Momentan könnte man meinen, es gibt kein Morgen mehr. Aufrüstung, politische Machtspiele, respektloser Umgang und machoide Werte statt eines friedlichen Miteinanders rücken ins Zentrum des Weltgeschehens. Nachhaltigkeit ist plötzlich out, Trump ist in. Wer soll da noch Grund für Idealismus haben?
Wir wissen: Die Realität in der Hotellerie und Gastronomie ist hart. Energiekosten steigen, Zölle sind ein Thema, qualifizierte Fachkräfte sind Mangelware, die Weltpolitik habe ich bereits erwähnt, und der Wettbewerb schläft nicht. Und wieder kann man sich fragen: Wer soll da noch Grund für Idealismus haben?
Doch genau hier müssen wir ansetzen. Nachhaltigkeit beginnt in der Führung und im Miteinander. Nachhaltigkeit ist kein Bonus oder Verkaufsargument, sondern eine Investition – in Menschen, in die Zukunftsfähigkeit und somit in das Morgen.
Dringend benötigte Nachhaltigkeit in der Führung bedeutet: Wie können wir Arbeitsbedingungen schaffen, die Menschen langfristig halten? Wie gelingt Vereinbarkeit von Beruf und Familie in einer Branche mit unregelmässigen Arbeitszeiten? Und vor allem: Wie schaffen wir eine Kultur, in der Vielfalt und der Mensch an sich nicht nur toleriert, sondern geschätzt werden? Denn in einer Branche, die von Gastfreundschaft lebt, ist das kein Luxus. Es ist überlebenswichtig.
In vielen Diskussionen konzentriert sich derzeit alles auf die Generation Z, doch die nächste Welle rollt bereits an: die Generation Alpha. Für sie wird vieles selbstverständlich sein, was wir heute noch als Innovation betrachten – ebenso die Unsicherheit. Sie wächst in einer Welt auf, in der Wandel die einzige Konstante ist.
Die nächste Generation in der Führung ergänzt die ältere.
Wer zukunftsfähig sein möchte, darf sich nicht allein an den Erwartungen der Generation Z ausrichten. Es geht darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Werte des guten Umgangs, des Miteinanders zu pflegen und so Vertrauen zu schaffen. Damit diese Werte, die uns Sicherheit und Vertrauen geben, nicht abhandenkommen.
Die nächste Generation in der Führung ersetzt die ältere nicht, sondern ergänzt sie. Es geht um ein gemeinsames Neudenken – und Nachhaltigkeit wird dabei zum verbindenden Element. Zwischen Menschen und Märkten, zwischen kurzfristigem Erfolg und langfristiger Verantwortung. Wir dürfen nicht mehr führen wie gestern, sondern so, dass der Betrieb auch morgen Bestand hat.
Nehmt euch die Zeit, gebt den kommenden Generationen Idealismus und Optimismus mit auf den Weg. Denn wer Hoffnung vorlebt, verändert die Welt. Täglich im Kleinen, Schritt für Schritt zum Guten. Das ist wahre Nachhaltigkeit.
Zur Person
Jonas Gass ist COO und Miteigentümer der Basler Krafft Gruppe, welche die Hotels Krafft, Nomad, das Silo Hostel, die Brauerei und das Brewpub Volta Bräu sowie das Consum Boutique Hotel umfasst. Für seine Tätigkeiten für den Branchennachwuchs und seine Pop-up-Projekte erhielt er 2019 den Milestone-Preis in der Kategorie «Nachwuchs».
