Die Swiss hat am Flughafen Zürich eine erste Lieferung von nachhaltigem Treibstoff erhalten. «Die Lieferung wurde gestern von den zuständigen Behörden freigegeben», sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft. Jetzt werden die von Zürich abfliegenden Flugzeuge erstmals mit nachhaltigem Treibstoff betankt, und die Swiss ist die erste Linienfluggesellschaft, die für ihren regulären Flugbetrieb ab der Schweiz nachhaltigen Treibstoff einsetzt.

Dies zumindest teilweise, denn üblicherweise wird der nachhaltige Treibstoff – auch Sustainable Aviation Fuel oder SAF genannt – dem herkömmlichen Kerosin beigemischt. So ist es laut Swiss-Sprecherin Karin Müller auch in Zürich. Rechnet man nur das reine SAF, würde die Lieferung von 460 Tonnen, die die Swiss nun erhalten hat, für 175 Flüge reichen.

Das SAF könne wie fossiles Kerosin für alle Flugzeugtypen verwendet werden, ohne dass die Airlines am Flugzeug Anpassungen vornehmen müssen. Der Treibstoff des Herstellers Neste wird den Angaben von Swiss zufolge aus nachhaltig gewonnenen, erneuerbaren Abfall- und Restrohstoffen hergestellt.

In seiner reinen Form und über den gesamten Lebenszyklus hinweg könne die Verwendung dieses Treibstoffs den Ausstoss von Treibhausgasen im Vergleich zu fossilem Treibstoff um bis zu 80 Prozent reduzieren, so die Swiss in einer Mitteilung vom Dienstag.

Dank neuen Zollbestimmungen möglich
Das Betanken von Flugzeugen mit nachhaltigen Treibstoffen ist an Schweizer Flughäfen erst seit Anfang Monat wegen neuer Zollbestimmungen möglich, wie nebst der Swiss auch der Flughafen Zürich am Dienstag mitteilte. Möglich war das Betanken mit nachhaltigem Treibstoff am grössten Schweizer Flughafen allerdings schon früher. Während des Weltwirtschaftsforums (WEF) im Januar 2020 war in Zürich nämlich schon ein erstes Flugzeug mit erneuerbarem Treibstoff betankt worden. Für Linienflüge ab Zürich ist es nun aber ein Novum.

Für die Swiss selbst ist das Fliegen mit SAF hingegen nicht neu. Zusammen mit der Muttergesellschaft Lufthansa bezog sie schon am Flughafen in San Francisco nachhaltigen Treibstoff für die Flüge zwischen der kalifornischen Stadt und Zürich.

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Zahlreiche Airlines setzen bereits auf bestimmten Strecken nachhaltigen Treibstoff ein. Die grosse Hürde ist allerdings der Preis: Der nachhaltige Flugtreibstoff ist laut der Swiss-Sprecherin drei bis fünfmal teurer als normales Flugbenzin. Synthetischer Treibstoff, der zum Beispiel mit der sogenannten Sun-to-Liquid-Technologie hergestellt wird, ist sogar zehnmal so teurer wie normales Kerosin.

Gründe dafür sind rechtliche Unsicherheiten, regulatorische Markteintrittsbarrieren und geringe Produktionskapazitäten verbunden mit vergleichsweise hohen Herstellungskosten. Weil die Tankrechnung bei den Airlines ohnehin schon etwa 30 Prozent der Betriebskosten ausmacht, ist der Einsatz von nachhaltigem Treibstoff darum für sie kaum finanzierbar.

«In einem nächsten Schritt muss die verhältnismässig noch sehr teure Produktion von SAF skaliert werden, um sich den Preisen für fossiles Kerosin anzunähern», sagte Swiss-Chef Dieter Vranckx in der Mitteilung.

Von Passagieren finanziert
Der Kauf dieser 460 Tonnen nachhaltigen Treibstoffs hat die Swiss denn auch mit Hilfe umweltbewusster Kunden finanziert. Diese können über die Plattform Compensaid nämlich nicht nur ihre durch Flugreisen verursachten CO2-Emissionen kompensieren –  beispielsweise durch die Unterstützung von Projekten zum Klimaschutz – sondern auch den Kauf nachhaltiger Treibstoffe unterstützen.

«Ich möchte an dieser Stelle all jenen Kundinnen und Kunden meinen Dank aussprechen, die sich für den Kauf von SAF via Compensaid entschieden haben und damit einen wertvollen Beitrag zur Reduktion des CO2- Ausstosses leisten», wird Swiss-Chef Dieter Vranckx in der Mitteilung zitiert.

Alle Flugzeuge ab Zürich profitieren davon
Das SAF wird in Zürich nun dem regulären Treibstoff beigemischt und kommt somit natürlich nicht nur bei der Swiss, sondern bei allen Flugzeugen zum Einsatz, die ab Zürich fliegen. Laut Müller ist das die logische Konsequenz: «Für das Klima spielt es schliesslich keine Rolle, wer genau die Emissionen einspart», sagte sie.

Angerechnet wird die CO2-Reduktion durch den nachhaltigen Treibstoff allerdings der Swiss, die es schliesslich auch gekauft hat. Die Swiss hat ambitionierte Klimaziele: Bis 2030 will sie ihre Netto-CO2-Emissionen gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 halbieren. Bis 2050 will sie unter dem Strich gar keine Emissionen mehr verursachen. (awp/sda/htr/npa)