Acht Hotels gab es vor dem Bergsturz im Mai 2025 im Lötschental. Drei von ihnen wurden zerstört, das Hotel Fafleralp ganz hinten im Tal ist seither abgeschnitten und blockiert. Kommt dazu, dass viele Menschen, die in Blatten lebten, derzeit in einer Ferienwohnung in der Umgebung wohnen. Hier werden keine Touristen mehr logieren können. «Insgesamt fehlen uns 58 Prozent unserer Bettenkapazitäten», sagt Lukas Kalbermatten.
Er und seine Frau waren Gastgeber im Hotel Edelweiss, das am Dorfrand von Blatten nun im See steht, den die aufgestaute Lonza bildet. Zerstört sind auch das Hotel Breithorn und das Genusshotel Nest- und Bietschhorn. Lukas Kalbermatten hat zwei Wochen nach dem Bergsturz die Initiative ergriffen und mit den anderen Hotel-familien diskutiert, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Dabei wurde klar: «Beim Wiederaufbau von Blatten haben Wohnungen erste Priorität. Ob es überhaupt Platz für Hotels geben wird, weiss im Moment niemand.»
Neue Zimmer bauen, bestehendes Restaurant besser auslasten
Was also sollen die Betroffenen tun? «Wir suchen kurzfristig Arbeit, die eine Rückkehr nach Blatten offen lässt», fasst Lukas Kalbermatten zusammen. Und so ist die Idee eines temporären Hotels entstanden. Eine geeignete Parzelle dafür gibt es bei der Bergstation der Lauchernalp-Bahn, gleich neben dem Panoramarestaurant. «Wir erachten das Projekt als Gewinn für alle», sagt dazu Mathias Fleischmann, CEO der Lauchern-alp Bergbahnen AG und der Lötschental Marketing AG.
Die betroffenen Familien haben wieder ein Hotel, das sie betreiben können. Es entstehen Betten für den Tourismus, und die Infrastruktur wird besser ausgelastet: «Denn die Hotelgäste werden im Panoramarestaurant verpflegt, das neu sieben Tage pro Woche und abends geöffnet sein wird.» Zudem fährt die Bahn länger, damit die Gäste für ein Znacht ins Tal können.
Die Bergbahnen stellen das Land kostenlos für fünf Jahre im Baurecht zur Verfügung und beteiligen sich mit 10 Prozent an der neu gegründeten Lauchernalp Lodge AG, den Rest teilen sich die Hotelfamilien Kalbermatten und Bellwald – insgesamt beträgt das Aktienkapital 0,5 Millionen Franken. «Das Risiko tragen wir als Betreiber des Hotels vollumfänglich», erklärt Lukas Kalbermatten. Finanziert wird das 4,2-Millionen-Projekt durch den Kanton Wallis, verschiedene Spenden und die Versicherungsgelder der zwei Hoteliersfamilien.
Wir erhalten bereits täglich Reservationsanfragen für das temporäre Hotel.
Mathias Fleischmann, CEO Lauchernalp Bergbahnen AG
Eröffnung vor den Weihnachtstagen geplant
Die ersten Vorbereitungsarbeiten laufen, und sobald die Baubewilligung erteilt ist, gehts los. Das dreistöckige Hotel wird aus Holzmodulen errichtet und nimmt eine Fläche von 9,5 mal 33 Metern ein. «19 Zimmer mit zwei bis vier Betten sind geplant, eines ist zudem barrierefrei», erklärt Lukas Kalbermatten. Wenn alles perfekt läuft, eröffnet das Hotel am 19. Dezember 2025 seine Türen. Insgesamt acht Stellen werden geschaffen, Kurtaxen und Bahnfahrten generiert.
Trotzdem wird die Wintersaison für die Region nicht einfach. «Wir rechnen mit einem Rückgang der Umsätze», sagt Mathias Fleischmann. Die Bergbahnen müssen vermehrt auf Tagesgäste setzen, wobei die Zugehörigkeit zum Magic Pass sicher hilft. Zudem werden Angebote angepasst – so wird ein bestehender Schneeschuhtrail zu einem Winterwanderweg ausgebaut, damit die durch den Bergsturz entfallenen Routen ersetzt werden können. «Betreffend die Auslastung des temporären Hotels sind wir zuversichtlich, erhalten wir doch bereits heute täglich Anfragen.» Noch kann man jedoch nicht buchen.
Neue Verbindung und Erschliessung der Fafleralp
Aktuell liegt das Hotel Fafleralp nach wie vor betriebsunfähig in der Sperrzone, ohne Strom und Abwasser. Dennoch möchte der Betrieb nächsten Sommer seine Türen wieder öffnen. Dabei bleibt die Erreichbarkeit des Hotels eine Herausforderung. An einer Lösung arbeiten derzeit die Verantwortlichen, denn: «Wir können von Hotelgästen nicht erwarten, dass sie mit ihrem Gepäck einen über zwei Stunden langen Wanderweg auf sich nehmen», sagt Direktorin Barbara Achrainer.
So steht zum Beispiel ein zeitlich limitierter Transport über eine geteerte Notstrasse im Raum. Diskutiert wird im Tal auch die Idee einer Luftseilbahn zwischen Wiler und Weissenried, welche die Strecke zur Fafleralp reduzieren würde. «Wir begegnen der scheinbaren Unmöglichkeit mit Taten und einer gehörigen Portion Optimismus.»
Wichtiges Signal für den Tourismus im Lötschental
Die Einbussen, die die ganze Region treffen, sind für die lokale Tourismuswirtschaft sehr schmerzhaft, auf das Wallis als Ganzes wirken sie sich jedoch nicht gravierend aus. «Das Lötschental steht für ungefähr 2 Prozent der touristischen Übernachtungen im Wallis», erklärt Damian Constantin, Direktor von Valais/Wallis Promotion. Das temporäre Hotel auf der Lauchernalp sieht er als Beispiel für die Resilienz und Kreativität der Region.
Nebst Stammgästen spreche dieses Konzept auch neue Zielgruppen an, etwa Gäste, die das Erlebnis eines temporären, besonderen Beherbergungskonzepts suchten. «Zudem sendet es ein wichtiges Signal: Das Tal bleibt gastfreundlich, investiert in innovative Lösungen und denkt nach vorne.»
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