Christian Laesser ist Professor für Tourismus und Dienstleistungsmanagement an der Universität St. Gallen.

Finanzierungen im Tourismus sind risikobehaftet, und dies aus zwei Gründen: Touristische Dienstleistungen sind anlagelastig, und der Cashflow als zentrale Bemessungsgrundlage für Finanzierungen ist infolge hoher Fixkostenanteile weitgehend eine Funktion schwankender Erträge.

Neben Bankenfinanzierungen sieht man nur in Einzelfällen Alternativen, so zum Beispiel Mäzenatentum (meist Eigenkapital), Crowdfunding (Eigenkapital) oder -lending (Fremdkapital) oder immobiliengetriebene Quersubventionierungen als Ansatz zur Finanzierung eines in der Basis ertragsschwachen Kerngeschäfts. Erwähnenswert sind auch Bündelungen einzelner Beteiligungen und Kredite und deren Verkauf in Form von Fonds.

Mäzene erwarten für ihr Risiko bestenfalls eine geringe Entschädigung und geben sich meist mit einer schwarzen Null auf Stufe Ebitda zufrieden. Sie versprechen sich mehr als nur finanziellen Nutzen aus einem solchen Engagement. Crowdfunding oder -lending senkt die Verfahrenskosten einer Finanzierung und erlaubt deshalb auch kleine Stückelungen, verringert aber Risikokosten nur im Fall einer breiten Diversifikation. Immobiliengetriebene Quersubventionierungen sind alles andere als nachhaltig – ausser Boden wäre beliebig vermehrbar. Und die Bündelung von Krediten in Fonds zur Risikoentschärfung hat, wie in der Finanzkrise gezeigt, ihre Grenzen.

Der risikounabhängige Preis für Geld ist derzeit null. Als preisbestimmend verbleiben damit die Risikokosten sowie die mit einer Finanzierung verbundenen Verfahrenskosten, beispielsweise Bankgebühren.

Wer ist bereit, Risiken touristischer Finanzierungen zu tragen, ohne hierbei eine reine Anlagesicht zu haben? Es sind Personen, welche sich emotional einem Leistungsträger nahe fühlen oder welche von einer Leistung direkt profitieren und deshalb durch deren Ausfall einen eigenen Verlust empfinden. Vielleicht müssten sie bei einem Ausfall sogar Wertverluste bei eigenen Vermögenswerten (beispielsweise Zweitwohnungen) in Kauf nehmen. Zwei Fragen stehen also im Vordergrund. Erstens: Wie können solche Mittel effizient eingesammelt und verwaltet werden? Und zweitens: Wie können solche Personen als Finanzierungspartner gewonnen und für ihre Risiken aus Sicht des Unternehmens möglichst kostenneutral kompensiert werden?

In Sachen Finanzierungsinstrument denke ich an eine handelbare nachrangige Nullcouponanleihe mit langer Laufzeit (beispielsweise 30 Jahre), jedoch schon frühzeitig kündbar (beispielsweise nach 5 Jahren). Personen, welche einen entsprechenden Werttitel besitzen, sind zum Bezug exklusiver Leistungen berechtigt. Ein Gast kauft sich also mit einem Werttitel für eine beliebige Zeit in ein werthaltiges Leistungssystem ein, mit dem Wissen, diesen Werttitel auch wieder verkaufen zu können.

Die Prozesse rund um die Administration sowie den Handel mit diesen Werttiteln können auf einer digitalen Plattform gebündelt werden; diese ist im Idealfall sogar Teil des CRM des Unternehmens.

Risiken sollten mit eigenen sachlich und emotional werthaltigen Leistungen abgegolten werden. Man suche hierzu nach zu eliminierenden Störfaktoren («Pains») und zu gewinnenden Vorteilen («Gains») und stelle diese den Finanzierungspartnern exklusiv zur Verfügung. Gefragt sind also Leistungen, welche aus deren Sicht neu und exklusiv sind (etwa frühmorgendliches Neuschneefahren), Knappheit eliminieren oder jederzeit Zugang zu knappen Angeboten garantieren (zum Beispiel gute Tische in Restaurants oder spezifische Zimmer in Hotels) oder Risiken minimieren (indem etwa ein eigenes Preissystem für diese Personen geschaffen wird). Die Finanzierungspartner müssen spüren, dass auch sie als Partner exklusiv sind.

Gerade in Zeiten tiefer Zinsen kann diese Finanzierungsform interessant sein: Der Gast zahlt einmal in eine Beziehung («ich finanziere, also gehöre ich dazu») statt immer wieder in eine Transaktion («ich bezahle für eine Leistung, und der Rest interessiert mich nicht»). Und damit entsteht auch eine langfristige, freiwillige und hoffentlich für beide Seiten nachhaltige Beziehung.