Aus Tourismuskreisen, der Hotellerie und der Gastronomie höre ich immer wieder: «Wir haben keine politische Lobby in Bern.» Humbug!

Covid-Kredite, eine Härtefallregelung, ein unbürokratischer Einsatz der Kurzarbeit, eine rasche Öffnung der gesamten touristischen Wertschöpfungskette nach dem ersten Lockdown, zusätzliche finanzielle Mittel für die Nachfrageförderung, das Ermöglichen einer Wintersaison 2020/2021 – dies sind nur einige der erfolgreich erkämpften Massnahmen von elf nationalen Tourismusverbänden unter dem Dach des Schweizer Tourismus-Verbandes in den vergangenen Monaten. In meinen zahlreichen Gesprächen mit Hoteliers aus internationalen Gruppen und der Kettenhotellerie berichten mir diese einhellig, dass ihre Hotelier-Kollegen im Ausland über unsere Erfolge nur staunen. Deutschland ist de facto im Komplett-Lockdown seit November, finanzielle Entschädigungen wurden Gastro- und Hotelleriebetrieben in vielen Ländern politisch versprochen, doch angekommen ist in den Betrieben im Vergleich zur Schweiz noch wenig. Auch kürzlich im Austausch mit den Kollegen der deutschsprachigen Hotellerie- und Gastronomieverbände der Länder Luxemburg, Südtirol (Italien), Österreich, Liechtenstein und Deutschland wird dieses Bild bestätigt.

Und die politische Arbeit im Corona-Krisenmanagement geht weiter. Auf Einladung von Bundespräsident Guy Parmelin und Bundesrat Alain Berset haben elf nationale Tourismusverbände ihre weiteren Forderungen nochmals klar und deutlich am vierten Krisentourismus-Gipfel vom 5. Mai auf den Tisch gebracht: unter anderem eine Verlängerung der Härtefallregelung bis Ende 2021, Verlängerung der Kurzarbeitsmöglichkeit um sechs Monate, eine Öffnung der touristischen Wertschöpfungskette unter Einhaltung der Schutzkonzepte, Gewährleistung der Reisefreiheit und Abschaffung der Länder-Quarantänelisten sowie zusätzliche Unterstützung bei der Nachfrageförderung.

Die Corona-Krise zeigt deutlich: Wenn die Verbände des Schweizer Tourismus eng koordiniert sowie professionell zusammenarbeiten, wenn diese selbst Kooperation vorleben, wenn diese Verbände entlang der touristischen Wertschöpfungskette mit gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung aufeinander zugehen, dann erreichen wir über das politische Netzwerk viel, sehr viel für den ganzen Tourismussektor. Dieses wichtige Learning sollten wir in die Nach-Corona-Zeit mitnehmen.

Die Krise zeigt deutlich: Einzelkämpfertum führt nicht zum Ziel. Diese Erkenntnis ist etwas unbequem, denn in dem Moment zeigt sie auf, wer wirklich in der Verantwortung steht: niemand anderes als die touristischen Akteure selbst. Wer in der Politik Erfolge verzeichnen will, muss Allianzen formieren. Wenn wir touristischen Akteure uns zusammenraufen, dann können wir eine breite und auch starke politische Allianz bilden! Dies haben wir – wenn auch nicht immer, aber immer öfter – in den vergangenen Monaten bewiesen. Es hängt also weitestgehend von den Tourismusakteuren – von uns selbst – ab! Der Tourismussektor hat die gebündelte Kraft verdient und nötig!

Claude Meier ist Direktor von HotellerieSuisse.