Vom Zusammenschluss verspricht sich das Management nichts weniger als eine «Revolution» der Branche. Gemeinsam wird die neue Gruppe 2,3 Milliarden Passagiere in mehr als 75 Ländern bedienen – vorwiegend auf Flughäfen, aber auch an Autobahnen, auf Kreuzfahrtschiffen und Fähren, in Seehäfen und Bahnhöfen.

«Die Aktivitäten der beiden Unternehmen passen perfekt zusammen und mit dem Einsetzen der Erholung ist auch der Zeitpunkt ideal», sagte Xavier Rossinyol am Montag vor den Medien. Der Dufry-CEO wird auch das fusionierte Unternehmen leiten.

Neuer Riese entsteht
In den letzten zwei Jahren litten beide Firmen stark unter Corona. Aufgrund der Pandemie brachen die Passagierzahlen an den Flughäfen ein. Und wer nicht fliegt, deckt sich nicht bei Dufry vor Abflug mit Zigaretten, Alkohol und Parfüm ein. Und wer nicht mit dem Auto in die Ferien fährt, speist nicht an den Raststätten von Autogrill.

Um ihre Beweggründe für den Zusammenschluss zu erklären, bemühten die Firmenlenker daher vor allem die Zahlen aus dem «Vor-Coronajahr» 2019. Seinerzeit erwirtschaftete Dufry einen Umsatz von 8,6 Milliarden Franken und einen operativen Gewinn (EBITDA) von 939 Millionen. Zusammen mit Autogrill wachsen die Werte auf 13,6 Milliarden, respektive 1,4 Milliarden Franken.

Und auf dieses Niveau von vor der Krise will das fusionierte Unternehmen «schon bald» wieder kommen. «Wir konnten bei beiden Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 eine kontinuierliche Verbesserung der Geschäfte feststellen», sagte Rossinyol.

Benetton-Familie wird Grossaktionär
Die an der italienischen Börse kotierte Autogrill gehört zu 50,3 Prozent zur Edizione S.p.A, der Investment-Gesellschaft der Familie Benetton. Diese wird nach einem Aktientausch 20 bis 25 Prozent an Dufry halten und steigt damit zum grössten Aktionär auf.

Den übrigen Aktionären wird ebenfalls ein Tausch in Dufry-Aktien oder wahlweise eine Barabfindung angeboten. Um den zweiten Teil der Transaktion zu stemmen, setzt Dufry auf eine Kombination aus einer Kapitalerhöhung und neuen Schulden, sagte Finanzchef Yves Gerster.

Raststätten als Ergänzung
Der Fokus der kombinierten Gruppe liegt weiterhin auf Läden an Flughäfen rund um den Globus. Autogrill ist dort vor allem im nordamerikanischen Markt stark. Zudem bringt Autogrill das Geschäft mit Autobahn-Raststätten in Europa mit in die Ehe ein; es wird künftig knapp 10 Prozent zum Gesamtertrag beisteuern. «Für uns ist das eine interessante Ergänzung und ein Verkauf ist derzeit nicht vorgesehen», stellte der Dufry-Chef klar.

Vom Zusammenschluss verspricht sich das Management jährliche Kostensynergien von rund 85 Millionen Franken. Diese dürften unter anderem durch Einsparungen im Back-Office innerhalb kurzer Zeit realisiert werden können, erklärte Gerster. Grosses Potenzial bestehe zudem auch im Zusammenfügen des Online-Geschäfts.

Eine ausserordentliche Generalversammlung soll Ende August den Weg für die Transaktion freimachen. Der Abschluss der Übernahme wird bis Mitte 2023 erwartet. (sda/awp/npa)