Erholungsraum, Begegnungsort, Arbeitsplatz oder Treffpunkt – Ihr Boutique-Hotel hat viele Facetten. Facetten, die es zu einem Ort von Menschen für Menschen machen. Und genau diese Menschen stehen im Zentrum der sozialen Nachhaltigkeit. Denn um langfristig nachhaltig und profitabel zu wirtschaften, sollten Sie deren Wünsche und Bedürfnisse verstehen und entsprechend handeln.

In unserem vorherigen Beitrag haben wir aufgezeigt, dass Nachhaltigkeit aus drei Dimensionen besteht und nachhaltiges Handeln in Ihrer Verantwortung liegt. Heute widmen wir uns der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit und stellen Ihre Menschen in den Fokus – denn Ihre Mitarbeitenden, Gäste, Partnerinnen und Partner und die lokale Gemeinschaft sind direkt sowie indirekt von Ihren Handlungen tangiert und massgeblich am Erfolg Ihres Hotels beteiligt.

Dem Map-Team um Gründerin Magdalena Rungaldier ist bei seiner Arbeit aufgefallen, wie schwierig es ist, spezifische Nachhaltigkeitsinformationen für BoutiqueHotels zu finden. So hat es die Plattform «The Sustainable Hotel» ins Leben gerufen. Auf der sich ständig weiterentwickelnden Seite erhalten Boutique-Hotels praktische Einblicke, Werkzeuge und Ressourcen, um ihr Hotel nachhaltiger zu gestalten.
thesustainablehotel.com

Ihr Hotel hat direkte und indirekte soziale Auswirkungen. Es ist somit unabdingbar, dass Sie die Folgen Ihrer Handlungen kennen. Denn Sie tragen die Verantwortung für die Gesellschaft, für die und in der Sie tätig sind.

Leider hat das Hotelgewerbe hier nicht immer einen guten Ruf: diskutable Arbeitspraktiken und -zeiten, unsichere Arbeitsbedingungen, das Nichteinbinden der lokalen Gemeinschaft und profit-gesteuerte Entscheide, welche die natürlichen Ressourcen zukünftiger Generationen gefährden. In letzter Zeit zeigt sich jedoch, dass immer mehr Boutique-Hotels darum bemüht sind, eine positive Auswirkung auf die Menschen zu haben:

  • Gäste: ihre individuellen Bedürfnisse verstehen, eine zugängliche Umgebung schaffen und ihnen einen nachhaltigen Urlaub ermöglichen. Vielleicht sogar mit Angeboten und Erlebnissen und der Möglichkeit, durch ihren Urlaub selbst Gutes zu tun.
  • Mitarbeitende: auf ihr Wohl achten, faire Arbeitsbedingungen schaffen, sie fördern und diverse (Führungs-)Teams bilden.
  • Partnerinnen und Partner: sie bewusst auswählen, mit Fokus auf deren Geschäftspraktiken (ethisches Wirtschaften), Lieferketten (fair und transparent) sowie Überprüfung des Geldflusses (etwa zurück zur lokalen Gemeinschaft).
  • Lokale Gemeinschaft: für sie unter anderem Arbeitsplätze und einen Ort der Begegnung schaffen.

Kurz gesagt: Als ein nachhaltiges Hotel sind Sie bestrebt, diese vier Gruppen zu schützen, zu unterstützen und zu fördern.

Auch bei der sozialen Nachhaltigkeit gilt: Schritt für Schritt. Aus unserer Sicht ist die soziale Gerechtigkeit die Grundlage. Behandeln Sie alle Menschen gleich, ungeachtet von Geschlecht, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, kulturellem Hintergrund, Alter, körperlichen Einschränkungen und Familienstand.

  1. Schaffen Sie Klarheit Unserer Erfahrung nach wird nur in wenigen Hotels erfasst, welche Menschen mit der unternehmerischen Tätigkeit unterstützt werden. Verschaffen Sie sich darum einen klaren Überblick, mit wem Sie zusammenarbeiten. Kaufen Sie vorwiegend von grossen internationalen Unternehmen oder auch von lokalen und kleineren Geschäften? Wie viele Frauen arbeiten mit Ihnen, wie viele davon haben leitende Tätigkeiten? Suchen Sie Partnerinnen und Partner gezielt aus und prüfen Sie, ob auch diese zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen (sind entsprechende Zertifizierungen vorhanden?). Haben Sie sich je bewusst entschlossen, unterrepräsentierte Gesellschaftsgruppen zu unterstützen? Oft ist die erste Übersicht ernüchternd und gleichzeitig ein wichtiger Ausgangspunkt, um in Zukunft nachhaltigere Entscheide zu treffen.
     
  2. Stellen Sie Mitarbeitende an die erste Stelle Der britische Unternehmer Richard Branson empfiehlt in einem seiner bekanntesten Zitate, dass es nicht die Kundinnen und Kunden an die erste Stelle zu setzen gilt, sondern die Mitarbeitenden. Denn zufriedene Mitarbeitende führen zu zufriedenen Gästen. Auch wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass Fachkräftemangel zu einem immer kritischeren Thema wird. Erste Hotelunternehmungen ändern ihre Personalpolitik und führen zum Beispiel flexible Arbeitszeiten und 4-Tage-Woche ein (Text rechts). Überlegen auch Sie sich, wie Ihr Hotel in Zukunft erfolgreiche, motivierte und zufriedene Mitarbeitende halten kann. Beginnen Sie bei Ihrem derzeitigen Team: Fragen Sie aktiv nach, hören Sie zu, sammeln Sie neue Ideen und Perspektiven. Nehmen Sie sich Zeit, eine aussergewöhnliche Arbeitgeberin zu werden. Der Erfolg wird Sie selbst überraschen.
     
  3. Werden Sie ein Ort für Menschen von Menschen Erstaunlicherweise führt uns die soziale Nachhaltigkeit wieder zu den Ursprüngen des Gastgebertums, was uns dazu anleitet, ein guter Gastgeber zu werden, der sich um die Menschen kümmert. Kehren Sie zurück zu dieser authentischen Herzlichkeit und der menschlichen Fürsorge. Überlegen Sie sich, wie Sie allen Menschen in und um Ihr Hotel eine bessere Zukunft ermöglichen. Haben Ihre Gäste die Gelegenheit, durch einen Aufenthalt selbst Gutes zu tun? Unterstützen Sie lokale Produzentinnen, Vereine, Wohltätigkeitsorganisationen? Kochen Sie nicht nur für zahlende Restaurantbesucher, sondern regelmässig auch für Bedürftige? Ermöglichen Sie den Gästen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen (etwa durch vegetarische Gerichte) und so einen gesünderen Lebensstil zu führen? Übernehmen Sie gesellschaftliche Verantwortung für Ihren Ort, für Ihre Region?

Lassen Sie uns abschliessend noch einmal die Definition von Nachhaltigkeit aus dem Brundtland-Bericht (1987) anführen: Die nachhaltige Entwicklung ist «eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen». [RELATED]

Wir möchten ergänzen, dass es auch an Ihnen liegt, Ihr Handeln heute so auszurichten, dass zukünftige Generationen eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft haben können. Ausreden gibt es keine, auch wenn die «Old Economy» sich oft noch sträubt. Was allerdings ein Paradox ist: Denn je mehr Sie «People over Profit» stellen, desto erfolgreicher werden Sie werden. Wir freuen uns auf herzliche und gute Gastgeber, verantwortungsvolle Arbeitgebende, hilfsbereite Nachbarinnen, zuverlässige Partner und menschliche und transparente Hotelmarken.

Im nächsten Beitrag setzen wir uns nach People mit einem weiteren «P», dem Planeten – und somit der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit –, auseinander.


Fachautorin Magdalena Rungaldier ist Inhaberin von Map. Die Boutique-Beratungsagentur ist auf die Erstellung von innovativen Hotelkonzepten, Marken und Strategien spezialisiert. Sie zählt preisgekrönte Kundinnen und Kunden auf der ganzen Welt zu ihrem Portfolio. ma-people.com