Die Corona-Pandemie und die vom Bundesrat zum Schutz der Bevölkerung veranlassten drastischen Massnahmen, gefährdet die finanzielle Existenz vieler Betriebe. Insbesondere das Gastgewerbe trifft es vehement.

Deshalb fordert die Tourismusbranche geschlossen wirksame Massnahmen zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen, weitere Verbesserungen bei der Kurzarbeitsentschädigung und die sofortige Einführung des Härtefall-Fonds, um einen Kollaps der Branche zu verhindern.

Ohne sofortige Unterstützungsmassnahmen seitens des Bundes und der Kantone werde die Branche irreversiblen Schaden erleiden, schreiben HotellerieSuisse und der Tourismus-Verband gemeinsam mit acht weiteren Branchenverbänden in einer Mitteilung vom Dienstag. Der Verband fordert die rasche Umsetzung weiterer Unterstützungsmassnahmen, um den totalen Einbruch der Branche zu verhindern.

Tourismusverbände stehen geschlossen zusammen
Gemäss Satellitenkonto 2018 erzielt der Tourismus mit Gesamteinnahmen von 47 Mrd. Franken eine direkte Bruttowertschöpfung von über 19 Mrd. Franken – was einem Anteil von 2,9 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen direkten Bruttowertschöpfung der Schweiz entspricht. Die Gastronomie erzielte 2018 einen Ausser-Haus-Konsum von 23 Milliarden Franken. Folgende Tourismusverbände stehen geschlossen hinter den Forderungen: HotellerieSuisse, GastroSuisse, Parahotellerie Schweiz, Seilbahnen Schweiz, Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren, Verband öffentlicher Verkehr, Swiss Snowsports, Veband der Schweizer Tourismusmanager, Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen – alle vernetzt beim Schweizer Tourismus-Verband STV.

Mehrere Milliarden Franken Umsatzeinbussen erwartet
Gemäss einer Umfrage von GastroSuisse brach der Umsatz im Gastgewerbe in den letzten zwei Wochen durchschnittlich um ein Drittel ein. Die Branche hat demnach zwischen dem 28. Februar und 12. März hochgerechnet 382,2 Millionen Franken an Umsatz eingebüsst.

In der Hotellerie sei der Rückgang des Umsatzes besonders hoch. Laut einer Umfrage von HotellerieSuisse werden sich die Umsätze im März fast halbieren (minus 45 Prozent). Die Umsatzeinbussen allein in der Hotellerie werden sich bis Ende März auf bis zu 450 Millionen Franken summieren, wie es weiter heisst.

Mit dem Lockdown komme die Branche nun beinahe zum Stillstand. Die Umsatzeinbussen werden aufgrund der Einschätzungen der Verbände mehrere Milliarden Franken betragen. Deshalb fordert die touristische Branche den Bundesrat und die Kantone auf, dringendst notwendige Massnahmen zur Überbrückung der Engpässe schnellstmöglich einzuleiten.

Darunter fallen laut Mitteilung proaktive und grosszügige Sistierungen von Amortisationen und Zahlungsaufschübe bei fälligen Steuern und Abgaben, besonders MWST und Gewinnsteuern.

Die Betriebe sollten Zugang zu zinslosen Darlehen und Direktzahlungen erhalten. Zudem zählen die Tourismusverbände auf die Kulanz der Banken im Umgang mit in Zahlungsnot geratenen gastgewerblichen Unternehmen.

Die Kantone werden angehalten, bei ihren Kantonalbanken Amortisationssistierungen und zinslose Überziehungslimiten für die betroffenen Betriebe sicherzustellen.

Schnelle und unbürokratische Auszahlung der Kurzarbeitsentschädigung
Die Branche begrüsse die erfolgte Verkürzung der Karenzfrist für die Kurzarbeit. Aufgrund des Lockdowns seien die meisten Betriebe jedoch innert kürzester Zeit nicht mehr in der Lage, die Löhne der Mitarbeitenden auszuzahlen.

Deshalb brauche es eine Lockerung der Anspruchsvoraussetzungen und die Möglichkeit von Akontozahlungen von der Kurzarbeitsentschädigung. Insbesondere soll gemäss Mitteilung die Definition der Anspruchsberechtigten erweitert werden.

Aufgrund der Liquiditätsengpässe fordern die Verbände eine rasche und unkomplizierte Auszahlung der Kurzarbeitsentschädigungen. Mit Akontozahlungen könne verhindert werden, dass Betriebe in Zahlungsnot geraten.

Die neusten Entwicklungen in der Branche
Schweiz Tourismus und HotellerieSuisse informieren laufend über die neusten Vorkehrungen und Massnahmen in der Tourismusbranche:
Updates Schweiz Tourismus
Updates HotellerieSuisse

Sofortige Einführung und höhere Dotierung des Härtefall-Fonds
Der Bundesrat will bis zum 1. April prüfen, ob besonders betroffene Unternehmen im Sinne einer Härtefallregelung finanziell unterstützt werden sollen. Dafür möchte er bis zu 1 Milliarde Franken aufwenden.

Auch wenn das Gastgewerbe und der Tourismus befürchten, dass die vorgesehenen Mittel kaum ausreichend sind, um die notwendigen Finanzhilfen zu leisten, befürworten sie ausdrücklich einen Härtefall-Fonds, wie es weiter heisst.

Angesichts der zugespitzten Lage sei es jedoch essentiell, dass dieser Fonds umgehend eingeführt werde. (htr/sda)


Der Bundesrat hält heute Dienstag – voraussichtlich 14 Uhr erneut eine «Point de Presse» in Bern zum Stand der Dinge.  Mit dabei sind Vertretende von den Departementen BAG, Seco/WBF, EFD und EDA. htr.ch wird erneut live aus dem Medienzentrum übertragen.