Am Donnerstag, 22. Juli 2021, jährte sich die Erstbesteigung des Matterhorns durch Lucy Walker – der ersten Frau auf dem Matterhorn – zum 150. Mal. Als Hommage an die bemerkenswerte Leistung der Britin enthüllte Bundesrätin Viola Amherd gemeinsam mit der Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser auf dem Museumsplatz in Zermatt die Skulptur einer Bergsteigerin von Bildhauer Stefan Mesmer-Edelmann.

Die Figur bildet eine mutige und stolze Frau ab – mit der Ambition und dem Ehrgeiz, eine Pionierin im Frauenalpinismus zu sein. Die Statue zeigt sich im klassischem Bildhauerstil. Zum einen bildet sie ein Ensemble mit der bereits bestehenden Bergsteiger-Skulptur zur Ehrung der Freundschaft zum «British Alpine Club», zum anderen soll der Stil die Nostalgie aus den Pionierzeiten des Alpinismus widerspiegeln.

[IMG 4]Meilenstein in der Alpinismusgeschichte
Diese Erstbesteigung durch eine Frau, sechs Jahre nach Edward Whymper, gilt als Meilenstein in der Alpinismusgeschichte. Dies nicht zuletzt, weil Frauen, die damals Berge besteigen, Sport treiben oder in der Politik mitreden wollten, mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hatten, wie Bundesrätin Viola Amherd in ihrer Festrede im Walliser Touristenort sagte.

Sie freue sich, dass Zermatt die Matterhorn-Erstbesteigung durch eine Frau gebührend feiere. Lucy Walker und ihre Kolleginnen hätten damals Grossartiges geleistet und verdienten «unseren Respekt». «Sie haben sich nicht von gesellschaftlichen Konventionen abhalten lassen. Sie gingen mutig ihren Weg ganz nach einem Zitat von Ella Fitzgerald: ‹Lass dich nicht davon abbringen, was du unbedingt tun willst. Wenn Liebe und Inspiration vorhanden sind, kann nichts schiefgehen›», so die Sportministerin.

Sie finde es grossartig, dass das Matterhorn Museum die Erstbesteigung durch Lucy Walker und das 50-jährige Jubiläum des Frauenstimm- und Wahlrechts in der Schweiz aufnehme und sich mit der Rolle der Frauen in der Zermatter Geschichte und Gegenwart befasse.

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Hose unter Flanellrock
Am 22. Juli 1871 bezwang die damals 35-jährige Engländerin als erste Frau den 4478 Meter hohen Gipfel - in einem langen Flanellrock, wie es sich für eine Dame in der viktorianischen Zeit gehörte. Die Legende besagt, dass sie unter ihrem Rock eine Hose trug und diese beim Klettern auszog.

Walker war nicht die Einzige, die davon träumte, als erste Frau auf dem «Horu» zu stehen, wie die Einheimischen das Matterhorn nennen. Doch die Amerikanerin Meta Brevoort hatte gegenüber der Britin knapp das Nachsehen.

Walkers Karriere als Bergsteigerin nahm ihren Lauf, als sie als Zwanzigjährige dem Rat ihres Arztes folgte und zu Wandern begann, um ihren schmerzhaften Rheumatismus zu lindern. Nach jahrelangen Qualen riet ein Arzt: «Miss Walker has to walk!»[IMG 7-8]

Zusammen mit ihrem Vater Frank und ihrem Bruder Horace, beide Mitglieder im britischen Alpine Club, machte sie regelmässige Bergtouren in den Alpen.

Mehrere Erstbesteigungen
Gemeinsam mit Vater und Bruder sowie den Berner Bergführern Melchior und Jakob Anderegg gelang ihr 1864 die Erstbesteigung des Balmhorns. Im Jahr 1866 bestieg sie als erste Frau das Wetterhorn
1868 den Liskamm und 1869 den Piz Bernina.

Lucy Walker gründete und leitete 1907 den Ladies' Alpine Club als Reaktion auf das Verbot der Mitgliedschaft von Frauen im British Alpine Club. Sie starb 1916 im Alter von 80 Jahren in Liverpool. (sda/htr/npa)

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