Wir schreiben den 30. Januar 2018. Mitten im strengen und schneereichen Winter Zermatts machen sich die Bauarbeiter auf den Weg zum Klein Matterhorn. Die Bauarbeiten an der 3821 Metern über Meer gelegenen Bergstation werden nach einer kurzen Winterpause wieder in Angriff genommen. Doch bevor der Bau voranschreiten kann, müssen zuerst umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden. Die Baugrube versinkt unter einer fast vier Meter dicken Schneeschicht. Auf dem Umschlagplatz in Laghi Cime Bianche (IT), wo das Baumaterial vorbereitet und zwischengelagert wird, sieht es nicht anders aus. Auch hier muss zuerst mit schwerem Gerät das Baumaterial freigelegt werden.

Nachdem die Schneeräumung mehrere strenge Arbeitstage gefordert hat, können endlich die nächsten Schritte zur Fertigstellung der Bergstation in Angriff genommen werden. Mitte Februar wird somit die Schalung und Betonierung des hinteren Stehers vollendet, damit die elektromechanischen Teile der 3S Bahn verbaut werden können. Doch bis in den Frühling hinein bestimmen die Wetterkapriolen den Fortschritt des Baus. Stürme mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 km/h und Tagestemperaturen von -32°C erschweren den Bau beträchtlich und der Bautrupp wird etliche Male im Zeitplan zurückgeworfen. Immer wieder sind umfangreiche Schneeräumungsarbeiten nötig. [IMG 5]

Während einem Monat zwischen Mitte April und Mitte Mai können sämtliche elektromechanischen Teile verbaut werden. Das Herzstück mit den zwei zehn Tonnen schweren Elektromotoren besteht aus über 10‘000 Einzelteilen. Diese wurden im Werk des Seilbahnherstellers Leitner ropeways in Sterzing in Südtirol gefertigt und vormontiert. Nach dem diese wiederum in transportable Einheiten zerlegt wurden, wurden sie von Südtirol über Italien nach Cervinia und weiter zum Matterhorn Glacier Paradise transportiert und endgültig montiert. Die beiden Elektromotoren mussten ebenfalls aufgrund ihres Gewichts zerlegt werden, bevor sie mit dem Baukran an Ort und Stelle gehievt werden konnten.

3S Bahn sollte planmässig im Herbst eröffnet werden
In der Talstation «Trockener Steg» ist der Rohbau bereits beendet und der Innenausbau ist weit fortgeschritten. Momentan werden die elektromechanischen Teile der Garagierung montiert. Diese ist nötig, dass man die Gondeln der 3S Bahn, wenn sie nicht in Betrieb ist, von den Seilen nehmen kann und in der Garage vor Wind und Wetter geschützt unterstellen kann. Zurzeit sind die letzten Einstellarbeiten an der Garagierung und an den Weichen im Gange. [IMG 7]

Obwohl sich die Arbeiten an der Talstation bald dem Ende nähern, gibt es noch viel zu tun bis zur Eröffnung. In der Bergstation werden bis Mitte Juli die Montage des Dachriegels beendet, damit der Holzbauer die Aussenschale der Bergstation in Angriff nehmen kann. Weiter werden die Arbeiten am Kommandoraum in den nächsten Wochen beendet. Die nächsten grösseren Etappen bilden der Ausbau des Maschinenraums und die Fertigstellung des Seilzugs. Es steht also noch ein letzter, aber strenger Bausommer an. Solange das Wetter mitspielt, und die Bauarbeiten nicht weiter verzögert werden, kann die neue 3S Bahn im Herbst nach drei intensiven Baujahren eröffnet und in Betrieb genommen werden. Die Zermatt Bergbahnen AG kann somit einen weiteren Meilenstein der Bergbahngeschichte abschliessen: Die höchste Baustelle Europas wird zur höchsten 3S Bahn der Welt, an einem der schönsten Ausflugsberge der Welt.

Über die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative sind online unter blog.matterhornparadise.ch zu finden.

Sandra Stockinger