Wie die Flughafenbetreiberin am Mittwoch mitteilte, hat sie sich nach dem Konkurs des wichtigsten Kunden SkyWork Airlines intensiv mit der Zukunft auseinandergesetzt. Zwei Optionen hat das Führungsorgan der Flughafen Bern AG verworfen. Kein Thema ist für den Verwaltungsrat das Ende des Flugbetriebs. Ebenfalls Nein sagt er zu einer Flucht nach vorne mit der Akquisition von Billigairlines. Das würde faktisch einen Pistenneubau bedingen. Ein solcher wäre unwirtschaftlich und hätte nur geringe Realisierungschancen.

Deshalb setzt der Verwaltungsrat auf eine Zukunft als öffentlichen Regionalflughafen - mit öffentlichem Verkehr, Verkehr im besonderen öffentlichen Interesse, Allgemeiner Luftfahrt sowie mit Arbeitsplätzen in der Luftfahrtindustrie und digitale Mobilität. Mit öffentlichem Verkehr ist die Anbindung an europäische Städte durch mindestens eine Hub-Verbindung gemeint. Die Flughafen Bern AG will also versuchen, eine Fluggesellschaft dazu zu bringen, Bern an grosse internationale Flughäfen wie München oder Frankfurt anzubinden. Mit öffentlichem Verkehr sind auch saisonale Charterflüge gemeint.

Beim Stichwort Verkehr im besonderen öffentlichen Interesse denkt die Flughafen-Spitze an Regierungsflüge, Militärtransporte und ähnliches. Mit der Allgemeinen Luftfahrt ist etwa die Sportfliegerei und die Pilotenausbildung gemeint. Arbeitsplätze in der Luftfahrtindustrie sollen Tour Operators und Wartungsbetriebe bringen. In der digitalen Mobilität sieht die Flughafen Bern AG eine Zukunft als Ort, wo Drohnen, elektronische Flugtaxis und selbstfahrende Autos getestet und zertifiziert werden.

Immo-Tochtergesellschaft geplant
Damit die Flughafen Bern AG eine Zukunft hat, fordert der Verwaltungsrat Engagement der öffentlichen Hand. Die Stadt Bern könne einen Beitrag leisten, indem sie die angespannte Liquidität der Flughafenbetreiberin durch Reduktionen beim Baurechtszins entlaste. Die Stadt Bern ist Grundeigentümerin des Areals.

Der Kanton Bern könne einen Beitrag leisten, indem er in die Immobilienentwicklung mitinvestiere und an die Kosten für die öffentliche Sicherheit beitrage. «Angesichts der öffentlichen positiven Effekte des Flughafens wäre es (. . .) angezeigt, dass er sich an der Flughafen Bern AG stärker beteiligen würde.»

Dem Verwaltungsrat schwebt ein partnerschaftliches Engagement von Privaten und der öffentlichen Hand vor – ein Private Public Partnership-Projekt. In diesem Sinn will er eine Flughafen BRN Infrastruktur AG schaffen, eine Tochtergesellschaft, die für Investitionen in die Immobilienentwicklung da sein soll.

An der vierten Ausbauetappe hält der Verwaltungsrat fest – allerdings in modifizierter Form. Mit der vierten Ausbauetappe will der Flughafen den Linien- und Charterverkehr von der Kleinfliegerei trennen. Dafür plante er gemäss den ursprünglichen Vorstellungen einen Rollweg, Flugzeug-Abstellflächen, ein Betriebsgebäude und Werkstätten.

Defizit von einer Million
Das Jahresergebnis 2018 der Flughafen Bern AG weist ein Defizit von rund einer Mio. Franken aus. Die Flughafenbetreiberin rechnet auch für 2019 mit «tiefroten» Zahlen.

Dank strikter Kostenkontrolle, einer weiteren Personalrestrukturierung und flankierender Massnahmen könne die Liquidität gesichert werden. Der Businessplan 2024 zeige, dass der reine Betrieb in allen Szenarien – von bestmöglich zu schlechtestmöglich – finanziert werden könne.

Ryf kommt von Payerne nach Belp
Der neue Flughafendirektor Urs Ryf ist derzeit als selbständiger Unternehmensberater in der Aviatik tätig und amtet seit 2017 als Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer von swiss aeropole. In dieser Funktion habe er den Flughafen Payerne positioniert, heisst es.

Als ehemaliger Betriebschef (COO) von Skyguide und ehemaliger Projektleiter für die Finanzierung der Regionalflugplätze kenne Ryf die regionale Aviatik und Bern-Belp bestens, heisst es in der Mitteilung.

Bis zum Stellenantritt von Ryf am 1. Juli führt weiterhin Finanzchef Martin Leibundgut interimistisch die Geschäfte. Der bisherige Flughafendirektor Mathias Gantenbein hatte im November seine Demission per Mitte Februar bekanntgegeben. (sda)