Im Jahr 2017 kürte Icomos Suisse, die Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege, das St. Galler Hotel Restaurant Militärkantine mit seinen 21 Zimmern zum «Historischen Hotel des Jahres 2017». Der Betrieb war vor der Corona-Krise 365 Tage im Jahr geöffnet. Am Montag konnte das Restaurant nach wochenlanger Pause mit eingeschränkten Öffnungszeiten den Betrieb wieder aufnehmen.

Da praktisch keine Hotelgäste da seien, falle der Frühstücksservice weg, sagt Martin Kappenthuler, Mitglied der Geschäftsleitung von Hotel und Restaurant Militärkantine, gegenüber Keystone-SDA. Die langen Öffnungszeiten seien auch bei Normalbetrieb eine grosse Herausforderung, erklärt er: «Jetzt gilt es jede Arbeitsstunde einzusparen, die nicht unbedingt nötig ist.»

Der Garten der «Militärkantine» biete reichlich Platz, so dass alle Tische Corona-konform verteilt werden konnten. Aufgrund der Schutzmassnahmen werden statt 120 rund 70 Personen draussen Platz nehmen können. Im Restaurant dürfen an elf Tischen Gäste empfangen werden.[RELATED]

Notkredit beantragt
«Wir sind nicht überrannt worden», sagt Kappenthuler. Nach der Öffnung um 11 Uhr seien die ersten Gäste zum Kaffee trinken gekommen. Der Betrieb laufe langsam wieder an. Am Mittag sind vier Tische reserviert. Für den Abend gibt es bereits 20 Reservationen. Er sei gespannt, wie es weiterläuft.

«Für die Zeit des Lockdown sind wir versichert», sagt Kappenthuler. Entscheidend seien die Wochen davor und die Monate danach. Die Stornierungen für das Hotel hätten bereits Mitte Februar begonnen. In den acht Wochen des Lockdown verzeichnete das Hotel 40 Übernachtungen. Eine Person habe sich in der «Militärkantine» für zehn Tage in Selbstquarantäne begeben.

«Bis Ende Mai und teilweise auch im Juni wurden die meisten Zimmerreservationen abgesagt», so Kappenthuler. Die «Militärkantine» lebt auch von grossen Gesellschaften und Tagungen. In den drei Wochen vor dem Lockdown sank der Umsatz infolge von stornierten Anlässen und Übernachtungen um rund 25 Prozent.

Mai und Juni seien die beiden Monate im Jahr, in welchen normalerweise am meisten Hochzeiten, Feste und Abschlussfeiern stattfinden, sagt Kappenthuler: «Diese Anlässe wurden restlos storniert.» Die Gesellschaften machten rund 30 Prozent des Umsatzes in der Gastronomie aus. Zusammen mit dem fehlenden Umsatz im Hotel seien dies einige 100'000 Franken, die nicht versichert sind.

Der Hotel- und Restaurant-Betrieb in dem vielfach ausgezeichneten historischen Gebäude beschäftigt 35 Personen. Für 31 Mitarbeitende wurde Kurzarbeit angemeldet. Um die Lohnzahlungen zu garantieren, hat die Geschäftsleitung einen Notkredit im Umfang einer Lohnzahlung aufgenommen.

Unterstützung durch Stammkunden
Auch der Kulturbetrieb ist von der Corona-Krise betroffen. Konzerte und Tanzabende mussten gestrichen werden. Mit einem Aufruf zum «Krisen-Support» bat das Team ihre rund 500 Aktionäre um Unterstützung. Die Reaktionen machten Mut, weiterzumachen. Viele Stammgäste hätten Gutscheine verschenkt, um der «Militärkantine» neue Gäste zu bringen.

Ob der eingeschränkte Betrieb kostendeckend sein werde, müsse sich zeigen. Die fehlenden Einnahmen werden sich noch lange und einschneidend auswirken. Die finanziellen Möglichkeiten seien begrenzt. «Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Krise meistern können», sagt Kappenthuler. Das Kulturprogramm soll so bald als möglich wieder starten: Die «Militärkantine» feiert am 3. Juli ihren 6. Geburtstag und lädt zur grossen Sommergartenparty. (sda)