Natürlich ist das Ganze ein weiterer origineller Werbegag aus Graubünden. Einer aber, der in aller Konsequenz durchgezogen wird:Das Fotografierverbot gilt tatsächlich, wie die 500-Seelen-Gemeinde Bergün/Bravuogn am Dienstag mitteilte. Die Gemeindeversammlung hat am Montagabend beschlossen, mit einem neuen Gesetz ein «gemeindeweites und herzliches Fotografierverbot» zu erlassen. Das Verbot wurde mit 46 zu 2 Stimmen überaus klar verabschiedet.

Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass schöne Ferienfotos auf Social Media die Betrachter unglücklich machten, wenn diese gerade nicht am abgebildeten Ort sein könnten, schreibt die Gemeinde. Die Gefahr bestünde in Bergün im besonderen Masse, weil das auf knapp 1400 Metern über Meer gelegene Dorf im Albulatal besonders schöne Landschaften zu bieten habe.

«Wir möchten die Menschen ausserhalb der Gemeinde nicht mit Fotos unglücklich machen und laden sie herzlich ein, Bergün selbst zu besuchen und zu erleben», wird Gemeindepräsident Peter Nicolay in der Mitteilung zitiert.

Busse bei Zuwiderhandlung
Offenbar ist man in Bergün gewillt, das Verbot durchzusetzen. Die Gemeinde behalte sich vor, bei Zuwiderhandlungen eine Busse von fünf Franken zu erheben, heisst es. Das Bussgeld soll vollumfänglich dem Alpenschutz im Albulatal zufliessen.

Eine private Sicherheitsfirma, welche heute schon als Dorfpolizei tätig ist, wird die Bussen erheben. Im malerischen Dorf mit seinen grossen Engadinerhäusern steht bereits ein halbes Dutzend Fotografier-Verbotsschilder.

Selbst Bergün-Fillisur-Tourismus befolgt das Verbot und wollte auf Anfrage keine Fotos von Dorf und Landschaft an die Medien senden.«Das Verbot ist rechtskräftig. Wir halten uns daran», sagte Tourismusdirektor Marc-Andrea Barandun der Nachrichtenagentur sda.Von den Twitter-, Instagram- und Facebook-Accounts der Tourismusorganisation seien alle Fotos schon entfernt, als nächstes werde die Homepage bereinigt.

Barandun kann mit dem Verbot gut leben. «So müssen die Leute selber herkommen, um zu sehen, wie schön es hier ist», sagt er. Und wenn die Besucher dann vor Ort seien, hätten sie ein viel schöneres Erlebnis, wenn sie nicht dauernd Fotos schiessen würden. (sda/pt)