«Es ist gar keine Frage, dass man damit die Innenräume sehr viel sicherer betreiben kann.» Diese Worte aus dem Mund des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach ist die Adelung für eine Corona-Schutzmassnahme. Denn der Epidemiologe hat sich in der Pandemie den Ruf erarbeitet, übervorsichtig zu sein. Die Rede ist von Raumluftreinigern.

Aerosole spielen bei der Übertragung des Virus eine grössere Rolle als ursprünglich vermutet. Ergo: Um Ansteckungen zu verhindern, muss die Virenlast in der Luft reduziert werden. Das kann beispielsweise mit Masken erreicht werden oder mit Personenzahl-Beschränkungen. Oder eben mit Raumluftfiltern.

«An Punkten aufgestellt, wo sich häufig mehrere Gäste begegnen»
Auch in Hotels kommen Luftreiniger vermehrt zum Einsatz. Im Wellnesshotel Beatus am Thunersee etwa ergänzen fünf mobile Geräte die Hotellüftung. Direktor Sebastian Moser erklärt: «Wir haben die Geräte an Punkten aufgestellt, wo sich häufig mehrere Gäste begegnen und/oder wo zu wenig frische Luft hinkommt – zum Beispiel an der Réception, vor dem Lift und im Hallenbad.»

Auf der Website sucht man aber vergebens nach einem Hinweis auf die Raumluftfilter. «Wir haben das nicht als Werbemassnahme gemacht, sondern einfach, weil wir es sinnvoll fanden», sagt Moser. Den Gästen fallen die Geräte trotzdem auf. Diese seien regelmässig ein Gesprächsthema und kämen sehr gut an. Andere dagegen wie das Nobelhotel La Val in Brigels und das Boutiquehotel B2 in Zürich setzen in der Kommunikation bewusst auf das Verkaufsargument «keimfrei».

Von ein paar Hundert bis über 1000 Franken
Unabhängig von der Kommunikationsstrategie: Die passende Filterlösung zu finden, ist nicht ganz einfach. Es gibt Reiniger, die in die bestehende Lüftung integriert werden, andere sind mobil. Manche machen Viren und Bakterien mit Hitze, Ionisierung oder Ozon unschädlich. Andere, wie jene im Beatus, gehen mit UV-Strahlen gegen die Mikroben vor. Und wieder andere reinigen die Luft mit speziellen Filtern. Auch preislich gibt es grosse Unterschiede: Schon für ein paar Hundert Franken gibt es Modelle, die für grössere Räume geeignet sind. Luftreiniger können aber auch locker über 1000 Franken kosten.[IMG 2]

Den Überblick zu behalten und das passende Gerät zu finden, ist nicht einfach. Kommt erschwerend hinzu, dass es nur für die Filter überhaupt eine Normierung gibt. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband hat deshalb zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik und der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ein Projekt lanciert, um verschiedene Systeme zu testen und zu vergleichen.

Dieses Online-Tool kann weiterhelfen
Die zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen der Untersuchung: Je besser der Filter reinigt, desto höher ist der Stromverbrauch und der Geräuschpegel. Bei kleineren Räumen empfehlen die Forscher einen Schallpegel von unter 35, bei grösseren maximal 55 Dezibel. Als Ausgangspunkt, so der Hotelverband, sei ein Hepa-Filter der Klasse H13 sinnvoll. Wobei bei reinen Filtersystemen besonders beim Wechseln der Filter Achtsamkeit geboten ist, da die Viren nicht unschädlich gemacht wurden.

Bei den Systemen, die Mikroorganismen inaktivieren, haben sich im Labor alle getesteten Mechanismen (Ozon, UV und Ionisierung) als wirksam erwiesen. Wichtig bei diesen Technologien ist, dass potenziell gesundheitsschädliche Beiprodukte entstehen können. Es sei deshalb darauf zu achten, dass der Hersteller den Nachweis vorlegen könne, dass keine solche Produkte und keine UV-Strahlung freigesetzt werden.

Aus dem Projekt ist auch ein Online-Tool hervorgegangen, mit dem Interessierte ihre Räume analysieren können. Der «Reine-Luft-Konfigurator» soll Fragen beantworten wie: Haben wir ausreichend reine Luft? Oder braucht es zusätzliche Geräte?