Der indische Markt ist für uns eigentlich nicht neu. Wir sind schon seit einigen Jahren in diesem Markt recht aktiv und haben auch schon Erfolge zu verzeichnen.»

Indische Gäste passen gut zur Strategie
Der indische Markt zählt in St. Moritz und im Engadin zu den erfolgreichen mit eindrücklichen Zuwachsraten (+ 60 Prozent von 2011 bis 2016, siehe Grafik). «Deshalb passt eine Grossveranstaltung wie die Hochzeit bestens in unsere Strategie», so Walter. Er will die Hochzeit keinesfalls als Türöffner für den indischen Markt verstanden wissen. «Die Tür haben wir bereits geöffnet und es kommen auch Gäste durch diese Tür herein.» Grundsätzlich tragen die Inder saisonunabhängig zur Bettenauslastung in der Destination bei. Allerdings finde der überwiegende Teil der Übernachtungen aus diesem Markt im Frühsommer und Sommer statt. «Also strategisch für uns sehr passend», so Gerhard Walter weiter.

Apropos Strategie: Derzeit beschäftigt sich die Tourismus­organisation Engadin St. Moritz intensiv mit einer neuen strategischen Ausrichtung. Dabei geht es gemäss Gerhard Walter auch um die Frage, «in welcher Grössenordnung und Dimension wir künftig in den Markt Indien investieren werden». Ohne den Ergebnissen des Strategieprozesses vorgreifen zu wollen, ist für Walter klar, «dass dieser Markt auch in Zukunft für uns wichtig sein wird». Deshalb werde man auch in Zukunft auf diesem Markt präsent sein, offen sei nur, in welcher Grössenordnung. Ergebnisse des Strategieprozesses sollten Ende Sommer oder Anfang Herbst vorliegen.

Auch asiatische Gäste besuchen die Destination Engadin St. Moritz. «Jedoch nicht im selben Ausmass wie bei einigen unserer Mitbewerber. Denn wir setzen auch im asiatischen Markt mehr auf den Individualgast als auf den Gruppengast», erklärt Gerhard Walter. Zufrieden ist er insbesondere mit der Entwicklung der Logiernächte aus dem Wachstumsmarkt China. Die Chinesen sorgen für mehr Übernachtungen (2016: 11 174 / +13,5%) als die indischen Gäste. Aber beide entwickeln sich sehr positiv. «Japaner (24 271 / -11,6%) spielen bei uns aktuell keine grosse Rolle», so Walter. «Diesen Markt bearbeiten wir nicht aktiv.»