Tobias Fischer würde lieber heute als morgen die ersten Gäste begrüssen. Der zukünftige Hoteldirektor kann die Eröffnung des neuen Hotels in Lörrach kaum erwarten, ist Feuer und Flamme für den Neubau, der derzeit an der Belchenstrasse hochgezogen wird. Entstehen soll ein 20-stöckiger Turm mit 227 Zimmern, Suiten und Apartments im 4-Sterne-Plus-Segment gleich an der Grenze zur Schweiz und somit zu Basel. «In Lörrach haben wir ganz klar ein Bedürfnis nach einemerstklassigen Haus in einer solchen Dimension, das alles aus einer Hand bietet, darunter ein grosses F&B-Angebot.» Ein Restaurant, eine Bar/Brasserie sowie eine Smoker’s «Von den Stadtbehörden und den heimischen Firmen hören wirnur Positives. Wenn sie bis anhin grosse Gruppen in Lörrach zu Besuch hatten, mussten sie die Gäste oftmals in zwei bis drei verschiedenen Häusern unterbringen.» Diese Lücke möchte der neue Hotelbau nun schliessen, und Tobias Fischer ist überzeugt, mit dem Angebot einem wichtigen Gästebedürfnis zu entsprechen.

Umliegende Anbieter sollen miteinbezogen werden
Weil das Hotel gleich gegenüber dem Bahnhof entsteht und gut an den öffentlichen Verkehr angebunden ist, spricht das Hotel Stadt Lörrach in erster Linie Businessgäste an, zumindest unter der Woche. «Am Wochenende hoffen wir auf Freizeittouristen. Die Region mit dem Dreiländereck, der Nähe zu Basel und dem Schwarzwald bietet etliches, um ein kurzweiliges Wochenende in Lörrach zu verbringen.» Tobias Fischer setzt auf Kooperation und möchte die umliegenden Anbieter, seien es kulturelle Institutionen, das Gewerbe oder Gastronomen, bei der Zusammenstellung eines Gästeprogrammsmiteinbeziehen. Deshalb ist er sicher, mit dem neuen Hotel niemandem auf den Schlips zu treten.Auch nicht dem Basler Hotelgewerbe? «Natürlich haben wir aufgrund des starken Frankens gegenüber den Basler Hotels einen Preisvorteil. Unser Haus wird aber neue Gäste anlocken, die auch die gastronomischen und kulturellen Angebote in Basel nutzen werden.» Diese Wertschöpfung werde goutiert, sagt er, denn bis anhin erhalte er nur gute Feedbacksaus Basel, «alle, mit denen ich bis anhin zu tun hatte, freuen sich riesig auf den Neubau.»

Worauf sich Hoteldirektor Fischer nicht allzu sehr fokussieren möchte, sind die Weltmessen Basel World und Art Basel. «Natürlich werden wir unsere Raten in diesen Tagen etwas heraufsetzen, aber an einer unfairen und horrenden Preispolitik beteiligen wir uns nicht.» Denn das Hotel Stadt Lörrach möchte auf eine nachhaltige Zusammenarbeit mit den Kunden setzen, in der Hoffnung, dass sie das ganze Jahr über Gäste in Lörrach unterbringen, auch Langzeitgäste.

«Das ist ein weiterer Vorteil des Hotels: Wir bieten knapp 50 Apartments für zum Beispiel ausländische Business-Gäste, dieetwa während zwei bis drei Monaten für ein Projekt in Basel stationiert sind.» Sie dürfen alle Annehmlichkeiten des Hotelsnutzen, das gastronomische Angebot, den Spa- & Fitnessbereich, den Wäscheservice – gleichzeitig könnten sie sich im voll ausgestatteten Apartment auch selber verpflegen.

Grenzach-Wyhlen: Hotel und hundert Wohneinheiten
Ein weiterer grosser Gebäudekomplex wird ganz in der Nähe – in Grenzach-Wyhlen gebaut. Das Hotel in Form eines Gebäudes mit zehn stufenförmig angeordneten Stockwerken bietet je nach Konzept des Hotelbetreibers 120 bis 180 Zimmer; es wird von den Toka-Immobilien aus Kandern gebaut. Geschäftsführer Thomas Asal spricht von einem Gesamtvolumendes Projektes von 60 Millionen Euro. Neben einem Hotel sind weitere hundert Wohneinheiten geplant. In welchem Sterne-Segment das Angebot angesiedelt wird, ist noch offen, derzeit werden Gespräche mit noch fünf Bewerbern geführt. Denkbarsei eine internationale Kette mit mindestens 3 Sternen oder mehr, sagt Asal. Auch das Eröffnungsdatum ist unklar. Die Bauarbeiten sollen im kommenden Sommer starten und, wenn alles gut geht, im 2018 abgeschlossen sein.

 

Felix Hauser
Präsident Basler Hotelier-Verein

Wie und wann haben Sie von den Neubauten an der Grenze erfahren?
Im Hotelier-Verein sind wir breit vernetzt, unsere Mitglieder sitzen in den unterschiedlichsten Gremien. Deshalb erfahren wir relativ schnell, wenn neue Projekte in der Pipeline sind. Von den Neubauten an der Grenze habe ich etwa vor einem Jahr zum ersten Mal gehört. Überrascht haben mich die Neuigkeiten nicht, im Gegenteil: Wir haben damit gerechnet, da das Angebot bis anhin überschaubar war. Meine letzte Info zum Projekt in Lörrach ist, dass es im kommenden Frühling eröffnen soll. Nähere Details zu Grenznach habe ich keine, da lasse ich mich überraschen.

Wie wurde das Thema innerhalb des Hotelier-Vereins diskutiert?
Natürlich fand ein Austausch statt. Mit der jetzigen Situation und dem starken Franken werden die neuen Angebote unsere Preislandschaft sicher etwas durchrütteln. Aber ich sehe auch den positiven Aspekt: Konkurrenz bedeutet immer eine Erweiterung des Angebots – und wenn wir die Palette vielfältiger präsentieren können, egal ob nun in der Innenstadt oder im umliegendenSpeckgürtel, macht das eine Stadt attraktiver. Was ich mir aber wünschen würde für eine Messestadt wie Basel, wären ein bis zwei Häuser im 5-Sterne-Bereich.

Sie bestimmen die Minimal und Maximalraten jeweils ein Jahr im Voraus. Werden Sie wegen den Neueröffnungenfür 2017 anders budgetieren?
Ich persönlich nicht. Allerdings tendiere ich auf eine Nullrunde. Die Nachfrage von den grossen lokalen Partnern stagniert oder geht tendenziell eher zurück. Wir werden also weiter unter Druck geraten. Worüber wir nachdenken müssen, ist eine Lockerung derRestriktionen. Dass Messekunden nur mit F&B-Packages oder Mindestkontingenten ein Zimmer buchen können, wird nächstes Jahr kaum möglich sein. Hier müssen wir flexibler werden.

Was spricht nach wie vor für eine Buchung direkt in Basel?
Der Preis wird es nicht sein.Mit den Preisen in Deutschland können wir tatsächlich nicht mithalten. Aber unsere Lage mitten im Stadtzentrum, am Puls des Geschehens, ist so manchem Gast einen Aufpreis wert. Unsere Nähe zur Messe, die zu Fuss oder per Tram erreichbar ist, ist fürviele Besucher nach wie vor ein gutes Argument und ein wichtiges Bedürfnis. dm