Wie der Berner Tierparkdirektor Bernd Schildger am Donnerstag in Bern an einem Medienanlass sagte, greife diese Idee zu kurz. Viel besser sei, den geplanten Bärenpark Gantrisch zum Instrument der Naturvermittlung zu machen und ihn so in den Naturpark Gantrisch zu integrieren.

Kernelement dieser Naturvermittlung werden nach den Darstellungen von Schildger und von Ruedi Flückiger, dem Geschäftsführer der Organisation GantrischPlus, Ranger sein. Diese sind heute schon im Naturpark Gantrisch tätig und sollen künftig auch im geplanten Bärenpark im Dorfwald Schwarzenburg Besucherinnen und Besuchern Natur vermitteln – und diese auch an andere Orte im Naturpark führen.

Schildger sagte, der Bär könne im Rahmen dieser neuen Konzeption des Bärenparks Gantrisch die Rolle des untersten Tiers im Märchen «Die Bremer Stadtmusikanten» übernehmen: Auf dem Rücken des Bärs stehe der Luchs, darauf das Auerhuhn und darauf der Feuersalamander. «Der Bär hilft, diese Tiere dem Menschen näher zu bringen.»

Die Promotoren des Bärenparks Gantrisch hätten übersehen, dass diese Anlage eine von der Stadt Bern unabhängige Einrichtung sein könne, so Schildger weiter. Jungbären seien nicht so wichtig, um Tiere den Menschen näher zu bringen. Jungbären aufzuziehen, sei kein Ziel mehr – aber es sei auch nicht ausgeschlossen, dass in Schwarzenburg einmal Jungbären lebten.

Wenn beispielsweise der Koordinator für das europäische Haltungszuchtprogramm in Bern anklopfe und um Aufnahme eines spanischen Braunbären bitte, sei so etwas möglich. Ebenso möglich seien aber andere Szenarien, etwa dass in Schwarzenburg drei Männchen lebten. Alles sei offen, aber Jungbären werde es «eher nicht» geben. [RELATED]

Misslungene Aufzuchtversuche
Bisher hiess es jeweils, mit den drei geplanten Gehegen im Dorfwald Schwarzenburg solle es den Berner Bären künftig möglich sein, «ein Leben in voller biologischer Fülle» zu ermöglichen. Dazu gehöre auch die Fortpflanzung.

Im Berner Bärenpark leben heute drei Bären. Kurz nach der Eröffnung des Bärenparks vor zehn Jahren wagten die Verantwortlichen das Experiment, Vater Finn und Mutter Björk mit den beiden Jungtieren Ursina und Berna zu vereinen. Wenn erwachsene Bären mit Jungtieren aufwachsen, besteht die Gefahr, dass der Vater diese angreift.

Dieses Experiment gelang teilweise: Heute leben Finn, Björk und Ursina immer noch im Bärenpark, während Berna weggegeben werden musste. Sie stritt sich ständig mit Mutter Björk. Vater Finn ist aber sterilisiert. Eine Fortpflanzung ist also nicht mehr möglich.

Dramatisch endete hingegen im Tierpark Dählhölzli 2014 der Versuch, die Bären Misha und Masha mit zwei Jungtieren aufwachsen zu lassen. Beim Spielen schüttelte Misha das Junge heftig und schleuderte es durch die Luft. Das überlebte der Kleinbär nicht. Wenige Tage später musste ein Tierarzt auch das zweite Jungtier einschläfern.

Auch mit ihm war Misha rabiat umgegangen und Masha vernachlässigte ihre Mutterrolle, wie es damals hiess. Auch Misha ist heute sterilisiert.

Eröffnung frühestens 2024
Eingeladen zur Medienkonferenz in Bern hatte die Wirtschafts- und Tourismusförderungsorganisation GantrischPlus. Ihr Geschäftsführer Flückiger sagte weiter, derzeit befänden sich die Ideen im Stadium des Vorkonzepts. Im April sollen diese Arbeiten abgeschlossen werden.

Die Rückmeldungen der kantonalen Ämter zum Vorprojekt hätten ergeben, dass der gewählte Standort Dorfwald Schwarzenburg als geeignet erachtet werde. Es brauche aber noch eine Überbauungsordnung und die Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr gilt als «knapp genügend».

Anfang des kommenden Jahres soll laut Flückiger eine Stiftung die weiteren Arbeiten übernehmen. Es wird darum gehen, ein touristisches Konzept zu erarbeiten, die Finanzierung zu sichern und den Bau der Anlage zu organisieren. Frühestens 2024 wird die 50'000 Quadratmeter grosse Anlage Bärenpark Gantrisch eröffnet. (sda)