Bruno Carizzoni, Direktor im Schloss Hünigen in Konolfingen (BE), ist mit einem Schicksalsschlag konfrontiert – sein Sohn ist vor wenigen Wochen verstorben. Die Verarbeitung eines solchen Verlusts braucht Zeit. Deshalb übergibt der Hotelier die Führung des 4-Sterne-Betriebs seinem Vorgänger Mario Bucher und dessen Frau Nicole.

«Insbesondere meine Frau braucht mich jetzt dringend. Und auch ich brauche mich. Weil sich diese Trauerarbeit nicht mit meiner Verantwortung als Direktor hier im Schloss Hünigen vereinbaren lässt, muss ich mein lieb gewonnenes Schloss aufgeben, da die Familie jetzt Priorität hat», erklärt Bruno Carizzoni.

[IMG 2]Für Mario und Nicole  Bucher ist es eine Rückkehr, nachdem sie das Schloss vor einem Jahr aus eigenen Stücken verlassen hatten. «Uns bot sich die gemeinsame Chance, ein KMU zu übernehmen. Wir wollten diese nutzen. Gleichzeitig war uns klar, dass wir viel aufgeben. Sehr viel. Nämlich ein prächtiges und prosperierendes Schloss mit tollen Besitzern und einer genauso tollen Crew», erläutern Nicole und Mario Bucher unisono.

Nun sind sie zurück, weil sich ihr Projekt nicht nach ihren Vorstellungen entwickelte, und weil sich die Schlossbesitzer und Bruno Carizzoni bei ihnen meldeten. «Der Grund für den Direktorenwechsel ist sehr traurig. Die Rochade hat aber auch etwas Schönes. Sie zeigt nämlich, dass wir hier im Schloss längst wie eine Familie sind. Das Bijoux hier in Hünigen bei Konolfingen bleibt also ‹en famille›, auch wenn wir alle nicht blutsverwandt sind», hebt Matthias Spycher, Verwaltungsratspräsident und Co-Schlossbesitzer hervor.

Das Schloss Hünigen
Die «Villa Hünigen» wurde als Siedlung bereits im 12. Jahrhundert in einer Urkunde von Papst Eugen III. im Zusammenhang mit dem Klösterchen Röthenbach erwähnt. Seit 1922 wird das Schloss als Hotel geführt. Umgebaut und komplett renoviert öffnete es 2013 wieder seine Tore. Der international erfolgreiche Unternehmer Walter Inäbnit und der tatkräftige Jungunternehmer Matthias Spycher sind seit Mai 2019 die Schlossbesitzer und mit einer auf Banketten, Seminaren, Hochzeiten und der Hotellerie für Individualgäste basierenden Strategie erfolgreich.

«Es ist ein grosses Privileg für uns»
«Die Chance, zum Seminar- und Boutiquehotel Schloss Hünigen zurückzukehren, war und ist im Kontext des Schicksalsschlages in der Familie von Bruno Carizzoni zweitrangig. Klar ist auch: Für meine Frau Nicole und mich ist es ein grosses Privileg, hier ab August 2021 wieder die Verantwortung inne zu haben. Wir sind sehr dankbar», betont Mario Bucher.

Strategisch setzt das neue Direktorenpaar gemeinsam mit den beiden Besitzern Matthias Spycher und Walter Inäbnit sowie dem Verwaltungsrat Jürgen Brönnimann weiterhin auf die drei Säulen «Hochzeiten», «Boutiquehotel» und «Seminare».  Letzteres Angebot wurde eben beim «Swiss Location Award 2021» mit dem Gütesiegel «Herausragend» unter den schönsten Tagungslocations und Seminarhotels der Schweiz ausgezeichnet.  Unter Bruno Carizzoni konnte auch die Hotellerie für Individualgäste während der Pandemie weiterentwickelt werden.

Die Schlossleitung will zudem an ihrem Vorwärtsgang festhalten und die aufgrund der Pandemie leicht gebremsten, vor zwei Jahren in Angriff genommenen Investitionen und Renovationen fortführen. So soll der Haller-Saal erweitert und das Restaurant umgenutzt werden, damit Raum entsteht, der als Saal, Bar und Lobby dient. Auch die Küche soll als «Bistronomie» den Schritt zu mehr Offenheit und Lebendigkeit mitgehen. (htr/npa)