Das Euro/Franken-Verhältnis hat am Freitag eine neue Marke unterschritten. So ist das Währungspaar am Freitag erstmals seit Januar 2015 unter die Marke von 1,01 gerutscht, im Tagestief war der Euro für 1,00615 Franken zu haben. Das ist nicht nur der tiefste Stand dieses Jahres, sondern auch seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar 2015.

Der Franken neigt wegen der hohen Inflation und den sich verschlechternden Wirtschaftsperspektiven in vielen Ländern schon seit einiger Zeit wieder zur Stärke, mit Beginn des Krieges hat sich dies allerdings nochmals verstärkt. Unter weiteren Aufwärtsdruck geriet der Franken in der Nacht auf Freitag, nachdem auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ein Feuer ausgebrochen war.

Das Feuer soll zwar gelöscht worden sein, und es sollen auch keine kritischen Systeme betroffen sein. Der Angriff hat laut Händlern der Welt aber vorgeführt, wie ernsthaft die Risiken der russischen Invasion auch in dieser Hinsicht sind. «Man muss kein Genie sein, um die mit diesem Szenario verbundenen potenziellen Risiken hochzurechnen», sagte einer.

Wo ist die Schmerzgrenze?
Ob die SNB derzeit interveniert und zumindest versucht, die Aufwertung des Frankens zu verlangsamen, ist nicht bekannt. Möglicherweise wird man in den neuesten Zahlen der SNB-Sichtguthaben, die wöchentlich veröffentlicht werden (nächstes Mal am Montag), gewisse Anzeichen sehen.

Es bestehe für die SNB jedenfalls die Gefahr, dass ein zu ein starker Franken rasch wieder in die gefürchtete Deflation führen könne, kommentierte der Devisenhandel der Valiant Bank. Wo die Toleranzgrenze der Frankenaufwertung für die hiesigen Währungshüter liege, sei denn auch die grosse Frage. Die Schmerzgrenze könnte bei der Parität liegen, spekuliert man bei der Berner Bank.

Sollten die Kriegswirren schnell wieder abflachen, was aus heutiger Sicht allerdings eher unwahrscheinlich erscheint, könnte sich der Franken auch wieder abschwächen. Mittelfristig dürften die sich abzeichnende geldpolitische Wende der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die Sektorrotation von Wachstums- in Richtung Substanzwerten den Euro stützen, heisst es jedenfalls bei Raiffeisen Schweiz. (awp/sda/npa)