Ein Euro kostete erstmals seit September 2016 wieder 1,10 Franken. Er knackte die Marke gestern Montag, nachdem er lange nur daran gekratzt hatte. Am Abend wurde ein Euro zu einem Kurs von 1,1006 Franken gehandelt.Auch gegenüber dem Dollar legte der Euro an Wert zu: Die europäische Gemeinschaftswährung wurde am späten Nachmittag mit1,1390 Dollar gehandelt. Damit bewegt sich die europäische Gemeinschaftswährung weiter in der Nähe ihres jüngsten 13-Monatshochs.

Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank führt die jüngste Stärke des Euro auch auf eine gewachsene politische Einigkeitzurück: «Von Spannungen zwischen den einzelnen Ländern der Eurozone ist seit geraumer Zeit nichts mehr zu spüren».Dies habe auch der jüngste G-20-Gipfel gezeigt, wo die EU geschlossen aufgetreten sei. «Ohne Auswirkungen auf den Devisenmarkt bleibt diese neue Einigkeit mittelfristig nicht», so Karpowitz. Viele Investoren würden derzeit auf einen steigenden Euro wetten.

Das Geschehen am weltweiten Devisenmarkt war ansonsten geprägt von einer gestiegenen Risikofreude der Anleger. Händler führten diese auch auf den robusten US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag zurück.Schwellenländerwährungen wie die türkische Lira oder der südafrikanische Rand legten zu, während als sichere Häfen geltende Währungen wie der Schweizer Franken und der japanische Yen an Wert verloren.

Franken auf Abwertungskurs
Die Schweizer Exportwirtschaft, Tourismus und Detailhandel können wohl etwas aufatmen: Laut Devisenexperten dürfte sich die Währung gegenüber dem Euro weiter abschwächen. Die Zürcher Kantonalbank rechnet damit, dass der Wechselkurs mittelfristig 1,12 Franken erreichen wird.Noch zu Jahresbeginn hatte die Unsicherheit um die französischen Wahlen den Euro geschwächt. Nachdem der Pro-Europäer Emmanuel Macron die Präsidentenwahl gewonnen hatte, legte die europäische Gemeinschaftswährung wieder an Wert zu.

Auch die Spekulationen auf ein Ende der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) trugen dazu bei. Zuletzt gab es auch weniger Anzeichen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit Devisenkäufen den Franken schwächen musste. Die SNB kämpft mit Interventionen am Devisenmarkt und Negativzinsen gegen die Frankenstärke, die Schweizer Produkte und Dienstleistungen gegenüber dem Ausland verteuert. (sda/og)