Die Schweizer Reisbranche hat den Corona-Schock überwunden. Nach den beispiellosen Umsatzverlusten in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 dürften die rund 800 Reiseveranstalter und Reisebüros in der Schweiz im laufenden Jahr schon wieder so viel umsetzen wie 2019.

«Bei den Passagierzahlen sind wir zwar noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Krise, bei den Umsätzen aber schon», sagte Martin Wittwer, Präsident des Schweizer Reiseverbands (SRV), am Mittwoch an einer Medienkonferenz des Verbands in Zürich. Hochrechnungen des SRV für 2023 zeigen, dass die Passagierzahlen noch 10 Prozent hinter 2019 zurückbleiben werden. Gleichzeitig seien Badereisen im Vergleich mit dem letzten Vor-Corona-Jahr aber um 10 Prozent teurer geworden, so der SRV-Präsident. Bei Flügen seien es gar 15 bis 20 Prozent, wie die Zahlen der Swiss zeigten.

Somit dürften die Schweizer Reisebüros beim Umsatz das Niveau von 2019 wieder erreichen. Konkret erwartet Witter 2,5 Milliarden Franken, was rund 20 Prozent mehr als letztes Jahr. Dies bedeute auch, dass jede vierte Ferienreise ins Ausland durch einen Reiseveranstalter oder ein Reisebüro organisiert wird. Bei Flugreisen sind es rund die Hälfte.

Herr und Frau Schweizer wollen wieder ans Meer
Ein Rückblick auf den Sommer zeigt ausserdem, dass es Schweizerinnen und Schweizer nach der Pandemie wieder ans Meer zieht. «Die beliebtesten Destinationen sind Griechenland, die Türkei und Spanien», wie SRV-Geschäftsführerin Andrea Beffa ausführte.

«Auch das Herbst- und das Wintergeschäft dürfte wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen», so Beffa weiter. Die beliebtesten Reiseziele für den Herbst seien Ägypten, die Kanaren und Zypern. Im Winter zieht es Herrn und Frau Schweizer dann vornehmlich nach Thailand, auf die Malediven und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Weitere Preisanstiege erwartet die SRV-Geschäftsführerin im laufende Jahr nun nicht mehr. Der Hauptgrund dafür sei, dass der Wettbewerb wieder anziehe.

Dennoch beschäftigen Inflation und steigende Preisen die Branche. Ein Umfrage des SRV unter Mitgliedern zeigt, dass die Reisebüros das Thema aktuell zu den drei grössten Herausforderungen zählen. Die Mittelschicht könnte künftig weniger Geld fürs Reisen zur Verfügung haben, gab auch SRV-Präsident Witter zu bedenken.

Fachkräftemangel als Herausforderung
Auch die Probleme bei den Airlines an den Flughäfen belasten die Branche. Rund die Hälfte aller Flüge hätten derzeit Verspätung, so Beffa. Das führe teilweise dazu, dass Anschlussflüge verpasst würden. Die Ursachen dafür seien der Fachkräfte-Mangel und Streiks im Flugbetrieb. Aber auch die Reisebüros selbst leiden nach den vielen Entlassungen während der Pandemie weiter an Personalengässen. Der SRV-Umfrage zufolge sehen sie dies derzeit gar als grösste Herausforderung der Branche.

Stetig an Bedeutung gewinnt zudem das Thema «Nachhaltigkeit». Den Reisebüros zufolge beeinflusst das Thema zwar das Kundenverhalten derzeit noch nicht gross. Der Verband selber wolle aber deutlich nachhaltiger werden, betonte Beffa. «Ein Sensibilisierung findet statt und für uns ist es ein wichtiges Thema», sagte sie. So soll ein Standard für die Berechnung des CO2-Austosses für Auslandreisen geschaffen werden. Dieser soll dann Reisebüro-Kunden eine Basis bieten, um besser entscheiden zu können, wie umweltfreundlich sie reisen wollten, so Beffa. (keystone-sda)