«Zuerst geht es ums Überleben, dann ums Investieren», sagte Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung im Seco, am Montag vor den Bundeshausmedien an der Proint de Presse. Die Tourismusbranche sei besonders stark von der Corona-Krise betroffen. Es gebe regelrechte «Stornierungswellen», während neue Buchungen fast gänzlich ausblieben.

Es gebe in den touristischen Teilbranchen wie Hotellerie, Gastronomie, Bergbahnen, Reisebüros Nachfrageeinbussen im Vergleich zum Vorjahr von minus 80 bis minus 95 Prozent.[RELATED]

Der Einbruch sei beispiellos, sagte Jakob. Weder die Herausforderungen mit dem starken Franken noch der Zweitwohnungsinitiative seien damit zu vergleichen. Die Pandemie treffe die ganze Bandbreite der touristischen Anbieter: den Geschäftstourismus und den Freizeittourismus – in der Stadt wie auf dem Land.

Langsame Erholung erwartet
Das Seco rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einer «zögerlichen», im nächsten Jahr mit einer «allmählichen» Erholung.

Der internationale Tourismus werde sich tendenziell erst im zweiten Halbjahr 2021 erholen. Weltweit werde es wohl erst im Jahr 2022 eine gänzliche Normalisierung der Umsatz- und Nachfrageentwicklung geben. Auch der psychologischer Faktor spiele eine Rolle: Es werde erst dann wieder gereist, wenn die Unsicherheit bezüglich gesundheitlichen Risiken überwunden sei, sagte Jakob.

Zu den Liquiditätshilfen und Kurzarbeitsoptionen hat der Bund zudem kleinere Massnahmen ergriffen, um den Tourismus zu unterstützen. So gewährt die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredite (SGH) einfache Sistierungen der Amortisationen für Darlehen in Hotelinvestitionen, welche die Beherbergungsunternehmen in den letzten zwei Jahre aus dem eigenen Cash-Flow finanziert haben. Der Bundesrat verzichtet dabei auf eine noch fällige Zahlung eines Restbetrages eines vormaligen Kredites von 5,5 Millionen Franken an die SGH.

Weitere Massnahmen seien mit der Umsetzung der Neuen Regionalpolitik (NRP) vorgesehen. 

Werbeoffensive für Schweiz-Ferien
Der Bund prüft gleichzeitig weitere Optionen zur Stärkung des Tourismus. Schweiz Tourismus hat ein 40 Millionen Franken schweres Impulsprogramm ins Spiel gebracht. Sowohl das Seco als auch die parlamentarischen Kommissionen besprechen dieses nun.

Klar ist laut Jakob: Ein Tourismus-Hilfsprogramm müsste in einer ersten Phase auf den Binnentourismus abzielen. «Die Promotion von Schweiz-Ferien spielt eine prioritäre Rolle.» Das Finden des richtigen Zeitpunkts für eine Werbeoffensive sei aber eine gewisse Herausforderung.

Komplexe Schutzkonzepte
«Es braucht Vertrauen, Zuversicht und Erfahrung, dass Schutzkonzepte wirken», sagte Jakob. Der Bund sei daran, Basis-Schutzkonzepte für einzelne Tätigkeitskategorien zu erstellen. Danach brauche es die Arbeit der Branchenvertreter, diese dann «herunterzubrechen» auf die spezifischen Erfordernisse des Tourismus.

Das sei eine relativ komplexe Angelegenheit, weil der Tourismus eine Querschnittsbranche. Denn es bringe nichts, ein Bergrestaurant zu öffnen, wenn der Zugang über die Seilbahn nicht geregelt sei, sagte Jakob. «Es braucht Konzepte, die ineinandergreifen.» (sda/htr)