Es braucht eine tiefgreifende Transformation, um von reiner Nachhaltigkeit zu echter Regeneration zu gelangen. Die Integration regenerativer Prinzipien in die Unternehmensstrategie und der Aufbau regenerativer Lieferketten bilden eine Blaupause für die Hotellerie der Zukunft.

Regeneration als Teil einer neuen Unternehmensstrategie
Regenerative Hotellerie beginnt im Management. Es geht nicht darum, bestehende Abläufe nachträglich zu «begrünen», sondern um ein grundlegendes neues Geschäftsmodell.

  • Zuerst gestalten, dann betreiben: Regeneration beginnt beim Entwurf. Hotels sollten Konzepte entwickeln, die zirkuläre Systeme und positive Effekte auf Umwelt und Gesellschaft von Anfang an mitdenken – statt später zu kompensieren.
  • Ganzheitlich denken: Ein systemischer Ansatz hilft, interne Prozesse zu vernetzen. Was in einem Bereich als «Abfall» entsteht, kann in einem anderen zur Ressource werden. Jede Entscheidung soll dem langfristigen Erhalt natürlicher und sozialer Ressourcen dienen.
  • Ort und Menschen achten: Regenerative Ansätze sind lokal verankert und werden gemeinschaftlich getragen. Investitionen in lokale Kompetenzen schaffen geteilten Wohlstand – jenseits von ausbeuterischen Wertschöpfungsketten.
  • Vision wird Politik: Wer zeigt, dass regenerative Geschäftsmodelle auch wirtschaftlich erfolgreich sind, kann die Branche inspirieren und politische Veränderungen anstossen.

Regenerative Lieferketten aufbauen
Regeneration bedeutet weit mehr als «lokal einkaufen». Gefragt sind Lieferbeziehungen, die Ökosysteme wiederherstellen und Gemeinschaften stärken.

  • Lokale Herkunft ist kein Selbstzweck: Nur weil ein Produkt aus der Region stammt, ist es nicht automatisch regenerativ. Entscheidend sind messbare Auswirkungen – etwa auf Biodiversität, faire Arbeitsbedingungen und Emissionen.
  • Designorientierte Wertnetzwerke: Vom Frühstücksei bis zum Handtuch – jedes Produkt soll nachweislich regenerative Wirkung entfalten. Externe Zertifizierungen helfen, Green­washing zu vermeiden.
  • Kooperation mit regenerativen Partnern: Hotels sollten sich entsprechenden Netzwerken anschliessen. So lassen sich Innovationen bündeln und schneller umsetzen.

Die Zukunft gehört den Regenerativen
Regenerative Transformation erfordert Mut – doch sie zahlt sich aus: durch höhere Resilienz gegenüber Krisen, stärkere lokale Verankerung, ein klareres Profil im Markt und die Loyalität einer zunehmend wertebewussten Kundschaft. Um als Hotelbetrieb vorne mit dabei zu sein, gilt:

  • Regenerative Konzepte von Anfang an mitdenken
  • Langfristige Wirkung mit klaren Indikatoren messen
  • Gemeinschaften aktiv einbinden, nicht nur bedienen
  • Zeigen, dass Regeneration wirtschaftlich tragfähig ist

Die Zukunft gehört jenen, die regenerieren – nicht nur erhalten. Indem Hotels Strategie und Versorgung neu denken, können sie sich vom blossen Dienstleister zum Motor der Erneuerung wandeln.

Carlos Martin-Rios ist Associate Professor an der EHL Hospitality Business School. Nicola Gryczka Kirsch ist Entrepreneur in Resi­dence an der EHL Hospitality Business School.