Für viele KMU bedeute die derzeitige Situation, dass über Nacht der gesamte Umsatz wegbreche, betonte etwa ZKB-CEO Martin Scholl im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Das könne niemand so einfach tragen.

«Zwölf Jahre nachdem man mit Staatsmitteln die Banken gerettet hat, muss man jetzt die KMU retten», fordert er daher.

Liquiditätskredite
Die ZKB hatte letzte Woche angekündigt, eine Kreditsumme von 100 Millionen Franken an Firmen bereit zu stellen, die wegen der Coronakrise unverschuldet in einen Liquiditätsengpass geraten sind.
Die Luzerner Kantonalbank gab am Dienstag bekannt, 50 Millionen Franken für Kleinunternehmen bereitstellen. Auch die Aargauische Kantonalbank sagte Anfang Woche «Überbrückungshilfe» für KMU mit Liquiditätsproblemen zu.

«Individuelle Lösungen» stellten etwa auch die Schwyzer oder die Graubündner Kantonalbank in Aussicht. «Wir helfen unseren Firmenkunden aktuell bei Liquiditätsengpässen schnell und unbürokratisch, indem wir jetzt im Bereich von Amortisationen beispielsweise Fälligkeiten verschieben», liess sich etwa GKB-CEO Daniel Fust in einer Mitteilung zitieren.

Auch Staatshilfe gefragt
Für ZKB-CEO Scholl braucht es in der derzeitigen Situation neben Liquiditätskrediten der Banken aber nun klar auch die Hilfe des Staates. «Die meisten KMU sind nicht in einer Situation, in der sie ihre Verschuldung massiv erhöhen können.»

Ihren Beitrag leisten müssten daneben auch weitere Gruppen wie etwa Vermieter, forderte Scholl. «Wer Räumlichkeiten seiner Liegenschaft langfristig an einen Detailhändler oder ein Restaurant vermietet, für den ist es im eigenen Interesse, dass der «Beizer» nach dieser temporären Phase noch hier ist.»

Zahlen im Fluss
Ob die von der ZKB für die Zürcher KMU in Aussicht gestellten sofortigen Kredite über 100 Millionen ausreichen, wisse man heute noch nicht, räumte Scholl ein. «Unsere 100 Millionen sind ebenso wie die 10 Milliarden des Bundes nur Zahlen – niemand weiss derzeit, wie gross der Bedarf ist. Wichtig ist vor allem das Signal, dass wir die Unternehmen jetzt unterstützen.»

Bis die konkreten Programme liefen, brauche es zudem noch «ein wenig Geduld». In wenigen Tagen werde man aber die Konturen sehen. «Dann werden die KMU auch wissen, wohin sie sich wenden müssen», so der ZKB-Chef.

Temporäre Phase
Die ZKB-Verantwortlichen sind sich allerdings sicher, dass es sich bei der Coronakrise nur um eine temporäre Phase handelt – auch wenn die Schweizer Wirtschaft im Gesamtjahr 2020 dadurch wohl technisch in eine Rezession geraten werde, wie ZKB-Investmentchef Christoph Schenk sagte. «Wenn wir aber ab dem dritten Quartal eine Erholung sehen, dann ist das negative Wachstum für den weiteren Geschäftsverlauf der Unternehmen unbedeutend.»

Gelinge es, den KMU den Übergang tragbar zu machen und den Arbeitsplatzabbau klein zu halten, so werde auch der Effekt auf die Immobilienmärkte gering sein, gab sich ZKB-Chef Scholl überzeugt. Gelinge dies nicht, dann könnten etwa die Mietzinsen stark unter Druck kommen, räumte er ein: «Wir sind aber noch lange nicht dort und nichts deutet momentan auf dieses Szenario hin.» (awp sda)