In den GAV-Verhandlungen mit der Swiss waren nicht nur Lohn und Pensionskasse ein Thema. Gemäss Kilian Kraus, Präsident des Cockpit-Personalverbands Aeropers, waren die Piloten auch zu verordneter Teilzeit, Lohn- und Pensionskassen-Abzügen bereit. Die Swiss habe – je nach Szenario – eine Reduktion der Ausgaben von über 45 Prozent für das Cockpit-Personal angepeilt.

«Das ging uns zu weit», sagte Kraus am Freitag im Interview mit den CH-Media-Zeitungen. Der Deutsche fliegt als Kapitän für die Swiss-Schwesterairline Edelweiss. Das Kabinenpersonal und die Edelweiss-Piloten hatten sich davor mit der Firma auf neue Verträge geeinigt.

Aufruf an die Politik
Kraus hofft nun auf Unterstützung aus der Politik: «Wir wünschen uns, dass die Schweizer Luftfahrtstiftung der Swiss empfiehlt, mit uns nochmals an den Verhandlungstisch zu sitzen.» Denn die Stiftung sei schliesslich geschaffen worden, um die Einhaltung des Kreditvertrags zu überwachen.

Der Aeropers-Präsident warnt jedoch vor einer Ungleichbehandlung der Schweiz durch den Lufthansa-Konzern: «Doch nun bahnt sich an, dass wir mehr abgeben sollen als unsere Kollegen in Deutschland.» Die Forderungen der Swiss seien eine gravierende Ungleichbehandlung. «Das sollte auch der Politik zu denken geben.»

Kündigungsschutz
Einen Trumpf haben die Piloten noch in den Verhandlungen: Ihr Kündigungsschutz läuft bis 2023, wie Kraus bestätigte – also ein Jahr über das Ende des GAV hinaus. Trotz dieser relativ komfortablen Ausgangslage seien sich die Piloten aber bewusst, dass die Swiss möglicherweise nicht ohne Entlassungen durch die Krise kommen wird.

«Aber wir möchten die Zusicherung, dass die eigenen Piloten wieder eine Anstellung erhalten, wenn sich der Markt erholt, und nicht dass günstigere Piloten von extern geholt werden,» fordert Kraus.

Halbierung laut Swiss kein Thema
Die Swiss wehrt sich gegen Aussagen des Aeropers-Chefs im Interview. Die Fluggesellschaft stehe jederzeit für Gespräche zum neuen GAV zur Verfügung, sagte eine Sprecherin gegenüber AWP. Es brauche aber Lösungen für den Personalüberbestand und Einsparungen beim durchschnittlichen Personalaufwand.

Und weil man sich über deren Grössenordnung nicht einig geworden sei, wolle man die Angelegenheit nun anhand eines neuen Anschluss-GAV verhandeln. «Korrekt ist, dass es Lösungen braucht, um den Personalaufwand in der Krise zu senken, nicht aber, diesen zu halbieren», sagte sie.

Swiss verletze mit der ordentlichen Kündigung des GAV ausserdem keinerlei parlamentarische Auflagen zur Kreditvergabe. Sie stehe nach wie vor zu 100 Prozent zum Versprechen, mit allen Sozialpartnern sozialverträgliche Lösungen zu suchen, sofern ein Personalabbau unvermeidlich werde. Eine Wiederanstellung von allfällig Entlassenen unterstütze die Swiss. (awp sda og)