Der Abbruch auf demAdelbodner Nevada-Areal, auf welchemdas Alpenbad zu stehenkommen sollte, stehe kurz vorder Beendigung, erklärt RenéMüller, Vize-Obmann und zuständigfür das Ressort Gemeindeanlagenund -betriebe in Adelboden,auf Anfrage. Bei der mit dem Abbruchbeauftragten Vigier AG töntes leicht anders: Ungefähr EndeJuni sollte der Abbruch abgeschlossensein. Auf die Zahlungsmoraldes Investors fürs Alpenbad,die Innovafina Projects AGvon Werner Fehlmann in BottmingenBL, welche auch die Abbrucharbeitenbezahlen sollte,angesprochen, mag man bei derVigier AG gar nicht rühmen.Eigentlich müssten die AbbrucharbeitenEnde Mai abgeschlossensein, um umgehend Anfang Junimit den Bauarbeiten für das geplanteAlpenbad beginnen zukönnen.

Grundstück geht an dieGemeinde zurück
«Bei einem Bauunterbruchnach dem Abbruch verfällt dieBaubewilligung und kann nichtmehr verlängert werden», sagtRené Müller. In diesem Fall werdedie Gemeinde den Heimfall desBaurechtes verlangen. Von einemBauunterbruch wird gesprochen,wenn mehr als eine Woche nichtsgeschieht. «Ich gehe davon aus,dass es bei einem vorzeitigenHeimfall mit dem Projekt nichtweitergeht», sagt René Müller.Mehrmalige Versuche, WernerFehlmann für eine Stellungnahmezu erreichen, waren erfolglos.

Bereits im Herbst 2015 musstendie Ende Oktober 2014 gestartetenAbbrucharbeiten unterbrochenwerden, da der Investor keineZahlungen mehr an die Vigier AGgeleistet hatte. Finanziell eingesprungenwar dann das Licht- undWasserwerk Adelboden (LWA).

Investitionen unter schlechtenVorzeichen
Im Oktober 2014 bei seiner Zusage,das Alpenbad zu finanzieren,hatte Werner Fehlmann erklärt,die Innovafina Project AGhabe eigentlich schon zwei Jahrefrüher entschieden, in das ProjektAlpenbad Adelboden einzusteigen.Doch hätten verschiedeneFaktoren den definitiven Start immerwieder verzögert. So hättenetwa die wirtschaftlichen Entwicklungenin Europa und weltweitnach wie vor massive Schwächengezeigt. Zum andern habedie zunehmende isolationistischeHaltung der Schweiz das nötigeVertrauen verhindert, in diesesProjekt investieren zu können.Erschwerendhinzugekommenseien die weiterhin ungelöstenKonflikte und Unsicherheiten iminternationalen Steuer- und Finanzbereich.Bis heute haben sichdiese Rahmenbedingungen nichtgebessert, was Werner Fehlmannkaum entgangen ist.

Das Projekt Alpenbad sieht einwährend 330 Tagen öffentlichzugänglichesBad sowie einenHotelbetriebmit 200 Betten im5-Sterne-Bereich vor. Ergänzt werdensollte das Angebot mit flexibelnutzbaren Kongressräumen füretwa 250 Personen. Die Spa-Flächewird mit 4500 m² veranschlagt,mit einer Wasserflächevon insgesamt 840 m², verteilt auf16 Wasserbecken. Die gesamtengeplanten Bauinvestitionen wurdenmit rund 120 Millionen Frankenbeziffert.

Eine lange Geschichte – ohneHappy End
Erstmals präsentiert wurde dieIdee für ein Alpenbad in Adelbodenim Jahr 2006, also bereits vorzehn Jahren. Der ursprünglicheInvestor, die Pearl of Kuwait RealEstate Company, hatte Ende April2010 ihre Investitionsabsicht wegenZahlungsunfähigkeit zurückgezogen.

Die Suche nach einem neuenInvestor hatte dann Ende Oktober2014 ein vorläufiges Ende gefunden.Doch wie sich nun zeigt,kann auch der zuletzt ins Spielgebrachte Investor seine imHerbst 2014 geäusserte Absichtnicht in die Tat umsetzen. AusserSpesen und viel Arbeit brachte dieIdeen eines Alpenbades nichts.

Attraktiven Standort für dienächste Generation erhalten
«In touristischen Kreisenherrscht der Konsens vor, dass dasattraktive Nevada-Areal an besterLage nicht zugunsten irgendeinesProjekts – im Gespräch war etwader Bau eines Familienhotels –verscherbelt werden soll», erklärtTourismusdirektor Urs Pfenninger.Es soll vielmehr für die nächsteGeneration erhalten bleiben,welche vielleicht aufgrund verbesserterRahmenbedingungenein tolles Projekt realisieren könne.Pfenninger würdigt die Tatsache,dass man «auf kurzfristigesRenditedenken zugunsten einerlangfristigen guten Planung verzichtet».

Nachgefragt: Urs Pfenninger, Direktor Adelboden-Frutigen Tourismus

Wie zuversichtlich sind Sie,dass dem Projekt Alpenbadnoch ein positives Endebeschieden ist?
Diesbezüglich bin ich skeptisch.Nach den allgemeinen Schwierigkeiten,unter welchem deralpine Tourismus leidet, wäre eserstaunlich, wenn dem ProjektAlpenbad plötzlich noch derDurchbruch gelingen würde. Seitder lang erwarteten positivenInformation im Oktober 2014 hatsich die Situation im alpinenTourismus alles andere alspositiv entwickelt. Vielerorts imalpinen Raum werden vielegeplante Projekte nicht realisiert– also nicht nur in Adelboden.

Ist das Scheitern für Adelbodeneine Katastrophe?
Eine Katastrophe nicht. DasAlpenbad wäre zwar einesinnvolle Ergänzung desPortfolios und würde dieKompetenz Wasser von Adelbodenunterstützen. Anderseits hatdie jahrelange Unsicherheit überdie Realisierung gewisse Positionierungsfragender Destinationund das Vorantreiben gewisserThemen erschwert. Der zuerwartende negative Entscheidsorgt jetzt zumindest fürKlarheit.

Der Bevölkerung reisst nunnach über zehn Jahren wohlauch der Geduldsfaden?
Bei sämtlichen Gemeindeabstimmungenhatte die Bevölkerungdem Projekt jeweils zugestimmt.Der Vertrauensverlust begannjedoch mit der immer längerdauernden Nicht-Kommunikationzu schwinden. Mit derPräsentation des Investors imOktober 2014 kehrte zwar keineEuphorie ein, aber eine vorsichtigeZuversicht. Seither konnteman leider nichts mehr kommunizieren,was sicher nicht gutist. Und nachdem sich in letzterZeit die Anzeichen für einScheitern verdichteten, wird inder Bevölkerung bestimmt keingrosses Wehklagen ausbrechen.

Adelboden sorgt mit andernThemen und Projekten, wieetwa der Hotelkooperation oderder Animierung zur Sanierungvon Zweitwohnungen, fürpositive Schlagzeilen. Für Sieeine Genugtuung?
In einer gewissen Weise schon.Persönlich nehme ich michzurück, verstehe mich aber alsInspirator und Motivator, umProjekte gemeinsam realisierenzu können. Gesunder Menschenverstand,Kreativität, Überzeugungsarbeitund Hartnäckigkeitsind wichtige Faktoren in derTourismusarbeit. Dies zeigtauch, dass abgesehen vomAlpenbad die Zuversicht unddas Vertrauen für die eigenenStärken – im Gegensatz zuvielen Regionen ohne öffentlicheGelder und Mäzene – gestiegenbeziehungsweise wiedergewachsen sind.

Destination setzt durchaus auch positive Zeichen
Anders als mit der endlosen«Saga Alpenbad»sorgt Adelboden durchden Ausbau der Hotelleriesowie mit Projekten inder Destination fürpositiveSchlagzeilen.

Für gute Stimmung sorgen in AdelbodenHotelprojekte, die auf Kurssind, wie zum Beispiel die Plänefür die schon seit Längerem renovationsbedürftige«Alpenrose»mitten im Dorf. Daran interessiertsei eine grosse Schweizer Hotelkette,deren Name TourismusdirektorUrs Pfenninger im Momentnoch nicht nennen will. Um- undausgebaut werden soll auch der«Bernerhof», inklusive Bühne fürLive-Konzerte. Auf dem «Edelweiss»-Areal soll ein Guesthousemit 30 bis 50 Zimmern entstehen.

Und auf der Engstligenalp, für welcheauch die Kabinenbahn saniertwird, schreiten laut Pfenninger diePlanungsarbeiten für den Neubaudes Hotels voran. Positiv bewertetder Tourismusdirektor auch dieTatsache, dass das Hotel Crystalund das Ferienhotel Crea sowiedas Hotel Viktoria Eden nachEigentümerwechseln weiterhin inSchweizer Besitz verbleiben. «Diesbeweist, dass man an das PotenzialAdelbodens glaubt.» Die beidenHotels verbleiben bei der Anfang2015 gestarteten HotelkooperationFrutigland, bei welcher 13 Betriebemitmachen. Nachdem für die Kooperationkürzlich eine Genossenschaftgegründet wurde, wird jetztein Innovationsprozess bezüglichProduktgestaltung aufgegleist.

Kürzlich hat die AdelbodnerStimmbevölkerung einer Sanierungdes Freibades Gruebi zugestimmt.Damit wird dieses –begleitetdurch die kantonaleDenkmalpflege – nahe am Originalentwurfaus den 1930er-Jahrendes Ingenieurs Beda Hefti wiederzu einem «architekturhistorischenJuwel und einer stilvollenBegegnungsstätte von Einheimischenund Gästen», so Pfenninger.

Einige Anlagen in Gstaad, Vulpera,Engelberg oder Interlakenzeugen noch heute von Heftis Kapazitätin Sachen Bäderbau. Kaumeine Anlage ist aber noch im Originalzustandund lediglich zweidavon sind konsequent im Stil desNeuen Bauens realisiert worden:in Heiden AR und in Adelboden,Letztere einzigartig mit einemMusikpavillon. «Dies ist eineschweizweite Attraktion», so Pfenninger.Ein Legislaturziel derGemeindesei nach Abschluss derSanierung der Dorfstrasse einquasi verkehrsfreies Dorfzentrum.Aktiv ist man auch bezüglichZusammenlegung der Tourismusorganisationenim Perimeter BernerOberland Mitte. Aufgegleist istdazu die DestinationsverdichtungAdelboden-Lenk-Kandersteg.

Und erst vor einem Monat wurdedie Offensive lanciert, Zweitwohnungsbesitzerzur Sanierungihrer Liegenschaften zu animieren.Erste Interessenten habensich laut Pfenninger gemeldet.