Luis Wieser, Verwaltungsratspräsident Engadin St. Moritz Mountains AG, unterstrich an der Generalversammlung vom Montag auf Marguns oberhalb von Celerina die Bedeutung «warmer Betten» und forderte Bevölkerung und Politik auf, Hotelprojekte und aktiv bewirtschaftete Zweitwohnungen zu unterstützen. Das Oberengadin dürfe jetzt nicht in einer Opferhaltung verharren, sondern müsse sich vielmehr auf neue Marktbedingungen einstellen, seine Kräfte konzentrieren und gezielt investieren.

Fehlende Logiergäste und wechselhafte Wetterbedingungen bescherten dem Bergbahnunternehmen ein schwieriges Geschäftsjahr 2013/2014. Die Ersteintritte sanken um 3,8 Prozent, der Verkehrsertrag um 2,4 Prozent. Obwohl der Cashflow um 4,5 Prozent stieg, resultiert ein Verlust von 672'000 Franken. Die Aktionäre müssen ein weiteres Jahr auf eine Dividende verzichten.

Um den Veränderungen des Konsum- und Freizeitverhaltens von Ferien- und Ausflugsgästen aus aller Welt begegnen zu können, will die Engadin St. Moritz Mountains AG mit einer überarbeiten Unternehmensstrategie ins nächste Jahrzehnt gehen. Sie basiert auf der Oberengadiner Bergbahnstrategie in der «Agenda 2030» der Region Maloja, wie es laut Mitteilung heisst.

Ertragskraft sichern
Die «Strategie 2030» des Unternehmens sieht eine Konzentration auf die drei Geschäftsfelder Corviglia, Muottas Muragl und Diavolezza vor. Investitionen in die Erhaltung und Erneuerung der bestehenden Infrastruktur und eine gezielte Steigerung der Attraktivität – vor allem für Ausflugsgäste des Premiumsegments – sollen die Ertragskraft der drei Berge langfristig sichern.

Noch im April soll ein überarbeitetes Konzessionsgesuch für den Ersatz der Signalbahn durch eine neue Umlaufbahn mit 10-er Gondeln eingereicht werden. Vorgesehen ist, dass diese Bahn im Winter 2017/2018 in Betrieb genommen werden kann. Im Hinblick auf die Ski-WM 2017 werden die beiden an der Rennstrecke gelegenen Sesselbahnen Salastrains und Alp Giop modernisiert. Der im Bau befindliche, neue Naturspeichersee Lej Alv wird im Herbst 2015 in Betrieb genommen.

Gemeinsam mit der Corvatsch AG und in Einklang mit der Oberengadiner Bergbahnstrategie 2030 der Region Maloja soll auch das Projekt einer Gebietsverbindung zwischen Corviglia und Corvatsch vorangetrieben werden. Die optimale Erschliessung und Verbindung der Schneesportgebiete entspreche einem klar geäusserten Bedürfnis der nationalen und internationalen Gäste von Wintersportgebieten wie St. Moritz, heisst es weiter.

Corviglia, Diavolezza und Muottas Muragl
Um ganzjährig neue, zusätzliche Gästesegmente anzusprechen, wird im Weiteren angestrebt, dass St. Moritz und die Corviglia mittelfristig zu international attraktiven Ausflugszielen werden. Dazu sieht die Vision «Winter-Olymp» zwei prominente Bauten im Dorfzentrum und auf der Corviglia vor, in welchen die Geschichte des Wintertourismus und der Olympischen Winterspiele 1928 und 1948 sowie der Wintersport an sich erlebbar gemacht werden. Gemeinsam mit der Gemeinde St. Moritz soll nun eine Projektierung vorangetrieben werden, welche es erlaubt, die Finanzierung der Vision über Unternehmen, Private und Mäzene anzugehen.

Im Mittelpunkt der gemeinsamen Strategie «Bernina Glaciers» von Pontresina und dem Valposchiavo steht die Diavolezza. Mit dem Angebot auf der Diavolezza sollen Ausflugsgäste des Premiumsegments angesprochen werden. Sie bringen den Talschaften Logiernächte und Umsätze im Detailhandel und werden aktiv motiviert, das Engadin als Feriengäste wieder zu besuchen.

Gut positioniert hat sich seit der Sanierung des Swiss-Lodge Romantik-Hotels der Aussichtsberg Muottas Muragl. Dort werden inzwischen in der Gesamtrechnung schwarze Zahlen erwirtschaftet. Wanderer und Geniesser schätzen den Berg als ruhiges Ausflugsziel mit einem qualitativ hochstehenden Gastronomieangebot.

Finanz- und Kooperationsstrategie
Die Finanzstrategie sieht vor, die Erhaltung der Infrastruktursubstanz in Bahnanlagen, Pisten und Beschneiung sowie Gastronomie und Hotellerie aus eigener Kraft zu finanzieren. Die dazu notwendigen, selbst erarbeiteten Mittel können nur erwirtschaftet werden, wenn nachhaltig unrentables Geschäft beendet wird. Für die Finanzierung der jährlich wiederkehrenden Millionenverluste aus der Lagalb muss deshalb zeitnah eine Lösung gefunden werden. Sollte das nicht gelingen, muss die Lagalb nach der Wintersaison 2015/2016 stillgelegt werden. (htr/npa)