«Wir fliegen 2019 gegen einen erheblichen zusätzlichen Kostenblock an», sagte Swiss-Finanzchef Michael Niggemann am Donnerstag am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

So würden früher abgeschlossene Absicherungsgeschäfte für die Treibstoffkosten allmählich auslaufen. Damit würden die Aufwendungen für Kerosin um über 100 Millionen Franken höher ausfallen als im vergangenen Jahr, auch wenn der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau bliebe, sagte Niggemann.

Im vergangenen Jahr hatte die Swiss massiv von den Treibstoffabsicherungen profitiert. Obwohl der durchschnittliche Rohölpreis im 2018 um ein Drittel gestiegen sei, sei bei der Swiss die Tankrechnung nur um etwa 14 Prozent oder 120 Millionen Franken teurer geworden.

«Hätten wir diese Absicherungen nicht gehabt, wären die Treibstoffkosten nochmals um rund 120 Millionen Franken höher gewesen», sagte Niggemann. Der Effekt der Absicherungen flache sich aber heuer ab.

Neuer Chaos-Sommer zu erwarten
Zudem dürfte das erwartete Chaos im europäischen Luftverkehr im Sommer wieder happige Zusatzkosten einbrocken. Im vergangenen Jahr hatten die zahlreichen Verspätungen und Annullierungen von Flügen einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag verschlungen. «Das könnte auch 2019 der Fall sein», sagte Niggemann.

«Wir sehen keine signifikante Besserung im europäischen Luftraum für diesen Sommer», sagte Swiss-Chef Thomas Klühr. Die europäische Luftfahrtinfrastruktur halte mit dem Anstieg der Passagiervolumina nicht mit.

Im letzten Sommer hatten Streiks von Fluglotsen, ungünstiges Wetter und strukturelle Probleme an den Flughäfen für ein Chaos am Himmel und am Boden gesorgt. Alleine bei der Swiss seien über ein Viertel der Flüge 15 Minuten und mehr verspätet gewesen.

1'082 Flüge seien annulliert worden, sagte Klühr. Eine schnelle Besserung sei nicht in Sicht. Denn «Fluglotsen, die im Sommer 2018 in Deutschland nicht da waren, sind auch 2019 nicht da.» Die Ausbildung der Fluglotsen brauche eine gewisse Zeit.

Teure Gegenmassnahmen
Deshalb ergreife die Swiss eine Reihe von Gegenmassnahmen, um sich zu wappnen. So werde die Zahl der Reserveflugzeuge im Europa-Verkehr auf 6 verdoppelt und Bodenzeiten für Flugzeuge verlängert. Zudem werden zusätzliche Mitarbeiter für die operativen Bereiche bereitgestellt, sagte Klühr. Auch Prozesse sollen verbessert werden.

Diese Massnahmen könnten bis zu einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Finanzchef Niggemann. In der Folge ist ein neuer Rekordbetriebsgewinn unwahrscheinlich. Der angepasste EBIT dürfte wieder unter 600 Millionen Franken sinken nach 636 Millionen im 2018, sagte Niggemann. Das hänge aber auch vom Umsatzwachstum ab.

Trotz dem Gegenwind erwarte die Swiss für 2019 eine angepasste EBIT-Marge im zweistelligen Bereich. Im vergangenen Jahr lag die Marge mit 12 Prozent so hoch wie noch nie in der Geschichte der Swiss. (awp/sda)