Nicole Brändle Schlegel ist Leiterin Arbeit, Bildung, Politik bei HotellerieSuisse

Es ist uns ein grosses Anliegen, dass die Lernenden der Beherbergungsbranche die nötige Unterstützung finden, um ihren Abschluss trotz Krise erfolgreich zu meistern. Dafür arbeiten wir eng mit den Dachverbänden der Wirtschaft wie zum Beispiel dem Arbeitgeberverband zusammen und machen uns auch im direkten Kontakt mit Bund, Behörden und Parlament für die Berufsbildung stark. Wichtig ist etwa, dass der Präsenzunterricht im Rahmen der überbetrieblichen Kurse und an den Berufsfachschulen trotz Corona weiterhin möglich ist. Im ersten Lockdown war dies leider nicht der Fall. In der Zwischenzeit wurde die Wichtigkeit des Präsenzunterrichts erkannt; er findet zurzeit weiterhin mehrheitlich statt. Das soll auch so bleiben. Durch stark beeinträchtigte respektive sogar geschlossene Betriebe ist es für viele Lernende im Moment schwierig, die notwendige Praxiserfahrung zu machen. Würde der Präsenzunterricht ebenfalls wegfallen, wären Lernende für ihre Abschlussprüfungen weniger gut gerüstet. Dies müssen wir verhindern, ist der Nachwuchs doch überlebenswichtig für die Branche.

Denn trotz der Stärke des dualen Bildungssystems dürfen wir die Augen nicht vor der Tatsache verschliessen, dass der Arbeitsmarkt in der Hotellerie mit einem Fachkräftemangel konfrontiert ist. Dies etwa aufgrund der demografischen Entwicklung – so gibt es generell weniger Schulabgängerinnen und -abgänger bei gleichzeitig mehr Pensionierungen. Auch Einschränkungen bei der Rekrutierung aus dem Ausland aufgrund der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative machen der Branche zu schaffen.

Hinzu kommt, dass die Folgen der gegenwärtigen Krise zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar sind. Verlässliche Zahlen werden erst im April vorliegen. Allerdings zeigt sich im Austausch mit unseren Mitgliedern bereits heute, dass die Corona-Pandemie die Berufsbildung in unserer Branche vor grosse Herausforderungen stellt. Das Interesse an einer Ausbildung ist gesunken, und tendenziell werden weniger Betriebe Lehrstellen anbieten. Zu zeigen, dass es sich lohnt, gerade jetzt eine Ausbildung in der Hotellerie zu absolvieren, ist keine leichte Aufgabe. So wird die Rekrutierung der Jugendlichen auch dadurch erschwert, dass keine Berufswahlmessen stattfinden, Schnupperlehren teilweise nicht mehr möglich und Betriebe geschlossen sind.

Das duale Bildungssystem muss daher besonders in der Beherbergungsbranche seine Krisenresistenz erneut unter Beweis stellen. Es ist sowohl den Arbeitgebenden, den Kantonen wie auch dem Bund ein zentrales Anliegen, dass die Lernenden ihre Praxiserfahrung trotz Schliessung der Betriebe machen, um sich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten zu können. Viele Lehrbetriebe haben deshalb kreative Lösungen gefunden, um ihre Lernenden auch während der Krise auszubilden. Unterstützend dabei ist der Förderschwerpunkt «Lehrstellen Covid-19» des Bundes. Seit Mai wurden rund 40 Gesuche aus allen Landesteilen beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation eingereicht. Der Bund übernimmt bis zu 80 Prozent der Kosten der unterstützten Projekte.

Allen Lehrbetrieben, die in dieser schwierigen Lage das Unmögliche möglich machen, gebührt ein grosser Dank für ihr Engagement und die Wahrnehmung ihrer Verantwortung gegenüber den Lernenden!