Der Bundesrat würdige in keiner Weise die grossen Bemühungen der Branche, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, sagte Platzer. Im Gegenteil. Schon nach ein paar wenigen Tagen «übersteuere» er die Verschärfungsentscheide einiger Kantone von anfangs Woche bereits wieder. Das Vorgehen sei planlos und unglaubwürdig, «ein komplettes Chaos zwischen kantonalen und Bundesvorgaben».

Es gebe keinerlei Beweise, dass es in Gastrobetrieben überhaupt zu Ansteckungen komme, so Platzer weiter. Die Gastrobranche müsse einfach für die Symbolpolitik des Bundes herhalten. «Herr Berset hat die Hausaufgaben zwischen der ersten und zweiten Welle nicht gemacht.» Auch Wirtschaftsminister Guy Parmelin agiere nach guten Entscheiden am Anfang der Pandemie jetzt nur noch reaktiv und unglücklich.

Angesichts des neusten Tiefschlags forderte Gastrosuisse deshalb sofortige finanzielle Entschädigung. Laut Direktor Daniel Berner braucht es monatlich 600 bis 800 Millionen Franken à-fond-perdu, und das sehr rasch, sonst sei es zu spät.

Nicht einmal die Hälfte der Kantone habe bisher Schritte für die Auszahlungen aus dem Härtefallfonds eingeleitet. Viele sprächen davon, dass erste Zahlungen frühestens Ende Februar erfolgen könnten. Bisher seien in der Gastrobranche 30'000 Arbeitsplätze verloren gegangen. «Heute hat sich die Lage noch einmal dramatisch verschärft», so Berner. [RELATED]

Auch die Zürcher Bars kritisieren frühe Sperrstunde
Die Bar & Club Kommission Zürich (BCK), das Sprachrohr der Branche in der Stadt, kritisiert ebenfalls die vom Bundesrat auf 19 Uhr vorverlegte Sperrstunde. Bars würde damit jegliche wirtschaftliche Grundlage entzogen. Die Politik verpasse es, eine klare Ansage zu machen, Barbetriebe zu schliessen und sie dafür wie in Deutschland zu entschädigen, monierte die BCK am Freitag in einer Reaktion auf die neuen Massnahmen des Bundesrates im Kampf gegen die Corona-Pandemie.

Die Branche habe zwar Verständnis dafür, dass der Bund aufgrund der wieder steigenden Corona-Ansteckungszahlen reagieren müsse, schrieb die BCK in der Mitteilung. Das «Hickhack zwischen dem Bund und den Kantonen» löse aber zunehmend Befremden aus. Hier werde ein politischer Machtkampf auf dem Rücken der Unternehmen ausgetragen.

60 Prozent des Umsatzes verloren
Bereits vor der neuesten Verschärfung der Massnahmen durch den Bund hätten die meisten Barbetriebe in der Stadt Zürich Umsatzeinbussen von 60 Prozent und mehr erlitten. Schon mit den verbliebenen 40 Prozent des Umsatzes würden sich in der Stadt Zürich die Fix- und Personalkosten nicht decken lassen. Die frühe Sperrstunde würde die Situation nun weiter verschärfen.

Wieso der Bund nicht konsequent sei und Barbetriebe schliesse, stelle für die BCK ein Rätsel dar. Eine Schliessung wäre nicht nur aufgrund der epidemiologischen Lage die beste aller Lösungen, sind die Barbetreiber überzeugt, sondern würde in der aktuellen Situation die betriebliche Wirtschaftssicherung erleichtern.

Nur bei einer amtlich verordneten Schliessung sei ein Härtefall gegeben, argumentieren sie. Nur dann dann liessen sich Verhandlungen mit Vermietern über eine Mietzinsreduktion führen oder Versicherungsdeckungen beanspruchen. (sda)