Die von der Stadt Thun, dem Kanton Bern und hotelleriesuisse getragene Hotelfachschule Thun (HFT) steht schweizweit im Wettbewerb mit fünf anderen Hotelfachschulen. Damit sie sich im Kampf um die Talente behaupten kann, will sie investieren und sich neu positionieren.

Aufgrund der Beitragskürzungen durch den Kanton hat sich die Ausgangslage für die Hotelfachschule Thun HFT erschwert. Im März 2018 beschloss der Stiftungsrat deshalb, den Herausforderungen mit einem umfassenden Erneuerungsprojekt zu begegnen. Vorgesehen sind Longstay-Apartments sowie die Realisierung eines «Laborhotels». Für die Umsetzung der Vorwärtsstrategie sind gemäss Stiftungsrat rund 11 Millionen Franken erforderlich. Im vergangenen Dezember ersuchte die Hotelfachschule die Stadt Thun um ein Darlehen in der Höhe von 1 Million Franken. 

Unterstützung erhielt die HFT dabei auch vom  Hotelier-Verein Berner Oberland sowie dem Hotelier-Verein Thunersee. Die Organisationen haben gegenüber den Entscheidungsträgern des erwähnten Kreditgesuchs ein entsprechendes Commitment in einem Unterstützungsbrief zum Ausdruck gebracht.

Stadt Thun hat eine besondere Verantwortung
Am Freitag gab er Thuner Gemeinderat bekannt, dass er die Strategie unterstützt und dem Stadtrat beantragt, der HFT das zinslose Darlehen von 1 Million Franken zu gewähren. Mit dieser Massnahme wolle der Gemeinderat dazu beitragen, den Standort «dieses bildungspolitischen Leuchtturms im Berner Oberland» zu sichern, heisst es in einer Mitteilung der Stadt Thun.

Als Stifterin und Mitgründerin habe die Stadt Thun für die Hotelfachschule eine besondere Verantwortung. Es brauche ein deutliches Bekenntnis der Standortgemeinde zu ihrer Hotelfachschule und zum Tourismus, so der Gemeindrat weiter. Mit einer Stärkung der Hotelfachschule wolle man dem Fachkräftemangel in der Hotelbranche aktiv begegnen. Das Darlehen ist eine gute Investition in die Hotellerie und in den Tourismus und mache sowohl bildungspolitisch als auch volkswirtschaftlich Sinn, wird weiter argumentiert.

Der Entscheid des Stadtrats erfolgt voraussichtlich am 21. März 2019. Die Hotelfachschule plant nun den ersten Schritt. Ab April 2019 sollen der Umbau eines Nebengebäudes zur Campus-Lodge (Studentenunterkunft) und Teachers Lab (Coworking Area für Lehrpersonen) sowie die partielle Neugestaltung des Hauptgebäudes realisiert werden. Das Darlehen der Stadt Thun käme hier zum Einsatz. Für die Finanzierung dieser ersten Phase rechnet die Hotelfachschule mit 2,5 Millionen Franken. [IMG 2]

Laborhotel als innovative Idee
Mit der Verlegung der Unterkünfte der Studierenden in ein Nebengebäude entsteht die Möglichkeit, am bisherigen Standort ein sogenanntes «Laborhotel» (Arbeitstitel) zu bauen. Dieses innovative Hotel, das in die Ausbildung integriert und vor allem durch Studierende betrieben werden soll, ermöglicht eine fundierte, praxisorientierte Ausbildung.

Der Hotelbranche und den Verbandsmitgliedern von hotelleriesuisse steht mit dem neuen Hotel künftig zudem ein Labor zur Verfügung, aus dem diese Erkenntnisse für ihre Betriebe ableiten können. Das neue Hotelangebot beinhaltet 35 kleine und 15 grosse Hotelzimmer für Gäste aus den Segmenten Business, MICE (Meetings, Incentives, Conventions, Exhibitions) und Leisure sowie 18 Serviced Apartments.

Seit etwas mehr als einem halben Jahr ist Janine Rüfenacht für die Projektleitung zuständig. Sie ist vom innovativen Ansatz des Projekts überzeugt: «Mich reizt die Herausforderung, das noch Unbekannte zu erforschen, den Studierenden die Chance zu geben, ihre Zukunftsvorstellungen einzubringen und den eigenen Hotelgästen dank dem zukunftsorientierten Angebot ein neues Erlebnis zu bieten sowie einen gut funktionierenden und rentablen Betrieb zu betreiben.»

Zusätzlich zur Verbesserung der Ausbildung sollen mit einer Stärkung des bestehenden Hotelbetriebs in Zukunft mehr finanzielle Mittel generiert werden. Die Schule steht bei der Umsetzung des Projekts unter grossem Zeitdruck. Es ist geplant, das neue Hotel bereits 2021 zu eröffnen, damit die verlorenen kantonalen Unterstützungsbeiträge durch zusätzliche Einkünfte kompensiert werden können. (htr)