Steigende Schneefallgrenzen, kürzere Saisons, veränderte Erwartungen: Der klassische Skitourismus steht unter Druck. Zehn Destinationen im Alpenraum zeigen mit dem EU-Projekt Beyond Snow, wie Anpassung konkret aussehen kann. Dazu gehören neue Angebote, neue Positionierungen und digitale Hilfsmittel.

Konkrete Beispiele
Sattel-Hochstuckli richtet seine Pisten künftig gezielter auf Anfänger und Familien aus. Balderschwang im Allgäu setzt auf regionale Kulinarik und Themenwanderungen, Métabief im französischen Jura plant Freizeitparks statt Skilifte.

Das sind drei von zehn Pilotregionen, die während drei Jahren im Rahmen vom Projekt Beyond Snow Wege für klimaresilienten Tourismus erprobt haben. Das von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) koordinierte Projekt wurde von der EU, der Neuen Regionalpolitik (NRP) und kantonalen Partnern finanziert. Es endet Ende Oktober.

Eines der zentralen Ergebnisse von Beyond Snow ist ein digitales Resilience-Decision-Making-Tool. Ein Leitfaden, das Destinationen künftig bei strategischen Weichenstellungen unterstützt, etwa bei der Frage, welche Investitionen unter sich wandelnden Klimabedingungen noch sinnvoll sind.

Verantwortung vor Ort
«Entscheidend ist, dass lokale Akteure Verantwortung übernehmen und den Wandel aktiv gestalten. Wer das tut, kann gestärkt daraus hervorgehen», sagte Richard Kämpf, Leiter Tourismuspolitik beim Seco, an der Konferenz «Wintertourismus neu denken – sind wir schon im Après-Ski?» in Bern. 

Kämpf betonte, dass die Transformation nur gelingt, wenn sie auf konkreten, abgestuften Etappen beruht: «Wir müssen den grossen Begriff Klimaanpassung auf Roadmaps, Leitbilder und konkrete, umsetzbare Schritte herunterbrechen, damit das Mehrgenerationenprojekt gelingen kann».

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Politik setzt neue Prioritäten
In der neuen Tourismusstrategie des Bundes, die 2026 verabschiedet werden soll, wird der Klimawandel laut Kämpf erstmals als zentrales Handlungsfeld verankert. Dabei gehe es nicht nur um Anpassung, sondern auch um Klimaschutz. «Diese beiden Themen müssen zusammengedacht werden, von der Bergbahn-Investition bis zur Kommunikation mit Gästen.»

Die Politik will Destinationen künftig gezielter unterstützen: mit Planungsgrundlagen, Förderinstrumenten und verbesserten Daten zur Schneesicherheit. So sollen Investitionen langfristig tragfähig bleiben.

Kooperation als Schlüssel
SAB-Direktor Thomas Egger hob die Bedeutung gemeinsamer Strategien hervor: «Wenn Bergbahnen, Hoteliers, Gemeinden und Bevölkerung an einem Strick ziehen, entstehen tragfähige Lösungen». Transformation brauche Geduld, so Egger: «Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon».

Trotz aller Herausforderungen war der Tenor der Konferenz zuversichtlich: Der Wintertourismus wird vielfältiger, ganzjähriger und lokaler. Entscheidend ist, den Wandel nicht als Verlust zu verstehen, sondern als Chance. Oder, wie Egger es formulierte: «Die Zukunft des Wintertourismus ist das ganze Jahr.»

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Interreg-Projekt Beyond Snow
Beyond Snow unterstützt alpine Destinationen mit Schneemangel bei der Neuausrichtung ihres Tourismus. In zehn Pilotregionen, darunter Sattel-Hochstuckli im Kanton Schwyz, wurden Strategien für klimaresiliente, ganzjährige Angebote entwickelt.

Das Projekt läuft seit November 2022 und endet Ende Oktober 2025. Finanziert wird es über das EU-Programm Interreg Alpenraum, die Neue Regionalpolitik (NRP) und kantonale Beiträge. Zentrales Ergebnis ist das frei zugängliche Resilience-Decision-Making-Tool, das Bergregionen künftig bei strategischen Entscheiden unterstützen soll.

Mehr Infos unter:
sab.ch