Diego Glaus, was bedeutet die Auszeichnung Special Award für Sie?
Sie ist eine grosse Freude. Natürlich sagt man das schnell, aber ganz ehrlich – es fühlt sich einfach gut an. Es ist eine schöne Anerkennung für viele Jahre Arbeit, für Mut, Ausdauer und ein bisschen Verrücktheit.

Die Jury hebt Ihre Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit hervor. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Im Albergo Losone habe ich gegenüber anderen Hoteliers einen riesigen Vorteil: Ich bin sowohl Besitzer als auch Direktor des Hotels. Das erlaubt mir, Dinge einfach auszuprobieren, ohne jemanden um Erlaubnis zu bitten. Das gibt mir die Freiheit, auch mal etwas völlig Unkonventionelles zu testen – und das tun wir seit Jahrzehnten.

Zum Beispiel?
Nehmen Sie unsere Schönwetterversicherung. Die gibt’s seit rund 25 Jahren. Wenn ein Gast Ferien bucht und es regnet eine bestimmte Menge, erhält er sein Geld zurück – ganz einfach.

Es ist eine schöne Anerkennung für viele Jahre Arbeit und Mut.

Eine Schönwetterversicherung? Das klingt absurd.
Funktioniert aber hervorragend. Es nimmt den Leuten die Angst vor dem schlechten Wetter und wirkt als Marketinginstrument, wenn Betroffene Ihr Erlebnis weitererzählen.

Kehren Sie andere negative Umstände auch in Positive um?
Bei Regen bieten wir «Sturm-Safaris» an. Wir führen unsere Gäste zu den spektakulärsten Wasserfällen der Region – und wenn es richtig «schüttet», ist das ein echtes Naturspektakel. Ich erinnere mich an einen Vater, der erst nur mitgekommen ist, weil seine Kinder wollten – und am Ende stand er wie ein Bub in der Gischt. So entstehen magische Momente.

Ein anderes Beispiel ist Ihr Drei-Generationen-Arrangement. Wie kam es dazu?
Ich war einmal im Amazonas bei einem indigenen Stamm. Da lebten drei Generationen in perfektem Einklang. Ich fand, so etwas müsste auch bei uns möglich sein. Wir bieten wir ein Drei-Generationen-Arrangenent an. Wir ziehen den Altersunterschied zwischen dem Ältesten und dem Jüngsten der drei Generationen einfach vom Zimmerpreis ab. Das klingt simpel, bringt aber Familien zusammen. Der Grossvater lädt dann vielleicht seinen Sohn und die Enkel ein. Alle sitzen an einem gemeinsamen Tisch und erzählen einander von ihrem Tag. Das ist unbezahlbar.

Nicht alles gelingt. Was bereitet Ihnen Frust?
Die Schulferien sind mein grosses Ärgernis. In der Schweiz haben alle Kantone zur gleichen Zeit Ferien – das führt zu Staus auf den Strassen sowie zu Überbelegung und hohen Preisen im Tourismus. Zu gewissen Zeiten wiederum dreht man Däumchen. Ich habe mich an viele Stellen gewandt, aber alle schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Dabei würde eine einfache Verschiebung von ein paar Tagen Millionen Franken Mehreinkünfte bringen – nicht nur uns Hoteliers, sondern auch Bergbahnen und Restaurants. Und ja, es würde auch die Nerven der Autofahrer schonen.

Das klingt nach einem Kampf gegen Windmühlen. Wie halten Sie sich trotzdem motiviert?
Weil ich für diesen Betrieb brenne. Mit 27 Jahren habe ich ihn in einer angespannten Lage übernommen, vieles stand auf der Kippe. Heute investieren wir jährlich fast eine Million. Wenn ich sehe, wie Kinder durchs Haus tollen und drei Generationen gemeinsam Ferien machen, weiss ich: Es hat sich gelohnt. Auch wenn mal Nutella am Stuhl klebt oder der Korridor mit Filzstift verziert ist – das gehört einfach zu unserer Zielgruppe.