Wir müssen den Tourismus neu denken. Nicht als reine Dienstleistung für Gäste, sondern als lebendiges Beziehungsgeflecht zwischen Einhei­mischen, Gastgebern, Mitarbeitenden sowie Natur- und Kulturräumen. Nachhaltigkeit beginnt nicht mit Technik, sondern mit Haltung.

Es braucht auch eine neue volkswirtschaftliche Betrachtung. Wenn wir den Mehrwert nur am Bruttoinlandprodukt messen, übersehen wir eine zweite, oft entscheidendere Grösse: den emotio­nalen Mehrwert. Das «emotionale Bruttoinlandprodukt» beschreibt, was eine Branche zur Lebensqualität, zur Standortattraktivität und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beiträgt. Hier ist der Tourismus zentral.

Jeder Mensch, der reist, sucht ein Gefühl. Einen emotionalen Return on Investment. Das macht Tourismus zur Emotionswirtschaft. Wir liefern nicht nur Betten, Tickets oder Panoramen, sondern Erlebnisse, die berühren. Diese Gefühle entstehen daraus, wie wir Orte gestalten, wie wir mit Gästen umgehen, wie wir als Gesellschaft auf den Tourismus reagieren. Und sie entstehen dort, wo Begegnung gelingt. Zwischen Menschen, Kulturen und Lebenswelten.

Die Zukunft des Tourismus wird in bleibenden Begegnungen gemessen.

Tourismussensibilisierung ist eine zentrale Voraussetzung für einen nachhaltigen, akzeptierten und glaubwürdigen Tourismus. Wir organisieren den Tourismus oft in Silos – in Hotels, Bahnen, Events oder Marketingkanälen. Für den Gast existiert diese Aufteilung nicht. Für ihn zählt das Gesamterlebnis. Und für die Bevölkerung ebenso. Sie lebt mit dem Tourismus, nicht neben ihm.

Die Regional Tourism Alliance hat mit Schweiz Tourismus ein nationales Projekt zur Tourismussensibilisierung lanciert.  Im Zentrum steht die Erkenntnis: Echte Nachhaltigkeit zeigt sich im Verhalten, im Zuhören, im respektvollen Miteinander. Gastfreundschaft bedeutet Offenheit, Respekt, Rücksicht und gegenseitige Neugier. Wenn es gelingt, diese Haltung konsequent zu vermitteln, wachsen Akzeptanz und Qualität. Nachhaltiger Tourismus schafft langfristig Freude, für Gäste und Gastgeber.

Die Regional Tourism Alliance will diesen Wandel aktiv begleiten. Sie versteht sich als Plattform für Austausch, gemeinsames Lernen und koordinierte Standards. Ziel ist nicht einheitliches Denken, sondern gemeinsames Bewusstsein für Verantwortung.

Wer sich heute auf den Weg macht, kann den wirtschaftlichen und emotionalen Wert des Tourismus wieder als verbindende Kraft begreifen – zwischen Mensch und Natur, Regionen und Generationen.

Die Zukunft des Tourismus wird nicht in Ankünften gemessen, sondern in Begegnungen, die bleiben.

Damian Constantin ist Präsident der Regional Tourism Alliance.