Nach den zwei ersten Treffen des Bundesrats mit Vertretern aus der Tourismusbranche noch während dem Lockdown, trafen sich am Donnerstag die Branchenverbände zusammen mit weiteren Wirtschaftsverbänden und Arbeitnehmern zu einem neuerlichen Austausch. Im Fokus stand die Öffnung der Wirtschaft und die damit verbundenen Stabilisierungsmassnahmen.

Wiederbelebung der Tourismusbranche gefordert
Am Runden Tisch hat HotellerieSuisse zusammen mit weiteren Branchenverbänden Vorschläge und Forderungen für die Wiederbelebung der Tourismusbranche eingebracht.[RELATED]

Die finanziellen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind für viele Beherbergungsbetriebe gross, weil die erlittenen Einbussen nicht kompensiert werden können. Die Auslastungen bleiben auch mit den beschlossenen Lockerungsschritten unterdurchschnittlich, wie auch aus einer im Mai publizierten Studie der KOF hervorgeht.

Lockerung bürokratischer Schutzkonzepte gefordert
Die Umsetzung der strengen Vorgaben im Rahmen der Schutzkonzepte stellt die Tourismusbranche vor grosse Herausforderungen. Deshalb fordert die Branche eine Reduktion der Abstandsregeln auf mindestens 1,5 Meter, eine Aufhebung der Sperrstunde und die Erlaubnis stehender Konsumation, damit die Auslastung wieder erhöht und somit die Wirtschaftlichkeit sichergestelt werden kann.

Auch die Widersprüche in verschiedenen Teilbereichen wurden angesprochen, so etwa, dass Seminarteilnehmer im Hotelrestaurant ohne Abstandsregel zusammen am gleichen Tisch sitzen können, aber in den Seminarräumen 2 Meter Abstand halten müssen.

Unterstützung für den Weg zurück zur Normalität
Damit der Weg aus der Krise gelingt, pocht die Branche auf weitere Massnahmen wie zum Beispiel ein Erlass von Kredit-Amortisationen.

Dabei soll es nicht um strukturerhaltende Massnahmen gehen, sondern um die Wahrung der Investitions- und Wettbewerbsfähigkeit der Beherbergungswirtschaft. Die Hotellerie leistet in vielen Regionen wesentliche Beiträge zur Wertschöpfung und stellt Arbeitsplätze in hoher Zahl sicher.

Stadthotellerie braucht Perspektiven
Während die Lockerung der gesamten touristischen Infrastruktur für die Sommersaison zentral war und bei den traditionellen Ferienregionen zumindest für eine teilweise Entspannung gesorgt hat, ist die Situation in den städtischen Regionen dramatisch.

Der internationale Tourismus wird bis Ende Jahr nur zögerlich anlaufen. Nebst ausbleibenden internationalen Gästen ist auch der Geschäftstourismus (Seminare, Messen, Geschäftsreisende) vollkommen eingebrochen.

Es braucht deshalb einen konkreten Plan um die Rahmenbedingungen für die städtische Hotellerie zu verbessern, damit der Städtetourismus für Grossveranstaltungen attraktiv bleibt. Damit der Städtetourismus wieder angekurbelt werden kann, sind zudem Grenzöffnungen für touristisch wichtige Drittstaaten schnell zu forcieren.

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Bundesrat plant Ausweitung der Kurzarbeitsentschädigung
Im Anschluss an die Diskussionen über das Coronavirus und die wirtschaftlichen Auswirkungen mit den Branchen und den Sozialpartnern twitterte Guy Parmelin: «Wir prüfen nun eine Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung von 12 auf 18 Monate».

Seit Beginn des durch das Coronavirus verursachten Stillstandes Mitte März beantragten bis Mitte Mai ungefähr 190'000 Firmen für rund 1,94 Millionen Personen Kurzarbeitsentschädigung. Das entspricht 37 Prozent der Angestellten im Land.

Kurzarbeit gilt als ein Instrument gegen die sonst drohenden Massenentlassungen. Entsprechend ist der Hauptzweck dieser Massnahme, Arbeitsplätze zu erhalten.

Das Parlament hatte erst vergangene Woche einen Zusatzkredit über 14,9 Milliarden Franken bewilligt. Der grösste Teil, nämlich 14,2 Milliarden Franken, geht an die Arbeitslosenversicherung (ALV), welche die Kurzarbeitsentschädigungen finanziert. In der ausserordentlichen Session hatte das Parlament bereits 6 Milliarden Franken für den ALV-Fonds bewilligt.

Zu den Teilnehmern am Treffen gehörten unter anderem auch Vertreter aus der Gastgewebebranche. Sie brachten insbesondere Vorschläge und Forderungen bezüglich der neuen Ausgangslage aufgrund der neusten Lockerungsmassnahmen ein. (htr/sda)